Die Aufnahme dieser Lernenden in die regulären Klassen und die technische Unterstützung, die sie benötigen, um dem Lehrplan einer regulären Schule zu folgen, sei ein entscheidender Schritt, um das Stigma zu brechen, sagt Schulleiter Nating'a. „Dadurch können die Lernenden sehen, dass ‚diese Behinderung mich nicht daran hindern kann, meine Ziele zu erreichen‘. Sie sehen, dass sie es im Leben schaffen können“, fügt er hinzu.
Langfristig wird das einen großen Unterschied machen. Und wir können in Zukunft auch Lehrerinnen und Lehrer mit Behinderungen haben.
Jacon NATING’A, LWB Schulleiter, Peace Primary, Kakuma
„Aber es gibt auch einen Geist der Verantwortung. Schülerinnen und Schüler ohne Behinderungen werden zu Helfenden, die dafür sorgen, dass Lernende mit Behinderungen ihre Aufgaben bewältigen können. Langfristig wird das einen großen Unterschied machen. Und wir können in Zukunft auch Lehrerinnen und Lehrer mit Behinderungen haben“, sinniert Nating‘a.
Als normal akzeptiert zu werden
Einer, der die integrative Praxis an der Peace Primary School erlebt, ist der blinde 24-jährige Schüler Wuor Gai. Er ist älter als seine Mitschülerinnen und Mitschüler, so wie andere Flüchtlingsschüler, deren Ausbildung wegen des Konflikts, vor dem sie geflohen sind, unterbrochen wurde. Sie wollen aber jetzt die Chance zum Lernen nutzen.
2016 kam Gai mit seiner Tante als Flüchtling aus Juba im Sudan nach Kakuma und sagt, er sei zuerst in eine andere Schule gegangen, bevor er in der Peace Primary angefangen habe. „Diese Schule ist anders“, sagt Gai, der eine Braille-Schreibmaschine benutzt, während die anderen in der Klasse Handschrift üben. „Wenn ich die Schule abgeschlossen habe, möchte ich Lehrer werden“.
Das Konzept der inklusiven Bildung kann für einzelne Schülerinnen und Schüler lebensverändernd sein, aber auch auf breiterer Ebene sei ein langfristiger Gewinn von inklusiver Bildung zu erwarten, sagt Atieno Fellian Dorcas, der Schulleiter der Shabele-Grundschule. Die Schule hat etwas mehr als 3.000 Schülerinnen und Schüler, darunter auch eine Gruppe hörgeschädigter Schülerinnen und Schüler, die mit Unterstützung eines Gebärdensprachassistenten unterrichtet werden.
„Wichtig ist es, Stigmata zu vermeiden, damit die anderen Lernenden die Behinderungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler nicht als etwas Seltsames ansehen, sondern als normal. So werden sie sie auch langfristig in der Gesellschaft akzeptieren“, sagt sie.
Der LWB unterrichtet derzeit 2.174 Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen in den Grundschulen von Kakuma. Weitere 245 Kinder mit Behinderungen gehen in eine vom LWB verwaltete Vorschule oder Einrichtung zur frühkindlichen Förderung.