Kirche in Tansania Sitz für regionales Zentrum für Gendergerechtigkeit

24. Nov. 2021
Angela Olotu, Dekanin der theologischen Fakultät der Tumaini-Universität Makumira, Tansania. Foto: Erick Adolph/ELKT

Angela Olotu, Dekanin der theologischen Fakultät der Tumaini-Universität Makumira, Tansania. Foto: Erick Adolph/ELKT

Vermächtnis der madagassischen Theologin Ralivao durch Stiftung für Forschung und Ressourcenentwicklung fortgeführt

MAKUMIRA, Tansania/GENF (LWB) – Für den Lutherischen Weltbund (LWB) ist theologische Bildung ein Weg, um einen systemischen Wandel für mehr Gendergerechtigkeit in der Kirche und der Gesellschaft zu erreichen. Dieser Grundsatz stand im Mittelpunkt der Eröffnung des Zentrums für Ressourcenkoordinierung der Hélène-Ralivao-Stiftung im Oktober, der sich für die Stärkung der Rolle der Frau in Afrika und an anderen Orten einsetzt.

Die Stiftung wurde im Gedenken an die wegweisende madagassische Theologin, die im Februar 2020 ermordet wurde, eingerichtet. Er bestehe aus „zwei Flügeln“, wie Chad Rimmer, LWB-Programmreferent für Identität, Gemeinschaft und Bildung erklärt. Der erste Flügel sei ein Stipendienprogramm, das dieses Jahr begonnen wurde. Bisher erhielten bereits zehn Frauen Stipendien, die in verschiedenen afrikanischen Ländern Promotions- oder Masterstudiengänge in Theologie und Führungsentwicklung absolvieren.

Der zweite Flügel sei das Zentrum für Forschung und Ressourcenkoordinierung, so Rimmer. Es soll „Frauen und Männern aus Afrika und anderen Orten“ durch Kurse, Seminare und die Veröffentlichung von Materialien zur Entwicklung einer gendergerechten Arbeit in verschiedenen lokalen Kontexten dienen. Dieser Flügel wird von der Tumaini University Makumira, der Universität der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT), koordiniert.

Angela Olotu, die Koordinatorin und Dekanin der theologischen Fakultät der Universität, erklärte bei der Online-Eröffnungsfeier, dass die erste Phase des Programms 2022 beginnen und drei Jahre dauern werde. Es sollen zweimal im Jahr Seminare für ungefähr 30 Teilnehmende angeboten werden, mit jeweils zwei Wochen für Unterricht und drei Monaten für Forschung. Das erarbeitete Material werde am Schluss veröffentlicht und der gesamten LWB-Kirchengemeinschaft zur Verfügung gestellt.

In einem Kontext, in dem die meisten afrikanischen Kirchenleitenden Männer sind, sagte Olotu: „Wir hoffen, dass mit dem Programm ein struktureller Wandel unterstützt und Kapazitäten gestärkt werden, um die Frauenrechte weiter voranzutreiben“ – in Afrika und anderswo. Die Seminare richten sich in erster Linie an Frauen, die verschiedene kirchliche Leitungspositionen anstreben. Frauen und auch Männer sollen dazu befähigt werden, selbst Ausbilderinnen und Ausbilder für die praktische Umsetzung der Grundsätze der Gendergerechtigkeit zu werden.

Bei der Eröffnung sprach auch Patricia Jabedu der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Zimbabwe. Sie erhielt eines der ersten Stipendien der Hélène-Ralivao-Stiftung. Sie berichtete, dass sie in einer ländlichen Gegend aufgewachsen und mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert worden sei wie die madagassische Theologin, die ihr Leben der Stärkung der Frauen in Afrika und in der globalen Kirchengemeinschaft gewidmet hatte.

Ralivao, „unsere Urmutter im Glauben“

Jabedu sprach von den vielen Hürden, denen sich die Mädchen und Frauen in ihrer Region gegenübersehen, von Kinderehen und mangelnden Bildungschancen bis zu unfairen Erbgesetzen und fehlenden Leitungspositionen in der Kirche und der Gesellschaft. Die Teilnahme an einem Kurs über Projektmanagement, Monitoring und Evaluierung im Kontext der Gendergerechtigkeit „öffnete mir die Augen und den Verstand, um meine Kirche und auch mein eigenes Heim und die Art und Weise, wie wir unsere Kinder erziehen, zu überprüfen“, sagte sie.

Eva Christina Nilsson, Direktorin der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit beim LWB, betonte die wichtige Arbeit der Héléne-Ralivao-Stiftung, um „die Gaben und Berufungen aller Menschen in der Kirche anzuerkennen und zu bekräftigen“. Sie sagte, da wir uns an viele Urväter in der Religion erinnern, „ist es so wichtig, dass Ralivao jetzt als Urmutter dienen kann, die Frauen und Männer in unseren Kirchen dazu inspirieren kann“, die Arbeit, die sie begonnen hat, fortzuführen. Sie fügte hinzu, dass die neue Stiftung durch die LWB-Mitgliedskirchen ermöglicht wurde, „die den Ruf nach mehr Gendergerechtigkeit und der Notwendigkeit, Frauen in Theologie und Leitungsfunktionen zu unterstützen, gehört haben.“

LWB-Generalsekretär Martin Junge lobte auch die Zusammenarbeit zwischen allen, die an der Schaffung dieser neuen Stiftung mitgearbeitet haben. Er wird auf bereits bestehende Stipendienprogramme des LWB aufbauen. „Wir haben hohe Erwartungen“, sagte er, dass die Tumaini University Makumira mit der Forschung und Ressourcenentwicklung „zu einem Zentrum wird, an dem überzeugende Theologie entwickelt und Frauen für Leitungspositionen in Kirche und Gesellschaft gerüstet werden.“

Von LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller