Indien: Jugendliche aus Andhra Pradesh befassen sich mit Themen der Vollversammlung

4. Mär. 2024

Eine Jugenddelegierte und ein Steward aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra in Indien erzählen, wie die Erfahrungen aus der Vollversammlung in Krakau ihren Umgang mit den Herausforderungen in ihrem eigenen Kontext in Asien geprägt haben.

Teilnehmende des Jugendkongresses der Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra (AELC) bei Aktionen zum Thema Klimagerechtigkeit

 

Teilnehmende des Jugendkongresses der Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra (AELC) bei Aktionen zum Thema Klimagerechtigkeit. Foto: AELC 

Junge Menschen berichten, wie die Vollversammlung ihre Arbeit für soziale Gerechtigkeit, interreligiösen Dialog und den Klimaschutz inspiriert  

(LWI) - Für zwei Mitglieder der Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra in Indien (AELC) war die Teilnahme als Jugenddelegierte und Steward an der Dreizehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) eine sehr „bereichernde und aufschlussreiche Erfahrung“. Krupa Sastry Pilli und Sankeertana Kommalapati berichten, dass ihre Zeit in Krakau einen großen Einfluss darauf hatte, wie sie mit den Herausforderungen in ihrer Heimat umgehen, z. B. mit der „sowohl in Kirche als auch Gesellschaft allgemein nach wie vor verbreiteten Kastenmentalität.“ 

Der 25-jährige Krupa studiert Theologie im letzten Bachelorjahr am ökumenischen Seminar United Theological College in der südindischen Stadt Bangalore. Der Sohn eines umherreisenden lutherischen Pastors hatte seine ersten Lebensjahre auf Reisen in den ländlichen Städten und Dörfern des Bundesstaates Andhra Pradesh verbracht. Dort erlebte er aus erster Hand, welche Probleme das Kastensystem mit sich brachte, auch im Hinblick auf die Mitgliedschaft in der Kirche und die Ausübung des Glaubens. 

„Im Vergleich zu früher sind die Konflikte um das Kastensystem zwar weniger geworden, aber nicht ganz verschwunden“, sagt er. „In Indien heißt es, der Mensch trage die Kaste im Blut, und selbst wenn es keine kastenorientierten Kirchen mehr gibt, beeinflusst dieses Gefühl in den Köpfen der Menschen noch immer Denkmuster und Verhaltensweisen.“

Die 30-jährige Sankeertana ist leitende IT-Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt künstliche Intelligenz und ist auf Testen und Entwicklung von Robotertechnologie spezialisiert. Sie lebt in Guntur, wo sie und Krupa vor kurzem bei der Organisation eines AELC-Jugendkongresses geholfen haben. Rund zweitausend junge Menschen haben dort über die wichtigsten Themen der LWB-Vollversammlung und der Jugendvorversammlung diskutiert. Das Thema des Treffens vom 14. bis 17. Januar war „Identity: Embrace your divine design“ (Identität: Nimm deine göttliche Bestimmung an).

„Als Delegierte der Vollversammlung in Krakau zu sein, war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich konnte so viele junge Menschen aus der ganzen Welt treffen und über Themen aus meinem Lebensumfeld diskutieren“, sagt sie. „Das Thema 'Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung' gab uns so viele Anregungen, wie wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen und Probleme angehen können, mit denen die Menschen in unseren Kirchen vor Ort konfrontiert sind“, fügt die junge Frau hinzu.

Auch für Krupa, der als Steward in Krakau dabei war, haben „die Diskussionen im Plenum und im informellen Kreis dazu beigetragen, Wissen zu erweitern und verschiedene Perspektiven zu eröffnen, um die eigene Gemeinde besser kennenzulernen“, sagt er. Die größten Herausforderungen für junge Menschen in Asien, so Krupa, seien neben dem Dialog zwischen den Generationen und zwischen den Religionen auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die lokalen Gemeinden. 

Mit Dialog Diskriminierung überwinden  

„Indien ist eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft“, sagt Krupa weiter. „In einigen Gebieten, wie z.B. im Nordosten des Landes, kam es schon zu massiver Christenverfolgung, sind Kirchen zerstört worden. Einige Christinnen und Christen machen offen andere Religionen für das Chaos verantwortlich, anstatt durch den Dialog mit Menschen anderer Religionen für mehr Harmonie und gegenseitigen Respekt zu sorgen.“ Säkulare Politiker versuchen, die Glaubensgemeinschaften zu spalten, und „diese Spaltungen werden in die Kirche hineingetragen. Wir müssen daher die jungen Menschen aufklären, damit ihnen diese Problematik bewusst ist“, betont er. 

Sankeertana erklärt, ihre Kolleginnen und Kollegen wüssten, dass sie Christin ist, und sie habe in ihrem Unternehmen keine Diskriminierung erlebt. „Aber in einigen anderen Institutionen habe ich gesehen, dass Christen für eine Stelle abgelehnt wurden, weil sie einer Minderheit angehören“, fügt sie hinzu. In einer der vier im Anschluss an die LWB-Vollversammlung verabschiedeten öffentlichen Erklärungen wurde die Solidarität mit den Mitgliedern von Minderheitskirchen bekundet, die in der Region Asien diskriminiert und verfolgt werden. Insbesondere appellierte die Vollversammlung an „die Regierung Indiens und an Regierungen anderer Länder, den Schutz der Menschenrechte, der Gerechtigkeit und der Würde aller Menschen zu gewährleisten.”

Klimagerechtigkeit war ein weiteres wichtiges Anliegen der jungen Teilnehmenden der Vollversammlung in Krakau und stand auch auf der Tagesordnung des von Krupa und Sankeertana organisierten AELC-Kongresses. In Guntur, wo das Treffen stattfand, können die Temperaturen inzwischen bis zu 50° erreichen, was besonders arme und alte Menschen erheblich gefährdet. In anderen Teilen des Landes seien Dürre und Überschwemmungen an der Tagesordnung. 

„Die Kampagne für Klimagerechtigkeit auf der Vollversammlung hat mich sehr bewegt“, sagt Krupa, der auf der Vorversammlung ein Lied vorgetragen hat, dessen Text vor den Gefahren der Erderwärmung warnt. „Der Aktivismus der Jugendlichen in Krakau hat mich sehr inspiriert, deshalb haben wir auch eine Kundgebung auf unserer Versammlung organisiert“, erzählt er. „Unser Bischof war auch mitbeteiligt, und ich war froh, dass unsere Stimme gehört wurde“, so Krupa abschließend. 

LWB/P. Hitchen