Bibeltexte, notwendig und revolutionär
Pfarrerin Halina Radacz von der EAKP stützte ihre Predigt auf Galater 3,28: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Diese biblischen Worte sind „nicht nur immer noch relevant, sie sind auch nach wie vor revolutionär und notwendig“, sagte sie.
„Die großartige Predigt über die Liebe Gottes und die Gleichheit aller Menschen vor Gott wird bedeutungslos, wenn wir es nicht schaffen, diese Liebe den Menschen zu erweisen, die eine andere Hautfarbe, Sprache und Tradition haben“, sagte sie. „Die beredten Worte über Liebe verlieren ihren Wert, wenn wir darauf bestehen, die Ausgegrenzten zu ignorieren und vor den Mächtigen dieser Welt zu buckeln. Die tiefsinnigen Ansichten über Familie und die einzigartige Rolle der Frauen haben keine Bedeutung, wenn wir diese nicht als gleichberechtigte Partnerinnen im Leben und Dienst von Kirche und Gesellschaft sehen“, sagte Radacz.
Die Rolle der Frauen in der Kirche, bei Geschlechtergerechtigkeit und Bildung
Zu Beginn der vorbereitenden Konsultation der Frauen legten Frauen, die die Weihe für ein Amt in der EAKP empfangen hatten, ein beredtes Zeugnis von ihrem siebzig Jahre währenden Ringen um Anerkennung als gleichberechtigte Partnerinnen ihrer männlichen Amtskollegen im Dienste der Kirche ab.
Die Delegierten machten sich auch Gedanken zu dem vor 10 Jahren eingeführten LWB-Grundsatzpapier zur Gendergerechtigkeit und seiner anhaltenden Relevanz für Frauen ebenso wie für Männer in den LWB-Mitgliedskirchen. Es wurde deutlich, dass noch viel zu tun bleibt, um dieses Grundsatzpapier vollständig umzusetzen.
LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt spricht vor der vorbereitenden Konsultation der Frauen plangemäß am 9. September über Gendergerechtigkeit aus theologischer Sicht. Dabei bespricht sie einige der Bibelstellen und theologischen Argumente, die dazu verwendet werden, um die untergeordnete Stellung von Frauen zu rechtfertigen, und überlegt, wie Männer in die Arbeit für Gendergerechtigkeit einbezogen werden können.
Außerdem wird ein Zwischenbericht zum LWB-Studienprozess über die Erfahrungen von Frauen im ordinierten Priesteramt vorgelegt. „Der Bericht liefert Einblicke in die gelebten Erfahrungen von Frauen im Rahmen ihrer geistlichen Funktionen in der gesamten LWB-Gemeinschaft“, erklärt Marcia Blasi. „Damit soll der Weg für nachfolgende Stufen des Studienprozess bereitet und mehr Frauen dazu angeregt und bestärkt werden, sich aktiv mit ihren Geschichten einzubringen und zu erkennen, dass sie auf ihrem Weg nicht alleine sind. Die Studie unterstreicht die Verpflichtung des LWB zur Gendergerechtigkeit und zur vollen Einbeziehung von Frauen in alle Aspekte des Kirchenlebens, einschließlich des ordinierten Priesteramtes.“
Der Schwerpunkt einer weiteren Sitzung liegt auf Möglichkeiten zur Bekämpfung und Verhinderung von geschlechtsbezogener Gewalt. Das ungeheure Ausmaß dieses Problems ist ein Grund zu ernster Besorgnis in der Fürsprachearbeit des LWB, den Frauennetzwerken und den Mitgliedskirchen.
Zum Abschluss formulieren die Delegierten eine Botschaft der Frauen an die Dreizehnte Vollversammlung, die ihre Anliegen vermitteln und die Arbeitsschwerpunkte für die kommenden Jahre konkretisieren soll.