Interview mit Dr. Fadi Atrash, leitender Direktor des Auguste-Viktoria-Krankenhauses in Ostjerusalem
(LWI) – Am zehnten Tag des Krieges in Israel-Palästina nehmen die Sorgen um das Schicksal der Zivilbevölkerung zu. Mehrere tausend Menschen wurden Berichten zufolge getötet und verletzt, und Hunderttausende werden innerhalb des Gazastreifens vertrieben. Der Krieg betrifft auch die Patientinnen und Patienten und das Personal des Auguste-Viktoria- Krankenhauses (AVH) in Ostjerusalem.
Das AVH, das im Besitz des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist und auch von diesem betrieben wird, ist spezialisiert auf die Behandlung von Krebserkrankungen und verfügt ebenfalls über eine Dialysestation. Viele Patientinnen und Patienten haben keinen Zugang zu lebensrettenden Behandlungen oder sitzen im Hospital fest und müssen erleben, wie es in ihrer Heimat zu einer humanitären Katastrophe kommt.
In diesem Interview spricht Fadi Atrash, leitender Direktor des Hospitals, über die humanitäre Lage im Gazastreifen und die Auswirkungen des Krieges auf die Patientinnen und Patienten und auf das Personal.
Dr. Fadi, wie beschreiben Sie die aktuelle Situation im Krankenhaus?
Wir befinden uns in einer Notfallsituation und wissen nicht, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Ich habe im Krankenhaus ein Notfallteam zusammengestellt, das unsere Arbeit koordiniert. Wir verfügen über genügend Personal hier, um 24 Stunden rund um die Uhr den Betrieb des Hospitals garantieren zu können. Auf diese Weise müssen nicht so viele Mitarbeitende zwischen dem Krankenhaus und den Orten im Westjordanland pendeln, wo sie wohnen. Diese Fahrten zwischen dem Wohnort und dem Krankenhaus werden aufgrund der zunehmenden Siedlergewalt im Westjordanland immer gefährlicher.
Wir verfolgen eine rein humanitäre Mission. Wir sind auf der Seite unserer Patientinnen und Patienten und derjenigen Menschen, die von dem Krieg und dem Konflikt betroffen sind.