„Hier gehe ich, ich kann nicht anders“

29. Sep. 2014
Die LWB-Delegation nahm an der „größten Klimademonstration der Geschichte“ am 21. 21. September teil. Foto: #Fast for the Climate, Nikola Taylor

Die LWB-Delegation nahm an der „größten Klimademonstration der Geschichte“ am 21. September teil. Foto: #Fast for the Climate, Nikola Taylor

Präsenz der Religionen von Bedeutung für historische Klimademonstration

(LWI) – Der historische „People’s Climate March“ am 21. September in New York habe gezeigt, dass Religionen einen wichtigen Beitrag für eine gerechtere Welt zu leisten hätten, befand Martin Kopp, Delegierter des Lutherischen Weltbundes (LWB) bei der Demonstration im Vorfeld des UN-Klimagipfels am 23. September teilnahm. Die Demonstration sei eine einmalige und erfolgreiche Veranstaltung gewesen.

„Für die Religionen ist es wichtig, als Verbündete im Kampf für das Wohl aller wahrgenommen zu werden“, erklärte Kopp gegenüber der Lutherischen Welt-Information. „Unsere Stimme ist von Bedeutung in dem Chor der Demonstrierenden.“ Nach Angaben der OrganisatorInnen waren in New York über 400.000 Menschen zu dem Protestmarsch zusammengekommen, zusätzlich fanden weltweit mehr als 2.600 Parallelveranstaltungen statt. Kopp hatte bei der Klimademonstration den LWB und die interreligiöse Kampagne „Fasten für das Klima“ (#fastfortheclimate) vertreten.

Die wohl grösste Klimademonstration der Geschichte könne nach Kopps Einschätzung als Erfolg verbucht werden, nicht nur aufgrund der grossen Anzahl von DemonstrantInnen, die weltweit Massnahmen gegen den Klimawandel einforderten, sondern auch aufgrund der Vielfalt von Organisationen, die in den USA beteiligt waren. Der Marsch habe gezeigt, dass die Zivilgesellschaft an einem Strang ziehe. Alle seien dabei gewesen – „Umweltorganisationen, Wissenschaft, Religionen und, was neu ist, die Gewerkschaften. Wir haben es geschafft, alle vor dem Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter zu mobilisieren.“

 „Der People’s Climate March gilt manchen als Geburtsstunde einer echten sozialen Klimabewegung“, sagte Kopp weiter. „Und es stimmt: Anders als bei der Mobilisierung für Kopenhagen war heute die Zivilgesellschaft vereint.“

Die sichtbare Präsenz der Religionen in New York unterstreiche, dass auch über zentrale Fragen nach „dem Sinn unseres Lebens und unserer Gesellschaften“ nachgedacht werden müsse. Diese Fragen hätten eine zentrale Bedeutung inmitten wissenschaftlicher und technischer Diskussionen über Emissionssenkung, Finanzierung und einen konkreten Aktionsplan für die Anpassung an den Klimawandel.

Die vom LWB initiierte Kampagne „Fasten für das Klima“, an der Organisationen aus dem religiösen und zivilgesellschaftlichen Bereich beteiligt sind, sei eine wichtige Solidaritätsbekundung mit den Armen und Ausgegrenzten, die am schwersten vom Klimawandel betroffen sind. Sie trage dazu bei, so Kopp, „hinzuweisen auf das, was hinter den materiellen Aspekten des menschlichen Lebens stehe: „Wofür leben wir? Warum leben wir zusammen? Was ist unser Ziel als Gesellschaft? Was wollen wir erreichen?“

Als Mitglied der LWB-Delegation bei den jährlichen Tagungen der Konferenz der Vertragsparteien (COP) des UN-Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen bewertete Kopp die Teilnahme von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon an der Demonstration als „deutliches Signal, dass er dem Problem Klimawandel höchste Bedeutung beimisst.“ Trotzdem sei ein noch stärkerer politischer Wille nötig, um ein weitreichendes Klimaabkommen zu erzielen.

Die gewaltige Mobilisierung für die Demonstration gebe allerdings im Vorfeld der COP 2015 „erstmals Grund zur Hoffnung“, befand Kopp. „Ich glaube, es ist realistisch anzunehmen, dass politische Entscheidungen nicht getroffen werden können ohne eine klare Position und einen klaren Anstoss aus der Öffentlichkeit. […] Und der People’s Climate March hat heute in dieser Hinsicht eine klare Botschaft gesandt.“

Der LWB-Delegierte hofft, dass Organisationen aus dem religiösen Bereich und die Zivilgesellschaft durch „Fasten für das Klima“ und andere Initiativen auch weiterhin unterschiedliche AkteurInnen einbinden und ein ambitioniertes aber gerechtes Klimaabkommen einfordern können, mit dem Ziel, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf 2 Grad zu beschränken.

Auch Mitarbeitende des am UN-Hauptquartier angesiedelten Lutherischen Büros für die Weltgemeinschaft vertraten den LWB bei der Klimademonstration. Aus ihren Reihen stammt das abgewandelte Lutherwort: „Hier demonstriere ich, ich kann nicht anders.“