Der unvermittelte Wechsel zu Online-Gottesdiensten, Bibelarbeit über das Internet und anderen Formen der digitalen Kommunikation während der Pandemie führte dazu, dass viele Kirchenleitenden sich an die jüngeren Mitglieder ihrer Kirchengemeinden wandten und um praktische Hilfe baten. Doch diese jungen Menschen möchten, dass ihre theologischen Überlegungen und spirituellen Erkenntnisse genauso ernst genommen werden wie ihre technischen Kenntnisse.
Tim Götz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist Mitglied im Lenkungsausschuss des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren (GYRN) und trug zusammen mit der LWB-Jugendreferentin Savanna Sullivan und der theologischen Forschungsassistentin Rivka Schunk dazu bei, das Treffen in Oxford zu ermöglichen. Götz sagte, Mitglieder des GYRN seien dabei, eine Multimediaplattform zu entwickeln, welche die Impulse der Jugendlichen über die Bedeutung von Theologie und Spiritualität für ihre gelebten Erfahrungen abbilden soll.
„Wir können unsere Beziehungen mit Gott und unseren Nächsten in Form von Gedichten, Bildern, Podcasts oder über andere kreative Mittel zum Ausdruck bringen“, erklärte er. „Wir halten es für wichtig, die Sprache und die Liturgie der Kirche zu modernisieren, um sie für Menschen aller Altersgruppen, Geschlechtszugehörigkeiten und aus allen Verhältnissen zugänglich zu machen“, fuhr er fort. „Doch wir möchten auch, dass unseren Stimmen mehr Bedeutung beigemessen wird, vor allem auch in den Gesprächen über die Arbeit, die Mission und die zukünftige Richtung unserer Kirchen.“
Ökotheologie und Klimaschutz
An nächster Stelle stehen für die jungen Frauen und Männer die zunehmende Dringlichkeit der Klimakrise und die Notwendigkeit, dass die Kirchen im globalen Norden als „Rollenvorbilder“ beim Schutz des Planeten und seiner Ressourcen für künftige Generationen fungieren. Die Jugenddelegierten forderten „verantwortungsbewusstere Entscheidungen in Sachen Reisen bzw. Unterbringung bei Tagungen und die Notwendigkeit einer einfacheren, weniger konsumorientierten Lebensweise.“
Sie betonten, dass der Einsatz für Klimagerechtigkeit direkt der „biblischen Aufforderung, gute Verwalter von Gottes Schöpfung zu sein“ entstammte, und wiesen auf die vielen Materialien hin, die der LWB rund um Ökotheologie und die Bewahrung der Schöpfung erarbeitet hat. Sie unterstrichen die Bedeutung der Jugenddelegationen bei den jährlichen UN-Klimakonferenzen und wünschten sich im Zuge dessen von den Kirchenleitenden, dass die Vorstellungen der jungen Menschen in die örtliche Klimagerechtigkeitsarbeit integriert werden.
In engem Zusammenhang mit der wachsenden Angst um die Zukunft des Planeten steht das gesamte Spektrum an psychischen Erkrankungen, die im Zuge der Pandemie vor allem bei jungen Menschen verstärkt aufgetreten sind. In einer Welt, in der Gewalt, Konflikte, Polarisierung und politische Unsicherheit oftmals die Schlagzeilen dominieren, sagten die Jugenddelegierten zum Abschluss, könne ihr Glaubenszeugnis für ihre Altersgenossen auf der Suche nach Hoffnung und einer Bedeutung im Leben einen Rettungsanker darstellen.
Die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet vom 13.–19.September 2023 in Krakau, Polen statt. Das Thema der Vollversammlung lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung.“ Gastgeberin ist die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen.