Eine glaubensgeleitete Perspektive für den Schutz von Geflüchteten

18. Dez. 2023

LWB, HIAS und IRW verpflichten sich zu einer Verbesserung des Schutzes geflüchteter Menschen und zu mehr sozialem Zusammenhalt durch eine vom Glauben und humanitären Grundsätzen geleitete Programmgestaltung.

Vertreter und Vertreterinnen aus dem Glauben handelnder Organisationen während des interreligiösen Frühstücks

Vertreter und Vertreterinnen aus dem Glauben handelnder Organisationen während des interreligiösen Frühstücks. Foto: LWB/C Kästner-Meyer

LWB, HIAS und IRW gehen auf dem Globalen Flüchtlingsforum eine gemeinsame Verpflichtung ein

(LWI) – Eine glaubensgeleitete Perspektive soll für den besseren Schutz Geflüchteter sorgen: Der Lutherische Weltbund (LWB) hat auf dem Globalen Flüchtlingsforum (13. bis 15. Dezember 2023) eine gemeinsame Verpflichtung für interreligiöse Maßnahmen zur Bereitstellung von Werkzeugen und Fachwissen vorgelegt, die für eine glaubenssensible Vorgehensweise sorgen soll. Gemeinsam mit Islamic Relief Worldwide (IRW) und HIAS hat sich der LWB dazu verpflichtet, humanitären Akteuren das Rüstzeug zu vermitteln, damit sie bei ihrer Arbeit mit Zwangsvertriebenen weltweit glaubenssensible Grundsätze beachten können.

Ersthelfer

Die drei Organisationen planen die Entwicklung von Schulungsmaterialien sowie praktischen Werkzeugen für humanitäre Akteure, damit die Hilfe für Geflüchtete nach glaubenssensiblen Kriterien erfolgt und diese Organisationen ein tieferes Verständnis humanitärer Grundsätze, Normen und Praktiken bekommen. Nach Konsultationen, der Gestaltung der Werkzeuge und weiterer Entwicklungsarbeit müssen sich die Schulungen in den kommenden vier Jahren an drei Standorten – jeweils in Afrika, Asien und Lateinamerika – in einer Pilotphase und unter Beteiligung von glaubensgeleiteten Akteuren, Aufnahmegemeinschaften und humanitären Organisationen bewähren.

„Es gibt einen wachsenden weltweiten Konsens darüber, dass der Respekt und die Beachtung der Glaubenstraditionen von Menschen, die von humanitären Krisen betroffen sind, überaus wichtig sind“, sagte Allan Calma, beim LWB für die Koordinierung humanitärer Aktionen zuständig.

„Lange Zeit haben humanitäre Akteure zu den aus dem Glauben handelnden Organisationen eine gewisse Distanz bewahrt, weil sie die Befürchtung hatten, dies würde dem humanitären Grundsatz der Unparteilichkeit widersprechen“, erklärte Calma. „Aber im Normalfall sind die glaubensgeleiteten Akteure die ersten, die Hilfe leisten, und diejenigen, die auch noch vor Ort bleiben, wenn die Finanzierung der humanitären Organisationen längst eingestellt wurde. Wir müssen mehr Möglichkeiten finden, um sie bei dieser kritischen Aufgabe zu unterstützen.“ 

Interreligiöses Frühstück

Am 12. Dezember 2023 haben diese drei Organisationen am Vorabend des Globalen Flüchtlingsforums, der größten internationalen Veranstaltung zur Verbesserung der Lage von Geflüchteten, zu einem interreligiösen Frühstück eingeladen. Auf diesem Event konnten die Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher, aus dem Glauben handelnder Organisationen über Beispiele von Glaubensgemeinschaften berichten, die Menschen in Not helfen. Dazu gehörte auch das Beispiel polnischer Kirchen, die Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen und ihnen für die ersten Monate nach Beginn des Krieges Unterkünfte bereitgestellt haben. Säkulare Organisationen waren ebenfalls auf der Gästeliste und haben ihre Unterstützung für diese Initiative gezeigt.

Dieses Versprechen ist eine Anschlussinitiative nach der Konferenz „Den Fremden willkommen heißen – Die Zukunft gestalten – Als Nachbarn zusammenleben“, die der LWB und seine Partner im Juni 2022 organisiert haben. Auf der Konferenz hatten mehr als 50 glaubensgeleitete Akteure, die im humanitären Bereich tätig sind, gemeinsam die Gelegenheit, sich über die Glaubensbedürfnisse von Menschen in Krisensituationen auszutauschen. Jetzt besteht der nächste Schritt darin, dieses Beispiel in der praktischen humanitären Arbeit umzusetzen.

Vertriebenenzahlen so hoch wie nie

Es gibt weltweit 114 Millionen Menschen, die aufgrund von Konflikten oder Naturkatastrophen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Diese Zahl gab Filippo Grandi, Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, während seiner Eröffnungsrede bekannt. Diese Zahl, so Grandi, stehe für „zerschlagene Träume, zerstörte Leben und enttäuschte Hoffnungen." Allerdings sei dies auch ein Zeichen der Solidarität in den Aufnahmeländern und -gemeinschaften, die diese in Not geratenen Menschen unterstützten.

„Familien und Gemeinschaften in einer Handvoll Länder nehmen seit Jahrzehnten Geflüchtete auf, obwohl sie selbst dringend Unterstützung brauchen. Wir dürfen bei unserer Hilfe für Geflüchtete nicht die Unterstützung der Aufnahmeländer und -gemeinschaften vergessen“, sagte Allan Calma vom LWB.

Der LWB ist mit seinem für humanitäre Hilfe zuständigen Weltdienst in 26 Ländern im Einsatz und hilft weltweit 3,4 Millionen Menschen in Not.

LWB/C. Kästner-Meyer