Lokale Partner stärken, um wieder Stabilität herzustellen

8. Okt. 2013
Die BewohnerInnen von Bohong mussten nach dem Angriff der Seleka-Rebellen Mitte August aus ihrem Dorf fliehen. Foto: ELKZAR

Die BewohnerInnen von Bohong mussten nach dem Angriff der Seleka-Rebellen Mitte August aus ihrem Dorf fliehen. Foto: ELKZAR

Nothilfe des LWB für Frauenorganisationen in der Zentralafrikanischen Republik

(LWI) – Als eine Gruppe bewaffneter Kämpfer die Büroräume eines Frauenverbandes in Ndélé im Nordosten der Zentralafrikanischen Republik zerstörte, wurde der Safe aufgebrochen und es wurden Dokumente und Ersparnisse entwendet, die dort für Einkommen schaffende Massnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts der Gemeinschaft aufbewahrt wurden.

Wie tausende anderer ZivilistInnen, die 2012 und 2013 zwischen die Fronten des Konflikts zwischen der Rebellengruppe Séléka und den Regierungstruppen der Zentralafrikanischen Republik geraten waren, flohen die Mitglieder des Frauenverbandes aus ihren Dörfern in abgelegene ländliche Gegenden, wo sie von dem überleben mussten, was sie dort anbauen konnten.

Seit Mai herrscht in der Zentralafrikanischen Republik dank einer Übergangsregierung wieder Frieden, doch dieser ist sehr zerbrechlich und die Sicherheitslage im Land nach wie vor höchst instabil.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine der humanitären Hilfsorganisationen, die in den vom Krieg gebeutelten, schutzbedürftigen Gemeinwesen des Landes Hilfe leisten. In der Zentralafrikanischen Republik sind geschätzte 227.800 Menschen in eigenen Land aus ihrer Heimat vertrieben worden und über 62.000 sind in die Nachbarländer geflohen.

Wiederaufbau der Existenzgrundlagen

Die im Rahmen des ACT-Bündnisses koordinierten Hilfsmassnahmen des LWB konzentrieren sich auf die Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen, um Existenzgrundlagen wiederaufzubauen, die durch die langjährigen Konflikte in der Zivilgesellschaft und die Gesetzlosigkeit in dem Land mit 4,6 Millionen EinwohnerInnen zerstört worden sind.

In einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) erklärte Daniel Bangui, Koordinator des im August 2013 gegründeten Nothilfeprogramms für die Zentralafrikanische Republik der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD), weshalb die Hilfsmassnahmen des LWB, die sich zunächst auf die nordöstliche Region um Ndélé konzentrieren werden, vor allem den Wiederaufbau sozioökonomischer Strukturen anstreben und Frauenverbände unterstützen werden, die Mikrokredite an ihre Landsleute vergeben.

„Die aktuelle Krise in der Zentralafrikanischen Republik verschärft  die tiefen Spuren, die frühere Meutereien und Rebellenkonflikte in der Gesellschaft hinterlassen haben. Dadurch hat sich die Hilfsbedürftigkeit der bereits geschwächten Bevölkerung noch verstärkt“, so Bangui.

In einem Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung in ländlichen Gebieten lebe und die Arbeitslosigkeit zunehme, sei es von grösster Bedeutung, lokale Gruppen, die für die Schaffung neuer Einkommensmöglichkeiten für ganze Gemeinden sorgen könnten, wieder handlungsfähig zu machen, erläuterte er.

Eine produktive Kraft

Bangui betonte die Rolle der Frauen beim Wiederaufbau des Landes. „Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass es die Frauen sind, die sich um den Haushalt kümmern, auf den Bauernhöfen arbeiten, Wasser holen, auf den Markt gehen und so weiter. Sie sind eine produktive Kraft.“

Die Hilfe des LWB für den Frauenverband, ein Dachverband von 73 Frauenorganisationen, umfasst den Wiederaufbau der geplünderten Büroräume, die Sicherung von finanziellen Mitteln, um die Einkommen schaffenden Massnahmen wieder aufnehmen zu können, sowie Schulungen zum Katastrophenschutz.

Die Frauenorganisationen werden im kleinen Rahmen Handel betreiben und in der Landwirtschaft und der Viehzucht tätig sein, sagte Bangui.

Der Katastrophenschutz und die Vorbereitung auf Notfälle dient dazu, in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was im Falle einer Flucht in jedem Fall mitgeführt werden muss, beispielsweise die Ausweispapiere, und wie solche Dokumente sicher aufbewahrt werden. Des Weiteren werden grundlegende Massnahmen für Sicherheit und Überleben erklärt, darunter die Aufbereitung von Trinkwasser, um Durchfall bei Kindern zu vermeiden, und die Herstellung von angereichertem Mehl.

Dringend benötigte humanitäre Hilfe

Laut einer Analyse des LWB vom Juli ist die Region um Ndélé eine der Regionen, die ganz besonders auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Hohe Lebensmittelpreise zwangen die Bevölkerung dazu, sich von Saatgut zu ernähren, das für den Anbau in der laufenden Saison vorgesehen war. Weil Vieh gestohlen oder getötet wurde, reduzierte sich die Überlebensgrundlage der örtlichen Bevölkerung erheblich. Der Zerfall der Infrastruktur und der Mangel an Latrinen verschärfte die schlechte Hygienesituation und den chronischen Mangel an Zugang zu sauberem, sicherem Trinkwasser zudem.

Andere Regionen, in denen der LWB Hilfe leistet, sind die Präfektur Nana-Mambéré, in der Zivilisten Opfer von bewaffneten Überfällen und Erpressungen wurden. In der Region wurde unter anderem ein Gesundheitszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Zentralafrikanischen Republik in Gallo und ein Krankenwagen geplündert, der als mobile Klinik diente. In Paoua und Umgebung, wo ganze Dörfer niedergebrannt wurden und die Bevölkerung in relativ sichere, abgelegene Gegenden geflohen ist, werden sich die Nothilfemassnahmen auf die Widerherstellung grundlegender sozialer Dienste und die psychosoziale Unterstützung konzentrieren, da unter der Bevölkerung grosse Angst vor der Rückkehr in ihre Dörfer herrscht.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) ist eine der grössten Unterstützer der Hilfsmassnahmen des LWB in der Zentralafrikanischen Republik, sie hat Gelder in Höhe von 250.000 US-Dollar beigesteuert. 

„Die Situation ist sehr ernst, und wenn nichts unternommen wird, wird es nur noch schlimmer“, sagte Willibroad (Willie) Langdji vom Westafrika-Referat der ELKA-Weltmission gegenüber LWI und erinnerte an den christlichen Aufruf zum Dienst am Notleidenden.

„Wir hoffen, dass unsere Arbeit andere aus der Gemeinschaft ebenfalls dazu motivieren kann, [die Hilfsmassnahmen zu unterstützen]“, erklärte Anne Ruedisili Langdji, die gemeinsam mit Willie Langdji als ELKA-Vertreterin für die Region Westafrika tätig ist.

Weitere Informationen zur LWB-Nothilfe in der Zentralafrikanischen Republik