Polen: Ferienlager für ukrainische Flüchtlingskinder

13. Okt. 2023

In der Ruhe und Beschaulichkeit der polnischen Natur fanden 177 ukrainische Flüchtlingskinder kurze Zeit Zuflucht und eine Auszeit vom Krieg. Diese vom Lutherischen Weltbund organisierten Ferienlager boten tolle Aktivitäten und ein Gefühl der Normalität vor dem Hintergrund von Konflikt und Vertreibung. 

Teenager am Lagerfeuer in den Bergen von Wisła. Vor allem ältere Kinder profitierten von der Gelegenheit, einige Zeit fern von ihnen Familien und mit Gleichaltrigen zu verbringen.

Teenager am Lagerfeuer in den Bergen von Wisła. Vor allem ältere Kinder profitierten von der Gelegenheit, einige Zeit fern von ihnen Familien und mit Gleichaltrigen zu verbringen. Foto: LWB-Polen 

„Eine dringend benötigte Auszeit vom Krieg“ 

(LWI) – Wandern, klettern, Würstchen über dem Feuer grillen und neue Freundschaften schließen – Ferienlager sind generell Orte, an denen gute Erinnerungen entstehen, und bieten Gelegenheit zur Erholung und um neue Freunde zu finden. Erst recht, wenn der Alltag davon geprägt ist, sich in einem fremden Land zurecht zu finden, sich mit der Familie einen kleinen Wohnraum zu teilen und zu wissen, dass sich Angehörige in einem Kriegsgebiet befinden. Aus diesem Grund sorgte der LWB in Polen dafür, das ukrainische Flüchtlingskinder ein paar Ferientage genießen konnten.

Ukrainische Disko und Spiele 

Die Ferienlager boten 177 ukrainischen Kindern die Gelegenheit für einen Besuch der ländlichen Natur. Organisiert wurde das Ganze von den LWB-Gemeindezentren in Bielsko-Biała, Danzig, Bytom, Ostróda, Zgierz und Breslau. Die Kinder leben inzwischen seit eineinhalb Jahren als Flüchtlinge in Polen. 

Spiele und körperliche Aktivitäten bildeten einen wichtigen Teil des Programms

Spiele und körperliche Aktivitäten bildeten einen wichtigen Teil des Programms. Foto: LWB-Polen 

„Die Kinder aus Danzig und Ostróda nahmen an einem Lager an einem See bei Sierakowitz in der Region Kaschubien teil. Die Kinder aus Breslau und Zgierz besuchten ein Lager in den Bergen von Wisła an der Weichsel“, sagt Bartosz Pachuta, LWB-Beobachter in Polen. „Nachdem, was wir so hörten, war es ein voller Erfolg.“ 

Beide Lager wurden von einem externen Veranstalter betrieben und vom LWB finanziert. Die Kinder aus Bytom und Bielsko-Biała besuchten ein Lager, das von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LWB in Gemeindehäusern in Wisła betrieben wurde. Der LWB kümmerte sich auch darum, dass Kinder aus dem Gemeindezentrum in Danzig in einem von der örtlichen Kommune finanzierten Pfadfindersommerlager aufgenommen wurden. 

„Wir denken immer noch gerne an unsere Abende am Lagerfeuer und die abendlichen Mafia-Spielerunden zurück. Es war großartig! Durch die Mannschaftspiele lernten wir unsere Freundinnen und Freunde und, naja, auch uns selber besser kennen. Vielen Dank für die tolle Disko mit ukrainischer Musik und die Möglichkeit, Lager-Shirts als Souvenir zu machen“, sagte Roman, ein Teenager, der vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet war. Masha aus derselben Gruppe fügte hinzu: „Während der Tage im Lager vergaßen wir unsere ganzen Probleme. Unser Kopf konnte zur Ruhe kommen – weil es so viele körperliche Aktivitäten gab – ein dickes Dankeschön an Euch für diese unvergesslichen Tage.“ 

Team-Erfahrung für Teenager 

Von besonderer Bedeutung waren die Lager für Teenager, die noch mehr als die Kinder mit ihrer Situation als Flüchtlinge zu kämpfen haben. Sie konnten fern von ihnen Familien Zeit mit Gleichaltrigen verbringen, sich sportlich betätigen und sich an Aktivitäten beteiligen, mit denen ihr Selbstbewusstsein aufgebaut wurde. Viele ukrainische Flüchtlingskinder gehen noch immer nicht zur Schule, sondern folgen dem Online-Unterricht auf Ukrainisch. Gleichzeitig genossen die Mütter und Großmütter, die in vielen Flüchtlingshaushalten die einzigen Betreuungspersonen darstellen, ein bisschen Zeit für sich, in dem Wissen, dass ihre Kinder gut aufgehoben waren. 

Wandern in den Bergen von Wisła.

Wandern in den Bergen von Wisła. Foto: LWB-Polen

„Viele Kinder haben sich sehr gut in die polnische Gesellschaft integriert. Sie mögen ihre Schulen und fangen an, neue Freundinnen und Freunde zu finden“, sagt Paolo Ferraris, LWB-Länderrepräsentant für Polen. „Doch durch ihre Eltern bekommen sie die Belastungen des Krieges mit und oft leben sie mit der ganzen Familie in engen Räumlichkeiten. Da war es eine willkommene Gelegenheit für die zu Hause unterrichteten Kinder, einmal raus zu kommen und neue Freundschaften zu schließen.“ 

Der LWB plant, auch 2024 wieder Ferienlager zu organisieren, fügt Ferraris hinzu. „Für die Kinder ist das eine dringend benötigte Auszeit vom Krieg.“ 

 

Der LWB in Polen unterstützt zusammen mit der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, einer LWB-Mitgliedskirche, ukrainische Flüchtlinge über sechs Gemeindezentren in Danzig, Breslau, Bytom, Bielsko-Biała, Ostróda und Zgierz. 

Die Sommerlager wurden über ACT Appeal, die Kommunalverwaltung Danzig und Beiträge der LWB-Mitgliedskirchen finanziert. 

LWB/C. Kästner-Meyer