HIV-Arbeit der LAK-Kirchen erschliesst Raum für Transformation und Wandel

24. Jul. 2015

Ein neues Handbuch gibt den Kirchen Anleitungen für konkretes Handeln

Genf, 20. Juli 2015 (LWI) – Die HIV- und AIDS-Arbeit der Kirchen kann neuen Raum für Transformation und Wandel eröffnen. Diese Erkenntnis ist die Quintessenz einer neuen Publikation der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lateinamerika und der Karibik (LAK).

HIV: Espacio para Cambiar, Spanisch für HIV: Raum für Wandel ist der Titel des Handbuchs, das die LWB-Gebietsreferentin für Lateinamerika und die Karibik, Pfarrerin  Dr. Patricia Cuyatti, als „Materialsammlung für den Dienst der Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Transformation und des dauerhaften Engagements für das Leben“ bezeichnet.  

Die Publikation wurde gemeinsam vom HIV- und Aids-Netzwerk der LAK produziert, das aus in der Diakonie Tätigen der 17 LWB-Mitgliedskirchen in der Region besteht. Auf Grundlage einer Methode des „Sehens-Nachdenkens-Handelns“ bietet das Handbuch theologische und diakonische Praktiken, die die Kirchen in der Region in ihrem Dienst für Menschen mit HIV nutzen. „Es handelt sich um ein Lern- und Lehrinstrument, das die zahlreichen Gaben beschreibt, die die Kirchen für den Dienst am Menschen angesichts der Wirklichkeit von HIV und AIDS einsetzen“, bemerkt Cuyatti.  

Das regionale Netzwerk, das das Handbuch entwickelt hat, wurde 2012 gegründet. „Es war ein langer Prozess, denn unser Traum war es, nicht nur die wundervolle Arbeit zu beschreiben, die die unterschiedlichen Dienste in unseren Kirchen leisten. Unsere eigentliche Aufgabe haben wir darin gesehen, auf der Grundlage der Lesung der Schrift eine theologische Materialsammlung zur Verfügung zu stellen“, fügt die LAK-Referentin hinzu. Die Publikation gründet auf dem AIDS-Leitfaden des LWB Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung, 2007 von der Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) produziert, um Kirchen Orientierungshilfe bei der Antwort der Kirchen auf die AIDS-Pandemie zu geben.

Jeder ist willkommen

Ein besonderes Merkmal des Handbuchs ist die Einbeziehung der Ansichten von Menschen, die mit HIV leben und die „ermutigt wurden, mit ihren eigenen Worten ihre Lebenserfahrungen mitzuteilen als ein Weg, unsere Herzen und unseren Seelen zu öffnen“, stellt Cuyatti fest. Junge TheologInnen leisteten mit ihren persönlichen Gedanken ebenfalls einen Beitrag.  

„Dieses Buch beschreibt die Aktionen unserer Kirchen, die von HIV betroffene Menschen begleiten, und unsere Erfahrungen mit der Betreuung von Ausgegrenzten“, berichtete Bischöfin Dr. Victoria Cortez Rodriguez von der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“ (ILFE). In dem Handbuch beinhaltet der Beitrag der ILFE seelsorgerische Erfahrungen mit Stigmatisierung und Diskriminierung im Kontext freiwilliger HIV-Tests in einer ländlichen Gemeinschaft. Die Nicaraguanische Kirche beschreibt hier ebenfalls Erkenntnisse aus der Jugend-Wegbegleitung von Menschen mit HIV, der Aufklärungsarbeit im Bereich Prävention und Infektion sowie der Beteiligung an Netzwerken der Zivilgesellschaft zu AIDS-Bekämpfung.

Zwar enthält die Publikation Aspekte, die der Kirche und der Gesellschaft wohlbekannt sind. Für die Kirchen ist es aber eine besondere Herausforderung, sich dem fortdauernden Lernprozess der Offenheit und der Willkommenskultur für alle Menschen zu stellen. Dies beinhaltet die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen im Umfeld von Familie, Ehe und Sexualität, fügt Cuyatti hinzu.

Sensible Themen

„Ich glaube, dies [HIV] ist ein Bereich, in dem die Kirchen gelernt haben, sich auch mit so sensiblen Themen wie HIV und Homosexualität zu befassen. Ich habe versucht, meine Kirche darin zu unterstützen, sich Zeit und Raum für Gespräche über diese Themen zu nehmen. Wir wollen die gesamte Problematik ansprechen und müssen dabei mit massiven Reaktionen rechnen. Aber es gibt Phasen, in denen wir auch lernen müssen, zu reden, Liedern zuzuhören und ruhig und nachdenklich zu bleiben. In vielen Regionen ist das ein schwieriger Prozess, und wir müssen uns Zeit und Raum geben, um über sensible und sehr persönliche Themen zu reden“, erklärte Bischof Siegfried Sander von der Lutherischen Kirche in Chile (ILCH).

„Das Handbuch kann in der Kirche und in der Gesellschaft problemlos im unterschiedlichen Kontext gelesen werden“, sagte Pfr. Carlos Duarte, Präsident der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP). „Für uns bietet sich hier die Gelegenheit zur Nutzung einer Materialsammlung, mit der wir arbeiten können, bezieht sie sich doch auf die aktuelle Situation in unseren Kirchen. Sie enthält für die Kirchen eine kluge Erkenntnis: Gott allein hat uns aufgerufen, mit diesen von der Gesellschaft ausgestossenen Brüdern und Schwestern zu arbeiten.“

HIV: Espacio para Cambiar war eines der Themen der Kirchenleitungskonferenz der Region Lateinamerika und Karibik im April 2015 in La Paz, Bolivien. Das Handbuch liegt zurzeit nur auf Spanisch vor. Cuyatti hofft, dass andere LWB-Regionen die Möglichkeit in Betracht ziehen, den Inhalt auf ihre eigene Situation anzupassen und eine Übersetzung in andere Sprachen veranlassen.

 

Pauline Mumia