Äthiopien: Sensibilisierung für gendergerechte Führungsstrukturen in der Kirche

7. Mär. 2024

In der lutherischen Kirche Äthiopiens nimmt die Zahl der Frauen zu, die Theologie studieren und sich auf Führungsaufgaben vorbereiten.  Ein auf der synodalen Ebene angebotenes neues Schulungsprogramm für Gendergerechtigkeit soll dafür sorgen, dass es für Frauen mehr Chancen auf Führungspositionen geben wird.

Einige der Teilnehmenden an der Schulung

Einige der Teilnehmenden an der Schulung zu Gendergerechtigkeit und Leitung in Hawasa, Äthiopien. Foto: LWB/K. Kiilunen

LWB und ÄEKMY erarbeiten gemeinsames Schulungsprogramm für die Synoden

(LWI) – Ein neues Schulungsprogramm auf der synodalen Ebene zur Vorbereitung auf Führungsaufgaben in der Äthiopisch Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) will Frauen mehr Chancen auf Führungspositionen bieten und über das Thema Gendergerechtigkeit aufklären. 

Das Programm wurde Mitte Februar partnerschaftlich mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) ins Leben gerufen. Der erste Kurs fand in Hawasa statt, der südzentralen Synode der ÄEKMY. Mehr als 40 Delegierte aus 17 Synoden nahmen daran teil, darunter weibliche Führungskräfte, Synodalvorsitzende, Generalsekretärinnen und nationale Kirchenleitende.

Weitere Schulungsangebote werden auch die verbleibenden 26 Synoden mit einbeziehen.

In Hawasa stellten mehrere Teilnehmer und Teilnehmerinnen fest, dass es trotz der zunehmenden Zahl der Frauen, die Theologie studierten und auch andere Kurse am Mekane Yesus Seminary in Addis Abeba und in anderen kirchlichen Bildungsinstituten belegten, nur wenige Frauen in Führungspositionen gebe. Viele führen dies auf die vorherrschende kulturelle Wahrnehmung zurück, auf Führungspersonen vorwiegend Männer zu sehen.

„Männer und Frauen wurden nach dem Bild Gottes geschaffen. Unsere Kultur unterscheidet sich aber von diesem Standpunkt der Bibel. Wir müssen dem durch unsere Lehre und eine an die Gläubigen gerichtete Aufklärungsarbeit entgegenwirken“, sagte Meretech Masebo, Leiterin der Abteilung für Frauendienste in der südzentralen Synode der ÄEKMY. Sie wies darauf hin, dass es noch weitere Schulungsprogramme auf der Ebene der Kirchenleitung mit ebenfalls wichtigen Kursangeboten und Möglichkeiten gebe, geschlechterspezifische Diskriminierung und kulturelle Barrieren zu überwinden. 

Sinnvolle und umfassende Beteiligung von Frauen

Die LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung, Katariina Kiilunen, leitete den Kurs gemeinsam mit Pfarrerin Tagesech Dagnew, Leiterin der nationalen Abteilung für Frauendienste der ÄEKMY, und anderen Mitarbeiterinnen.

Pfarrerin Tagesech Dagnew

Pfarrerin Tagesech Dagnew, Nationale Direktorin der Abteilung für Frauenseelsorge der ÄEKMY. Foto: LWB/S. Kit

Dagnew bedankte sich beim LWB für diese Zusammenarbeit und wies explizit auf die Unterstützung der Kirchenleitenden hin, die einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Grundsatzpapiers Gendergerechtigkeit des LWB geleistet haben, um dieses zunächst für den nationalen Kontext verfasste Dossier den Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld nahezubringen. „Wir brauchen eine sinnstiftende und umfassende Beteiligung von Frauen mit all ihrer Kraft, ihren Gaben und ihren guten Ideen“, fügte sie hinzu. Die Leiterin der Abteilung für Frauendienste wies besonders auf die Botschaft des ÄEKMY-Präsidenten Yigezu Dibisa hin, in der er die Bedeutung der Frauen für die Teilnahme am ganzheitlichen Dienst der Kirche hervorhebt. In seiner Grundsatzrede ging Dibisa, der ebenfalls LWB-Vizepräsident für Afrika ist, explizit auf die Rolle der Kirche „als Hoffnungsträger für die Gendergerechtigkeit in einer Gesellschaft ein, in der kulturelle Normen überwiegend männlich dominiert sind.“

Er bekräftigte, wie wichtig diese Aufklärungsarbeit auf Ebene des zentralen Kirchenbüros und in den Gemeinden, Gemeinschaften und Familien sei. 

Möglichkeiten für gemeinsame Führung

„Der Heilige Geist hat uns – Frauen wie Männer – mit der Gabe ausgestattet, ohne jede Diskriminierung zu dienen und auch Frauen zu ordinieren. Unsere traditionelle Kultur führt jedoch dazu, dass Frauen diskriminiert werden. Aus diesem Grund müssen wir in die Arbeit der Mission Gottes in der Kirche eingebunden werden“, stellte Sinkinesh Gercho fest, Koordinatorin in der Abteilung für Frauendienste in der südzentralen Synode. Galetu Deko, Präsident der ÄEKMY-Synode Wabe Batu, sprach über die Möglichkeiten, die es für eine Zusammenarbeit von Frauen und Männern in der Evangelisation oder bei der Leitung von Entwicklungsarbeit in den Gemeinschaften in der Region in unmittelbarer Nachbarschaft Somalias gebe. „In diesem muslimisch geprägten Gebiet ist die Zahl der Menschen, die an Christus glauben, jedes Jahr gestiegen. Der Frauendienst ist wichtig, weil die Evangelisation und die Verkündigung des Evangeliums ohne die Mitwirkung von Frauen keinen Erfolg haben werden“, fügte er hinzu.

Kiilunen erklärte, dass der erste Trainingskurs „durch gute und offene Gespräche über die Stärkung der Rolle der Frau in der Kirche“ geprägt war. Die Teilnehmerinnen seien übereingekommen, für jede Synode einen Aktionsplan zu entwickeln. Das LWB-Grundsatzpapier Gendergerechtigkeit diente hierbei neben anderen Materialien als wichtiges Referenzwerk. 

LWB/P. Mumia