Unterstützung von Friedensbemühungen und Demokratieförderung

29. Jun. 2016
Daniëlle Dokman bei einer Eingabe während der Ratstagung. Foto: LWF/M. Renaux

Daniëlle Dokman bei einer Eingabe während der Ratstagung. Foto: LWF/M. Renaux

Resolutionen der Ratstagung 2016

WITTENBERG, Deutschland/GENF, 27. Juni 2016 (LWI) – Der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat bei seiner Tagung vom 15. bis 21. Juni in Wittenberg, Deutschland, seine Mitgliedskirchen aufgerufen, sich vermehrt für die Förderung ganzheitlichen Lebens, Frieden, Demokratie und Inklusion einzusetzen.

Das Leitungsgremium diskutierte und verabschiedete verschiedene Empfehlungen für Resolutionen vom Ausschuss für Advocacy und öffentliche Verantwortung.

Außerdem wurde dem Studiendokument mit dem Titel „Am Anfang war das Wort: Die Bibel im Leben der Lutherischen Gemeinschaft“ („In the Beginning was the Word: The Bible in the Life oft he Lutheran Communion“) zugestimmt. Die Mitgliedskirchen wurden aufgerufen, sich mit dem Bericht „Früchte tragen: Auswirkungen der Versöhnung 2010 zwischen Lutheranern und Mennoniten/Anabaptisten“ („Bearing Fruit: Implications of the 2010 Reconciliation between Lutherans and Mennonites/Anabaptists“) zu befassen.

Der Rat bestätigte die Notwendigkeit von vertieften Gesprächen der lutherischen Gemeinschaft über ihr Selbstverständnis und über die Ressourcen, die den verschiedenen Arbeitsbereichen zur Verfügung gestellt werden.

Leben in Fülle

Die LWB-Resolution zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung beschreibt die 17 Ziele, die im September 2015 verabschiedet wurden, als universell und gültig für alle UN-Mitgliedsländer. Der LWB bringe einen Mehrwert bezüglich des Ziels eines Lebens „in Fülle“ ein. Der Rat ermutigt die Mitgliedskirchen, sich in der Lobbyarbeit bei Regierungen und in der Privatwirtschaft für die Ausfinanzierung der Ziele für nachhaltige Entwicklung einzusetzen, die bis 2030 umgesetzt sein sollen. Die Kirchen selbst sollten sich stark machen für Strategien und Prozesse, die beispielsweise Armut und Hunger verringern, gute Bildung fördern oder Geschlechtergerechtigkeit fördern.

Der Nahe Osten und die christliche Präsenz

Der Rat forderte die LWB-Mitgliedskirchen auf, die christliche Präsenz im Nahen Osten zu unterstützen. Dort tut die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land „unter schwierigen Bedingungen“ ihren Dienst. Der Rat forderte die Nationen der Welt auf, „gleiche Staatsbürgerschaft – mit gleichen Rechten und Pflichten – auf einer rechtlichen Grundlage sicherzustellen, die alle Ethnien und Religionen respektiert und Vielfalt anerkennt.“ Mitgliedskirchen wurden gebeten, ihre Regierungen dazu zu ermutigen, die Initiative der französischen Regierung bezüglich einer internationalen Konferenz aufzunehmen. Der Vorschlag stützt sich auf Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und der Arabischen Friedeninitiative und strebt normalisierte diplomatische Beziehungen zum Staat Israel an, sofern dieser einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967 akzeptiert.

Offener Brief an die Kirchen in Lateinamerika und der Karibik

In einem offenen Brief an die LWB-Mitgliedskirchen und Partner in Lateinamerika und der Karibik äußerte der Rat seine Besorgnis über die Bedrohung für die Demokratie in den Ländern der Region. Besonders Brasilien sei konfrontiert mit politischer Instabilität, während Venezuela sich mit den Folgen interner und externer ökonomischer Maßnahmen auseinandersetzten muss. Der Rat begleite die Kirchen im Gebet und forderte sie auf „ihr Engagement mit Liebe, Gerechtigkeit und Frieden, Versöhnung und der Vision einer besseren Welt“ zu erneuern sowie die Achtung der Menschenrechte zu fördern.

Bedrohte Identität

Der Rat verabschiedete eine seelsorgerliche Erklärung zu dem Anschlag, bei dem in einem Nachtclub in Orlando, USA, 49 Personen erschossen und weitere verwundet wurden. Sie drückt Bestürzung und Trauer aus angesichts der Vielzahl von Themen, die hier in einem Gewaltakt zusammentreffen: Hass, Waffengewalt, Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität oder religiösen Orientierung. „Wir beten für die Familien der Ermordeten und für den Attentäter, für die Verwundeten, für die LGBT-Gemeinschaft (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender), für die Gemeinschaft der Muslime, die Racheakte fürchtet. Und wir beten, dass der Friedefürst uns alle zu dem Tag geleiten möge, an dem wir alles Blutvergießen beenden.“

Lutherische Hermeneutik

Der Rat nahm den Bericht des Ausschusses für Theologie und ökumenische Beziehungen entgegen und stimmte dem LWB-Studiendokument „Am Anfang war das Wort: Die Bibel im Leben der Lutherischen Gemeinschaft“ („In the Beginning was the Word: The Bible in the Life of the Lutheran Communion“) zu. Er bekräftigte die Empfehlungen einer Gruppe von Theologinnen und Theologen, die den Prozess über fünf Jahre begleitet und das Dokument erarbeitet hatten, und empfahl es den Mitgliedskirchen zur Befassung und Umsetzung. Das Studiendokument unterstreicht die Gnadenbotschaft als Herzstück biblischen Zeugnisses und ruft dazu auf, dies in unterschiedlichen Kontexten durchzubuchstabieren. Es ruft außerdem zu theologischer Bildung auf, die Pfarrer, Lehrer, und Führungspersonen in die Lage versetzt die Schrift angemessen auszulegen.

Versöhnung mit Mennoniten

Mit Freude nahm der Rat den Bericht „Früchte tragen: Auswirkungen der Versöhnung 2010 zwischen Lutheranern und Mennoniten/Anabaptisten“ („Bearing Fruit: Implications oft he 2010 Reconciliation between Lutherans and Mennonites/Anabaptists“) entgegen und bat die Mitgliedskirchen, sich im Zuge der Nacharbeit zur Elften Vollversammlung in Stuttgart, Deutschland, mit dem Bericht zu befassen. Der Rat äußerte seine Wertschätzung gegenüber dem Institut für Ökumenische Forschung in Straßburg, Frankreich, für seine Begleitung von und Beiträge zu den bilateralen Dialogen des LWB.

Selbstverständnis und Ressourcen

Der Rat bestätigte die Notwendigkeit von vertieften Gesprächen der lutherischen Gemeinschaft über ihr Selbstverständnis und über die Ressourcen, die den verschiedenen Arbeitsbereichen zur Verfügung gestellt werden. Er stimmte dem Bericht des Ausschusses für Mission und Entwicklung zu, der zur Erkundung neuer Tätigkeitsbereiche ermutigt. Hierzu zählen die Ursachen und Auswirkungen von Migration, der Diskurs zwischen Religion und Entwicklung, die Förderung der (Kirchen-)Gemeinschaft, nachhaltige Entwicklung und neue Finanzierungsmodelle. Der Rat forderte die Mitgliedskirchen auf, die Entwicklung der LWB-Finanzen zu unterstützen und auf der Ebene vom Büro der Kirchengemeinschaft enger zusammenzuarbeiten mit der Abteilung für Weltdienst und dem Büro für Kommunikation.