Neue Kämpfe im Südsudan lösen Flüchtlingswelle nach Uganda aus

20. Jan. 2016
Im Aufnahmezentrum Njumanzi in Adjumani (Uganda): Ein Flüchtling zeigt Bilder von Angehörigen, die bei den Kämpfen im Südsudan ihr Leben verloren haben. Foto: LWB/M. Renaux

Im Aufnahmezentrum Njumanzi in Adjumani (Uganda): Ein Flüchtling zeigt Bilder von Angehörigen, die bei den Kämpfen im Südsudan ihr Leben verloren haben. Foto: LWB/M. Renaux

Pakele (Uganda)/Genf, 20. Januar 2016 (LWI) – Das Wiederaufflammen der Kämpfe im Südsudan hat eine neuerliche Flüchtlingswelle ausgelöst.

„Seit Anfang Januar 2016 hat die Anzahl der Flüchtlinge, die aus dem Südsudan nach Uganda kommen, erheblich zugenommen. Seit Anfang des Jahres wurden an der Sammelstelle Elegu, wo die Mehrheit der Flüchtlinge die Grenze nach Uganda überquert, 5.026 Einreisen gezählt“, berichtet Jesse Kamstra, Ländervertreter im Ugandaprogramm des Lutherischen Weltbundes (LWB). Nach Schätzungen der Vereinten Nationen treffen täglich etwa 500 Personen in Norduganda ein.

Sie stossen zu den 172.411 südsudanesischen Flüchtlingen hinzu, die seit Dezember 2013, als der Konflikt im Nachbarland ausbrach, denselben Weg genommen haben. Am 1. Dezember 2015 lebten nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) in den ugandischen Distrikten Arua 18.117, Adjumani 104.857, Kiryandongo 42.783 und Kampala 7.792 geflohene SüdsudanesInnen.

Der LWB unterstützt die Flüchtlinge im Distrikt Adjumani bereits seit Beginn der Krise 2013. Die Organisation nimmt sie an der Sammelstelle Elegu in Empfang, transportiert sie ins Aufnahmezentrum Nyumanzi und versorgt sie mit lebensnotwendigen Hilfsgütern. Weiterhin hat der LWB Brunnen gebohrt und versorgt die Sammelstelle per Tankwagen mit Wasser. Mittelfristig will der LWB die Flüchtlinge in die Lage versetzen, auf eigenen Füssen zu stehen, und für die nötigen Existenzgrundlagen, allgemeine Sicherheit, Massnahmen gegen sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt, psychosoziale Begleitung, Kinderschutz und die Bereitstellung von sozialen Diensten sorgen, damit auch Krisensituationen bewältigt werden können.

Gewalt setzt sich trotz Friedensabkommen fort

Obwohl im August 2015 im Südsudan ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde, das den seit 21 Monaten andauernden Konflikt beenden sollte, kommen auch 2016 weiter viele Flüchtlinge nach Uganda. Mehrheitlich fliehen sie aus den Bundesstaaten Eastern Equatoria, Jonglei und Upper Nile.

Zur Flucht, so wird berichtet, zwingt sie vor allem der Hunger: Die schlechte Ernte und deutliche Abwertung des Südsudanesischen Pfund bedeuten für die sowieso in einer prekären Situation befindliche Bevölkerung zusätzlich einen Anstieg der Lebenshaltungskosten. Dazu kommen das ungeklärte Verschwinden von Angehörigen, der vonseiten verschiedener Splittergruppen von Aufständischen verübte Terror gegen die Zivilbevölkerung und die allgemein zunehmende Angst angesichts der Unsicherheit des gesamten Friedensprozesses.

„Es gibt bereits Berichte, dass 14 hochrangige Angehörige der neu einzurichtenden Übergangsregierung geschasst wurden“, ergänzt Kamstra. „Das schafft noch mehr Angst, denn es werden negative Reaktionen von diesen verärgerten Gruppen erwartet.“

Die fortschrittliche Flüchtlingspolitik der ugandischen Regierung sieht die Zuweisung von Land an Flüchtlinge vor, mit dem Ziel, sie in die örtlichen Gemeinwesen zu integrieren und ihnen die für die einheimische Bevölkerung erbrachten Leistungen zugänglich zu machen. Allen Neuankömmlingen aus dem Südsudan wird unmittelbar Flüchtlingsstatus gewährt und sie erhalten nach der biometrischen Registrierung Haushaltsbescheinigungen.

„Die örtlichen Behörden sind durch den Flüchtlingszustrom sowieso an den Grenzen des von ihnen Leistbaren. Die Situation wird sich zwangsläufig durch die aktuelle Steigerung noch verschärfen“, führt Kamstra aus. Dies gilt besonders für die Siedlung in Maaji, die erst Ende 2015 eröffnet wurde und demnächst voll besetzt sein wird. „Allerdings sieht eine gemeinsame Initiative des Amts des Premierministers, des UNHCR und anderer Partner einen Plan zur Einrichtung weiterer Siedlungen vor, damit mehr Bedürftige untergebracht werden können“, so Kamstra weiter. „Zur Bewältigung dieser Krise ist zusätzliche Unterstützung erforderlich.“