Ukraine: LWB und UNHCR setzen Wohnungen in Charkiw instand

9. Nov. 2023

LWB und UNHCR setzen beschädigte Wohnungen in der Ukraine instand und leisten psychosoziale Unterstützung für die Menschen aus der Ukraine, die durch die Luftangriffe gezwungen waren, ihren Wohnraum zu verlassen.

LWB-Teamleiter Mark Mullan

LWB-Teamleiter Mark Mullan und sein Team besuchen während der Pilotphase des Projekts im Frühjahr 2023 eine Familie in Saltivka. Foto: LWB/Anatolyi Nazarenko 

Häuser und Gemeinschaften wiederaufbauen 

(LWI) – Saltivka im Norden Charkiws geriet 2022 in die Schlagzeilen, als Raketen von der Russischen Föderation auf Wohngebiete dort abgeschossen wurden und zahlreiche zivile Opfern forderten und hunderte Häuser zerstörten. Der Lutherische Weltbund (LWB) und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) haben nun ein gemeinsames Projekt gestartet, um einige dieser zerstörten Häuser wieder instand zu setzen. Nach einer erfolgreichen Pilotphase des Projekts hoffen hunderte Ukrainerinnen und Ukrainer zu Beginn des Winters auf eine warme Wohnung. 

Raketenangriffe in der Nacht 

Am 24. Februar 2022 wurde Nadiia Filchakova, eine 85-jährige Seniorin aus Charkiw, um fünf Uhr morgens durch eine starke Explosion von ihrer Schlafcouch geworfen. Der Wohnblock mit ihrer Wohnung im Stadtteil Saltivka war von einer Rakete getroffen worden. „Die Leute versuchten damals, so schnell es ging, aus ihren Wohnungen zu komme. Wer konnte, rannte in die nahegelegene Schule oder die U-Bahn. Wer nicht wegrennen konnte, blieb zu Hause“, erinnert sie sich. Der Tag hat sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. 

Wenige Tage später wurden die Wasserversorgung und die Heizung abgestellt und Nadiia zog für die kommenden Monate zu ihrem Patensohn. Im Juni kehrte sie in eine Wohnung zurück, in der die Fenster nur notdürftig mit Sperrholz zugenagelt waren und es reinregnete. Die Seniorin wusste nicht, woher sie das Geld für die Reparaturen nehmen oder das Material herbekommen sollte, um ihre Wohnung wieder bewohnbar zu machen. 

Filchakova ist eine von mehr als 500 Menschen, deren Namen dem LWB von der Stadt Charkiw für ein Projekt übermittelt wurden, im Rahmen dessen Wohnungen instandgesetzt werden sollen, die im Krieg zerstört wurden. Darüber hinaus leistet der LWB psychosoziale Unterstützung für die betroffenen Menschen. 

Auch Mykola Tishinenov ist einer der Menschen. Nachdem seine Wohnung bei einem Raketenangriff zerstört worden war, musste der 73-Jährige eine andere Wohnung anmieten. Pavlo Ushakov und seine Frau Tatiana beziehen eine Rente, aber leben mit einer Behinderung. Seit ihre Wohnung zerstört wurde und sie ihr komplettes Hab und Gut verloren haben, leben sie in einer Unterkunft für Binnenvertriebene in Charkiw.

Mykola Tisheninov (li.) und Pavlo Ushakov

Mykola Tisheninov (li.) und Pavlo Ushakov. Foto: Anna Yakusheva/NGO Spilna Sprava dlya Ludey

Soziales Gefüge wiederherstellen 

„Wir können keine ganzen Wohnblöcke wiederaufbauen, aber zusammen mit einer lokalen Partnerorganisation reparieren wir kaputte Türen und Fenster, setzen Wasser- und Abwasserleitungen instand, übernehmen Elektroinstallationen und sorgen dafür, dass die Wohnungen wieder bewohnbar sind und es warm ist darinnen“, erklärt Mark Mullan, Teamleiter des LWB in der Ukraine.

Bis Ende Dezember sollen 525 Wohnungen instand gesetzt sein. Darüber hinaus arbeitet der LWB auch mit engagierten Menschen aus den Gemeinwesen zusammen, die den lokalen Kontext kennen und sich in speziellen Schulungen zusätzliche Kompetenzen für die Unterstützung von vulnerablen und traumatisierten Menschen angeeignet haben.

Nadiia Filchakova

Nadiia Filchakova. Foto: Anna Yakusheva/NGO Spilna Sprava dlya Ludey

„Dem LWB ging es in seinem Konzept für die Instandsetzung von Wohnraum in Charkiw nie nur darum, die Wohnung einer Familie instand zu setzen, Fenster und Türen zu reparieren und dann weiterzuziehen“, erläutert Mullan. „Wir wollen die vertriebenen Familien in den Mittelpunkt unserer Programme stellen und ihnen eine Reihe ganzheitlicher Angebote machen, um sie wirklich zu unterstützen. Mit diesem auf die Menschen ausgerichteten Ansatz stehen die Chancen deutlich besser, dass die Menschen mit Würde in ihr ursprüngliches Zuhause zurückkehren können“, führt er aus. 

Für die betroffenen Familien ist die Rückkehr in ihr Zuhause ein Moment großer Freude. „Wir freuen uns schon sehr, in unsere Wohnung zurückkehren zu können“, sagt Mykola Tisheninov. „Sie ist mehr als ein Zuhause für uns; sie ist ein Ort der Inspiration, der Ort, an dem unsere Familiengeschichte angefangen hat, und ein Ort, der uns Stärke vermittelt.“ 

Stadtteil Saltivka in Charkiw

Zerstörung im Stadtteil Saltivka in Charkiw. Foto: LWB/Anatolyi Nazarenko

Das Projekt zur Instandsetzung von Wohnraum wird zusammen mit „Spilna Sprava dlia Ludey“ umgesetzt, einer lokalen Organisation in Charkiw, und wird zudem unterstützt von UNHCR, ACT Alliance und LWB-Mitgliedskirchen. 

LWB/C. Kästner-Meyer, N. Lukashenko