Gemeinsam gegen den Hunger

23. Nov. 2015
Raba’a beschreibt ihre familiäre Situation. Foto: CLWR/Jennifer Clark

Raba’a beschreibt ihre familiäre Situation. Foto: CLWR/Jennifer Clark

Nahrungsmittel für Flüchtlinge und Bedürftige in Jordanien

Al Mafraq, Jordanien/Genf, 23. November 2015 (LWI) – Raba’as Kinder hatten Hunger, aber sie wussten, wie schwer es ihrer Mutter fiel, für die Familie zu sorgen. „Sie haben gemerkt, dass die Portionen kleiner werden, aber sie haben nichts gesagt, weil sie ja wussten, in welcher Lage wir waren“, sagt sie.  

Es ist eine herzzerreissende Entscheidung für jede Mutter, ihren Kindern weniger zu essen zu geben. Aber Raba’a hatte keine Wahl, bevor sie die Lebensmittelgutscheine für die örtlichen Geschäfte erhielt. Die Witwe und Mutter von vier Kindern ist eine der Empfängerinnen des finanziellen Hilfsprogramms des Lutherischen Weltbundes (LWB), dessen Träger die Kanadische Lutherische Weltnothilfe (CLWR) in Jordanien ist.

Doppelte Verantwortung

Raba’a kommt aus Syrien. Ihre Familie lebte in Jarmuk, einem Viertel in der Hauptstadt Damaskus, bevor sie vor dem Krieg nach Jordanien geflüchtet sind. Ihr Haus wurde in völlig zerstört, wer noch in Jarmuk ist, lebt im Belagerungszustand und unter entsetzlichen Bedingungen.

Kurz nach ihrer Ankunft in Jordanien starb Raba’a‘s Mann an Krebs und liess sie allein mit vier Kindern zurück. „Ich habe eine doppelte Verantwortung“, sagt sie. „Zuhause muss ich als Mutter für meine Kinder dasein, und ausserhalb als Ernährerin der Familie das geld hereinbringen“, sagt sie.

Um die Existenz für ihre Familie zu sichern, hat sie an einem Friseurkurs teilgenommen, der von einer örtlichen Hilfsorganisation angeboten wurde. Raba’a arbeitet von zu Hause aus; im Sommer, so sagt sie, liefen die Geschäfte besser. Sie verdient nicht viel, aber es ist genug, um Miete, Wasser, Strom und die Ausgaben für sich und ihre Kinder wie Schulbedarf etc. zu bezahlen.

Trotzdem leben sie und ihre beiden Töchter (15 und 11 Jahre alt) und ihre beiden Söhne (9 und 6 Jahre alt) ihr neues Leben in kargen Verhältnissen. Sie haben keine Möbel in den beiden angemieteten Zimmern. Wenn man den Lebensmittelbedarf einer jungen Familie mit geringem Einkommen dazunimmt, kann man sich ausrechnen, wie schwer der Existenzkampf ist.

Lebensmittelgutscheine für die Hilfsbedürftigsten

Die Situation von Raba’as Familie ist besonders schwierig, weil sie palästinensischer Herkunft ist. Als Palästinenser erhalten sie keine Lebensmittelhilfe vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, das üblicherweise syrische Flüchtlinge unterstützt. Stattdessen fallen sie unter das Mandat des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA). UNRWA ist jedoch deutlich unterfinanziert und verfügt nur über begrenzte Mittel, um auch palästinensische Flüchtlinge aus Syrien zu unterstützen.

Die Lebensmittelgutscheinprogramme in Jordanien sollen diese Defizite ausgleichen. Über Vereinbarungen mit UNRWA und der jordanischen Regierung kann der LWB diese Gutscheine an palästinensische Flüchtlinge aus Syrien verteilen. Seit vergangenen Monat erhält Raba’a alle vier Wochen Gutscheine im Wert von 60 Jordanischen Dinar (ca. USD 110) über einen Zeitraum von sechs Monaten, um ihre Familie zu unterstützen.

„Die Gutscheine lösen einen Teil meiner Probleme“, sagt sie. Sie lassen sich direkt in Lebensmittelgeschäften in ihrem Viertel einlösen und ermöglichen den Kauf von Grundnahrungsmitteln wie Reis, Zucker, Speiseöl, Tiefkühlgemüse, Milch und manchmal Fleisch. Nach ihrer Aussage kommen mehr als 60% ihrer Lebensmittel durch die Gutscheine.

„Ich bin nicht mehr so angespannt, weil die Versorgung meiner Kinder mit Lebensmitteln gesichert ist“, erzählt Raba’a. „Jetzt kann ich mir auch wieder überlegen, was ich sonst noch für meine Kinder tun kann.“

Das Hilfsprogramm der CLWR und der Canadian Foodgrains Bank ermöglicht es dem LWB, mit Hilfe dieser Gutscheine einen Beitrag zur Lebensmittelversorgung der 4.700 aus Syrien stammenden palästinensischen Flüchtlinge sowie besonders hilfebedürftiger jordanischer Familien in den Governoraten Mafraq, Zarqa, Ost-Amman und Irbid in Jordanien zu leisten. Auf diese Wiese wird sowohl den Flüchtlingen als auch den überlasteten jordanischen Aufnahmegemeinschaften geholfen.

 

Beitrag von Jennifer Clark, Kommunikationsreferentin, Kanadische lutherische Weltnothilfe: Geringe Änderungen durch die LWB-Kommunikationsabteilung.

Siehe Originalartikel: https://clwr.wordpress.com/2015/11/13/relieving-the-burden-of-hunger