Davor gehörte sie dem LWB-Jugendprogramm an, durch das sie 2001 nach Genf reiste, um zu lernen, wie wichtig die Beteiligung junger Menschen in der Kirche ist. Für sie war es eine aufschlussreiche Erfahrung: „Damals gab es in unseren Kirchen keine Stimme für die Jugend“, erinnert sie sich, „doch das hat sich jetzt geändert. Mit Unterstützung des LWB entstanden eine Kampagne für die Beteiligung junger Menschen und ein Projekt zur Pflanzung von Bäumen rund um den See Toba, mit dem wir der Waldzerstörung durch einen riesigen Zellstoff- und Papierhersteller entgegentreten.“
Sinaga wird das Thema „Ein Leib“ vorstellen und ergründen, was es für die Kirchen in einer polarisierten, post-pandemischen Welt bedeutet, „eins zu sein in Christus“. Sie glaubt, dass infolge der COVID-19-Pandemie die „Beziehungen zwischen den Kirchen nicht mehr so stark sind wie zuvor“. Sie sagt: „Ich hoffe, dass die Vollversammlung mehr sein wird, als nur eine Zusammenkunft von Menschen aus verschiedenen Orten, und dass wir darüber nachdenken können, ein paar Instrumente zu entwickeln, mit denen wir uns in Zukunft enger und regelmäßiger verbinden.“
Aus Äthiopien kommt Pfarrer Dr. Bruk Ayele, Präsident des Mekane-Yesus-Seminars, der dem Thema „Ein Geist“ nachgeht und sich Gedanken darüber macht, wie der Heilige Geist inmitten all der gegenwärtigen Krisen, wie „Zersplitterung, Diskriminierung, Stigmatisierung, Ethnozentrismus, Stammeskonflikte, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Konflikt, Krieg, Völkermord, Sklaverei und irreführende Theologien“ zur Einheit führen kann. Obwohl dadurch „unsere Vielfältigkeit herausgefordert“ werde, sagt er, „wissen wir, dass Gnade im Überfluss vorhanden ist, also ist diese vom Geist gegebene Gnade da, um uns dabei zu helfen, zur göttlichen Einheit zurückzukehren.“
Vielfältigkeit spiegelt auch die DNA der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (EECMY) wieder, die Menschen aus über 60 der im Land vorkommenden 86 ethnischen und sprachlichen Gruppen umfasst. „Unsere ethnische Zugehörigkeit ist äußerst vielfältig“, sagt Bruk, „doch wir kommen auch aus gehobenen und niedrigen Kirchenmilieus, darunter einem Zusammenschluss lutherischer und reformierter Kirchen. Alle möglichen Missionarinnen und Missionare kamen aus Deutschland, Schweden, Norwegen, Amerika und anderen Ländern. Dennoch haben uns diese Verschiedenartigkeiten nicht davon abgehalten, eine vereinigte Kirche zu sein: eins in Christus und eins im Geist.“
Die EECMY ist die größte unter den lutherischen Kirchen im LWB und mit über 12 Millionen Mitgliedern eine der am schnellsten wachsenden. „Wir sind auf recht viele Arten eine sehr ökumenische Kirche“, so Bruk, „trotzdem sind wir noch immer herausgefordert, diesem Ruf nach Einheit Folge zu leisten und in unserer ganzen Vielfältigkeit vorwärts zu gehen. Wir sind eine fest in der Bibel verwurzelte Kirche, und der Bibelvers aus Epheser 4,4-6, der dem Thema der Vollversammlung zugrunde liegt, ist auch eine Aufforderung an Mekane Yesus.“