Seminar in Wittenberg unterstreicht lutherisches Verständnis von Seelsorge

25. Mär. 2024

Im Mittelpunkt des jüngsten theologischen Seminars für Pfarrpersonen am LWB-Zentrum Wittenberg standen lutherische Ansichten zur Pastoraltheologie. An dem Seminar haben 19 Pfarrpersonen aus der gesamten LWB-Gemeinschaft teilgenommen.

Teilnehmende und Mitarbeitende des 26. Internationalen Theologischen Seminars für Pfarrpersonen in Wittenberg, Deutschland

Teilnehmende und Mitarbeitende des 26. Internationalen Theologischen Seminars für Pfarrpersonen in Wittenberg, Deutschland, während einer Exkursion nach Berlin, hier vor dem Brandenburger Tor stehend. Foto: LWB-Zentrum Wittenberg

26. Internationales theologisches Seminar für Pfarrpersonen

(LWI) – Das 26. Internationale theologische Seminar für Pfarrpersonen, das vom 2. bis 16. März in Wittenberg, Deutschland, stattgefunden hat, stand unter der Überschrift „Luther’s Art of Spiritual Comfort – Theology and Practice for Pastoral Care Today“ (Luthers Kunst des geistlichen Trostes – Theologie und Praxis für Seelsorge in der Welt von heute). An dem Seminar haben 19 Männer und Frauen aus der weltweiten Kirchengemeinschaft im Lutherischen Weltbund (LWB) teilgenommen und sich an ihren Erfahrungen aus ihren verschiedenen Kulturen, Lebensweisen und Glaubenserfahrungen teilhaben lassen.

Das zweiwöchige Programm umfasste eine Betrachtung verschiedener Schriften des Reformators Martin Luther mit dem akademischen Lehrpersonal des Seminars sowie Diskussionen über deren Relevanz für die Pastoraltheologie und Seelsorge in den verschiedenen Lebenskontexten unserer heutigen Welt. In Workshops unter Überschriften wie „Rituale für Trauer und Zuspruch“ oder „Musik und Trost“ wurde das Thema weiter vertieft. Auch Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten und Besuche bei Personen von Interesse in und um Wittenberg standen auf dem Programm genauso wie gemeinsame Andachten und Präsentationen der Teilnehmenden, in denen sie ihre Lebenskontexte und Heimatkirchen vorstellten.

Pfr. Dr. Alokasih Gulo von der Protestantisch-Christlichen Kirche (BNKP) in Indonesien war einer der Teilnehmenden. Er unterrichtet Pastoraltheologie am Sundermann Theological Seminary in Nias, Nordsumatra. Sein Forschungsschwerpunkt ist die christliche Theologie in Verbindung mit soziologischer Theorie.

„Die Theologie, die wir am Sundermann Theological Seminary unterrichten, ist nicht im engeren Sinn spezifisch lutherisch, sondern eher ökumenisch“, erklärt Gulo. „Die Denkanstöße, die ich aus diesem Seminar mitnehme, machen mir Mut, meine Lehre dahingehend umzugestalten, dass sie die lutherischen Werte und Lehren deutlicher betont – insbesondere in der Pastoraltheologie. Es war sehr inspirierend für mich.“

Pfarrerin Karen-Lisbeth Gøricke ist eine von drei Pfarrpersonen in einer Gemeinde in der Diözese Helsingør der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark. Neben den zahlreichen Aktivitäten mit Menschen unterschiedlicher Altersgruppen in ihrer Gemeinde, den Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen leitet sie auch eine Trauergruppe.

„Ich habe es als sehr bereichernd empfunden, mir die Zeit zu nehmen, mich mit Briefen zu beschäftigen, die Luther an verschiedene Freunde und Menschen geschrieben hat, die ihn um Hilfe gebeten hatten – die hatte ich vorher noch nie gelesen“, berichtet Gøricke. „Ich habe einen guten Einblick in Luthers Theologie erhalten, als ich seine Briefe an Personen gelesen habe, denen er seelsorgerisch zur Seite stehen wollte.“

„Ich habe gelernt, Luther im Kontext der verschiedenen Phasen seines Lebens zu sehen: als jungen Mann und Mönch, als er Katharina von Bora geheiratet hat und schließlich als ein Mann mit sehr viel Arbeit, der aber auch alt und verletzlicher wurde“, erzählt Gøricke weiter. „Es war eine große Bereicherung, sein Leben durch seine Art des Umgangs mit Menschen zu betrachten, die seine seelsorgerische Seite angesprochen haben.“

Viele Teilnehmende stimmten Pfarrerin Priscilla Sudhakar von der Lutherischen Kirche Arcot, Indien, zu, die sagte, das Seminar „hat mein Selbstvertrauen gestärkt, in meinem seelsorgerischen Wirken sicher und stark aufzutreten, damit ich Menschen in ihrer Not helfen kann“.

Allgemein waren die Teilnehmenden dankbar für „die Kombination aus theologischer und theoretischer Arbeit, geselligen Aktivitäten der Teilnehmenden und Begegnungen mit Menschen von außerhalb“, die für bestimmte Programmpunkte zur Gruppe stießen. Zu diesen Menschen von außerhalb zählte unter anderem der Kantor und Organist der Schlosskirche Wittenberg, der bestimmte Aspekte von Pastoraltheologie und Spiritualität in Luthers Kirchenliedern vorstellte.

„Unsere theologischen Gespräche in dieser sehr vielfältigen Gruppe von Menschen aus aller Welt waren eine überzeugende Bekräftigung unseres Handelns als weltweite lutherische Kirchengemeinschaft“, sagte Pfarrerin Dr. Eva Harasta, Programmreferentin für globale lutherische Theologie im LWB-Büro der Kirchengemeinschaft, die bei dem Seminar den LWB und seine Arbeit vorstellte.

Das LWB-Zentrum Wittenberg bringt regelmäßig Laiinnen und Laien und Pfarrpersonen aus den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) für verschiedene Schulungen und Kurse zusammen.

LWB/A. Weyermüller