Erhalt eines fragilen Friedens in der Zentralafrikanischen Republik

22. Okt. 2015
Pfr. Dr. Samuel Ndanga-Toué. Foto: LWB/S. Gallay

Pfr. Dr. Samuel Ndanga-Toué. Foto: LWB/S. Gallay

Dialog ist wichtig zur Überwindung religiöser Konflikte, sagt lutherischer Kirchenführer Ndanga-Toué

Genf, 15. Oktober 2015 (LWI) – Als der 50 Jahre alte Pfr. Dr. Samuel Ndanga-Toué die Nachricht hörte, dass er zum Präsidenten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Zentralafrikanischen Republik gewählt worden ist, wurde er – so erinnert er sich – von seinen Emotionen überwältigt.

„Ich war dankbar für die Gnade und die Gunst Gottes. Es war wirklich Gottes Gnade, dass ich aus so vielen Kandidatinnen und Kandidaten vom Volk auserwählt wurde“, kommentiert er seine Wahl durch die lutherische Kirchensynode am 25. April 2015.

Noch überwältigender sind aber die zahlreichen Probleme, mit denen religiöse Führungskräfte wie er in einem Land konfrontiert werden, das sich in einem unlösbaren Kreislauf der Gewalt befindet. Die Folge sind Tod und Vertreibung der Bevölkerung, Zerstörung von Häusern und Eigentum, zunehmende Armut und wachsendes Misstrauen zwischen ethnischen Gemeinschaften und Glaubensgemeinschaften.   

„Dieser Konflikt hat das Land ins totale Chaos gestürzt und Menschen christlichen und muslimischen Glaubens gegeneinander aufgehetzt. Die Antwort unserer Kirche besteht darin, alles für den Beginn eines Dialogs zu tun, damit wir wieder zusammenkommen und zur Versöhnung finden durch friedensstiftende Massnahmen und sozialen Zusammenhalt“, sagt  Ndanga-Toué.

Die Zentralafrikanische Republik hat seit ihrer Unabhängigkeit von Frankreich im Jahre 1960 immer wieder Perioden politischer Instabilität erlebt. Nachdem die Rebellenallianz Seleka 2013 die Macht ergriffen hat, ist das Land in ethnisch und religiös motivierter Gewalt versunken, und zehntausende Menschen habe ihre Heimat verlassen.

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen schätzt, dass auf dem Höhepunkt der Unruhen 2014 mehr als 930.000 Menschen vertrieben wurden, darunter geschätzte 430.000, die in Nachbarländer geflohen sind. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung dieses Binnenstaates braucht nach wie vor humanitäre Hilfe. Erst im vergangenen Monat kam es wieder zu einer erneuten Gewalteskalation.

„Der Friede ist zurzeit sehr fragil. Die Kirche hat auf nationaler und regionaler Ebene Plattformen eingerichtet, damit Menschen christlichen und muslimischen Glaubens zusammensitzen und miteinander reden können“, fügt Ndanga-Toué hinzu. „Wir verfolgen damit als ein Hauptziel, einen Platz für Vergebung und Toleranz anzubieten und gemeinsam in die Zukunft zu schauen.“  

Die Kirchen brauchen dringend Unterstützung, um sich Menschen in Armut zuwenden zu können, ergänzt er. „Unsere Kirche initiiert kleine Projekte, aus denen sich eine finanzielle Komponente ergeben könnte. Wir unterstützen Menschen beim Aufbau kleiner Unternehmen mit Viehzucht und Landwirtschaft oder der gemeinsamen Bestellung einer Landparzelle.”

Die Zusammenarbeit des Lutherischen Weltbundes (LWB) mit seiner Mitgliedskirche in der CAR beinhaltet Unterstützung bei der Ernährungssicherheit, Ermächtigung von Frauen, institutionelle Unterstützung und humanitäre Soforthilfe für die Binnenvertriebenen im Land.

(LWI-Korrespondentin Moyette Marrett sprach mit Pfr. Dr. Samuel Ndanga-Toué während seines letztenBesuchs in Genf)