Weihnachtsbotschaft: Zum Abenteuer des Evangeliums berufen

18. Dez. 2023

Der Präsident des LWB, der dänische Bischof Henrik Stubkjær, erinnert uns daran, dass Weihnachten vor allem ein Aufruf zum Handeln ist, um Licht und Hoffnung in die dunkelsten Orte unserer Welt zu bringen.

Foto: Faizan/Unsplash

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Bischof Stubkjær fordert Christinnen und Christen auf, Licht und Hoffnung in die dunkelsten Orte der Welt zu bringen

(LWI) – Von der Dunkelheit zum Licht, von der Verzweiflung zur Hoffnung. Die Ankunft Christi an Weihnachten ist eine Einladung zum Abenteuer des Evangeliums, ein Aufruf zum Handeln, um Licht und Hoffnung in die dunkelsten Orte unserer heutigen Welt zu bringen. In seiner ersten Weihnachtsbotschaft als Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) denkt Bischof Henrik Stubkjær über die Worte aus dem Johannesevangelium nach: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen”.

Er stellt fest, dass in seinem Land, Dänemark, die Dunkelheit dieser Winterzeit einen großen Teil des Tages und der Nacht beherrscht. „Diese physische Finsternis“, sagt er, „untermauert die Finsternis, der wir jeden Tag in den Nachrichtenmedien begegnen, wenn wir über das Böse und das menschliche Leid berichten, das den einfachen Menschen [....] in Ländern wie der Ukraine, Palästina/Israel, Sudan, Venezuela und Myanmar zugefügt wird, um nur einige Beispiele zu nennen.“

Das menschliche Böse breitet sich in unserer Welt weiter aus, meint er; deshalb „brauchen wir Gottes Eingreifen, wir brauchen den Neuanfang, den der Advent verspricht.“ Das Weihnachtsevangelium, so fährt er fort, „ist ein Aufruf, unsere Augen zu öffnen, um Gott an unerwarteten Orten zu sehen“. Es ist „ein Aufruf zum Handeln, dass wir als Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung und des aktiven Handelns mit der Liebeserklärung Gottes hinausgehen können in die Welt“.

Die Weihnachtsbotschaft im Wortlaut:

Zum Abenteuer des Evangeliums berufen

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. Johannes 1,5  

In den ersten Versen des Johannesevangeliums erzählt uns der Evangelist eine Schöpfungsgeschichte: Eine Geschichte über Gott, der das Universum erschaffen hat, der das Leben ist und der es großzügig an die ganze Schöpfung weitergibt. Hieraus erwächst die Verkündigung, dass Gottes Schöpfung durch Christus, Gottes eigenen Sohn, weitergeht, der zur Erde kam als göttliches Licht, das die Dunkelheit durchdringt. Wir alle sehnen uns von ganzem Herzen danach, diese göttliche Verkündigung der Hoffnung selbst auch zu erfahren – zu erleben, dass das Licht auf unsere Erde kommt und dass „die Finsternis es nicht ergreift.“  

Für uns auf der Nordhalbkugel ist die Dunkelheit in der aktuellen Jahreszeit sehr präsent. In meinem Heimatland wird es morgens erst gegen 8:30 Uhr hell und schon am Nachmittag beginnt wieder die Dämmerung. Diese physische Finsternis findet ihre Entsprechung in der Finsternis, die uns jeden Tag in den Nachrichten und Medien begegnet. Dort hören wir von dem Bösen und von dem Leid, das gewöhnlichen Menschen überall auf der Welt angetan wird, zum Beispiel den Menschen in der Ukraine, in Palästina/Israel, im Sudan, in Venezuela und in Myanmar, um nur einige zu nennen.  

Auf der Vollversammlung in Krakau, Polen, haben wir von der Verfolgung gehört, der unsere Mitgliedskirchen und andere christliche Gläubige in Asien, dem Nahen Osten und in anderen Regionen der Welt ausgesetzt sind. Wir haben im Rahmen unseres Vollversammlungsprogramms das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besucht und dort gesehen, wohin Hass und Ausgrenzung führen können. Wir haben im Namen der ganzen Kirchengemeinschaft einen Kranz niedergelegt und auf die Schleife die Worte geschrieben: Nie wieder!  

Trotzdem erleben wir, dass sich die menschliche Boshaftigkeit weiter ausbreitet. Der Geschmack der verbotenen Frucht wirkt noch nach und führt zu einer Entfremdung zwischen Gott und den Menschen und auch unter den Menschen selbst. Wir brauchen eine Intervention Gottes. Wir brauchen den Neuanfang, den uns der Advent verheißt. Wir müssen hören, was wir uns nicht selbst verkündigen können: Gott ist mit seiner Liebe und Gnade zu uns gekommen. Die Kluft zwischen Gott und den Menschen ist durch das Kommen Christi überwunden, und die Finsternis hat ihre Macht verloren!  

Das Weihnachtsevangelium ruft uns auf, unsere Augen zu öffnen und Gott an unerwarteten Orten hier unter uns zu entdecken und Quellen der Hoffnung zu erkennen. Es ist ein Aufruf zum Handeln, dass wir als Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung und des aktiven Handelns mit der Liebeserklärung Gottes hinausgehen können in die Welt. Die Freude und der Friede der Weihnachtszeit werden besonders intensiv, wenn wir sie gemeinsam erleben.  

In einem Männerwohnheim der Diakonie für sozial ausgegrenzte Menschen habe ich einmal erlebt, wie zwei Männer dem Leiter der Einrichtung zum Geburtstag einen Blumenstrauß überreicht und ein Gedicht vorgetragen haben. In dem Gedicht hieß es:  

„Es ist unmöglich“, sagte der Stolz  
„Es ist riskant“, sagte die Vernunft  
„Es ist sinnlos“, sagte die Erfahrung  
„Lasst es uns versuchen“, sagte das Herz  

Diese zwei Männer hatten in der Gesellschaft kein hohes Ansehen, aber sie hatten verstanden, was es bedeutet, wenn Gott in unsere Welt hereinbricht: Weihnachten ist das Fest der Liebe. Wenn das Licht Gottes durch Christus ein Herz berührt, dann schlägt Hoffnung Wurzeln und wir finden den Mut, die neue göttliche Wirklichkeit zu leben, die durch Christus in der Welt wohnt. Wir sind berufen, dieses Licht auch an die dunkelsten Orte zu tragen.  

Es ist nicht einfach zu verstehen – aber lasst es uns versuchen. Es ist nicht immer einfach, danach zu leben – aber lasst es uns versuchen. Gott beruft uns zu dem Abenteuer des Evangeliums. 

Mit den besten Wünschen für eine fröhliche Weihnachtszeit. Möge der weihnachtliche Friede einen Platz in unseren Herzen finden. 

Bischof Henrik Stubkjær 
Präsident des Lutherischen Weltbundes 

LWB/P. Hitchen