Führende europäische LutheranerInnen fordern menschenwürdige Flüchtlingspolitik

5. Okt. 2015
„Zäune und Mauern sind keine geeignete Mittel, um das Zusammenleben von Menschen zum Guten zu gestalten“, haben die BischöfInnen und europäischen LWB-VizepräsidentInnen Tamás Fabiny, Helga Haugland Byfuglien und Frank Otfried July anlässlich eines Solidaritätsbesuchs bei der ungarischen lutherischen Kirche in Budapest betont. Foto: ELKU

„Zäune und Mauern sind keine geeignete Mittel, um das Zusammenleben von Menschen zum Guten zu gestalten“, haben die BischöfInnen und europäischen LWB-VizepräsidentInnen Tamás Fabiny, Helga Haugland Byfuglien und Frank Otfried July anlässlich eines Solidaritätsbesuchs bei der ungarischen lutherischen Kirche in Budapest betont. Foto: ELKU

Zäune und Mauern nicht geeignet, das Zusammenleben von Menschen zu gestalten

Budapest (Ungarn)/Genf, 5. Oktober 2015 (LWI) – Die europäischen VizepräsidentInnen des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben gemeinsam zur Verständigung auf eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik in der Region aufgefordert.

„Von allen europäischen Staaten erwarten wir, dass sie Flüchtlinge aufnehmen und Wege finden, wie die gemeinsame Aufgabe dauerhaft gelöst wird“, haben die BischöfInnen Helga Haugland Byfuglien (Nordische Region), Dr. Frank Otfried July (Mittel- und Westeuropa) sowie Dr. Tamás Fabiny (Mittel- und Osteuropa) im Anschluss an einen Solidaritätsbesuch bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU) in Budapest erklärt.

In der gemeinsamen Erklärung, die anlässlich des Besuchs bei Bischof Fabiny am 2. und 3. Oktober entstand, bezeichneten die drei Kirchenleitenden die Flüchtlingsfrage als „die eine grosse Herausforderung, der wir uns in diesen Tagen und wohl auf Jahre hinaus stellen müssen.“

Der LWB hat in Europa 40 Mitgliedskirchen, denen insgesamt fast 40 Millionen LutheranerInnen angehören. Haugland Byfuglien steht als Leitende Bischöfin der Norwegischen Kirche vor, July leitet die Evangelische Landeskirche in Württemberg (Deutschland), Fabiny ist Bischof der Norddiözese der ELKU.

Die VizepräsidentInnen stellten fest: „Die vielfältigen Erfahrungen mit offenen Grenzen in ganz Europa rufen uns gerade heute, 25 Jahre nach dem Ende der deutschen und der europäischen Teilung, in die Verantwortung, diese tiefgreifenden Umbrüche zu gestalten. Zäune und Mauern sind keine geeigneten Mittel, um das Zusammenleben von Menschen zum Guten zu gestalten.“ Landesbischof July erinnerte in diesem Zusammenhang an die Dankbarkeit der Deutschen gegenüber Ungarn, das 1989 die Grenzen geöffnet und damit einen wichtigen Beitrag geleistet habe zum „Zerreissen des Eisernen Vorhangs“.

July beschrieb den Solidaritätsbesuch als „ein Zeichen, um der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn und [Bischof] Fabiny für sein Bemühen zu danken und ihn und seine Kirche zu unterstützen, Flüchtlingen auch in Ungarn eine angemessene Aufnahme zu ermöglichen.“

Gemeinsam mahnten die BischöfInnen, die Heimatländer der Flüchtlinge und die Weltgemeinschaft müssten ihre Verantwortung gegenüber den Menschen, die in Europa Zuflucht suchen, wahrnehmen: „Wir appellieren an die betroffenen Herkunftsländer der Flüchtlinge, Friedensverhandlungen aufzunehmen und sichere Verhältnisse zu schaffen. Wir erinnern die Regierenden und Herrschenden in diesen Ländern an ihre Verantwortung vor Gott und den Menschen, endlich alles dafür zu tun, dass niemand seine/ihre Heimat verlassen muss. Wir fordern die Weltgemeinschaft auf, hier ihre Verantwortung zu übernehmen.“

Neben der ungarischen Kirche helfen auch andere LWB-Mitgliedskirchen in Europa tausenden Menschen, die vor Konflikten und Armut vor allem im Mittleren und Nahen Osten sowie in Afrika fliehen. Auch lutherische Kirchen in anderen LWB-Regionen leisten Unterstützung und demonstrieren Solidarität.

Anlässlich der Europäischen Kirchenleitungskonsultation, die im Mai 2015 in Trondheim (Norwegen) stattfand, hatten sich die LWB-Mitgliedskirchen in der Region verpflichtet, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, um Flüchtlinge „in unserer Mitte“ willkommen zu heissen.

Sowohl der LWB-Rat als auch Generalsekretär Martin Junge haben in Erklärungen und Schreiben an die Mitgliedskirchen in Europa wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen, bei ihren Regierungen einzutreten für ein Vorgehen, dass der christlichen Pflicht, Fremde willkommen zu heissen, gerecht wird.

Der LWB begleitet weltweit etwa 2 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene, darunter auch syrische Flüchtlinge in Jordanien.

 

(Bearbeitete Fassung einer Pressemeldung von Oliver Hoesch, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, unter Verwendung weiterer Informationen des LWB-Kommunikationsbüros.)