Der Glaube ans Gute

17. Dez. 2014
Bischof Dr. Shekutaamba V. V. Nambala auf der Konferenz „Religion and Development“ in Berlin. Foto: Anja Martin

Bischof Dr. Shekutaamba V. V. Nambala auf der Konferenz „Religion and Development“ in Berlin. Foto: Anja Martin

Internationale Teilnehmer diskutieren auf der Konferenz „Religion und Entwicklung“ glaubensbasierte Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit

(LWI) – Das Zusammenspiel von „Entwicklungszusammenarbeit und Religion“ beleuchtet eine Konferenz vom 15.-18. Dezember 2014 in Berlin. Ausgerichtet von Brot für die Welt, mitorganisiert vom Lutherischen Weltbund (LWB) und ACT Alliance, bringt das Treffen 55 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 25 Ländern zusammen.

Thema der Konferenz sind Fragen wie: Wie kann die Entwicklungszusammenarbeit Netzwerke und Einfluss von Religion nutzen? Es geht um mögliche Wege der Kooperation mit Ministerien, Regierungen und politischen Organisationen, um neue Akteure in Theorie und Praxis und um die Rolle der Kirche in Friedensfragen und bei Konflikten. Zur Podiumsdiskussion bei der Eröffnung kamen 90 Gäste.

So unterschiedliche Perspektiven die Redner des ersten Nachmittags hatten, waren sie sich doch in einem einig: Religion ist ein wichtiger Baustein in den meisten Gesellschaften weltweit und sie hat großen Einfluss auf die Lebenswirklichkeit der Menschen.

Globale Netzwerke mit maximaler Reichweite

„Religionen bilden globale Netzwerke, die oft sogar die abgelegensten Gebiete erreichen können, besonders in Regionen, wo Regierungsorganisationen schwach sind“, betonte Pfr. Dr. Bernhard Felmberg vom Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit (BMZ). Im BMZ wurde deshalb eine Task Force zu Werten, Religion und Entwicklung gegründet.

„Vor ein paar Jahren haben wir gedacht, dass Politik nichts mit Entwicklung zu tun hat. Was überhaupt nicht stimmt, wir wissen das heute“ resümiert Jean-Louis Ville von der Generaldirektion DEVCO development und cooperation der Europäischen Kommission. „Jetzt geht es um Religion und die Frage ist, wie wir sie integrieren. Sie ist ein Teil der Gesellschaft, in der wir leben.“

Ville stellt vor, wie ernst Religion inzwischen in Brüssel genommen wird. So seien die rechtlichen Rahmenbedingungen zur finanziellen Förderung von Projekten dahingehend geändert worden, dass nun auch die Gewährung von Religionsfreiheit berücksichtigt wurde. Neue Richtlinien regeln seit einem Jahr den Umgang mit religiösen Werten in der Projektarbeit.

Die Rolle der Religion in der Entwicklungshilfe wurde vor allem durch die Teilnehmer aus dem globalen Süden deutlich. „Der Buddhismus sagt, Hunger sei die schlimmste Krankheit“, erklärt der indische Theologe Dr. Paul Martin Chandran. „In Asien ist die Kraft von Religion immens. Und sie kontrolliert sogar die Art, wie die Welt darauf in ihrem eigenen Kontext reagiert“ so seine Erfahrung.

Menschenrechte und staatliche Verantwortung

Während Dinge wie Armut im asiatischen Kontext oft als gottgegeben akzeptiert würden seien es andererseits aber auch die oft die Religionen, die an humanitäre Aufgaben erinnern. Die Sorge um und für den Nächsten sei der imperativ jeder Religion, so der Theologe.

In Namibia sei die Kirche ein wichtiger Träger sozialer und politischer Entwicklung, berichtet Dr. Shekutaamba V. V. Nambala, amtierender Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Namibia (ELKN). „Man kann nichts tun, ohne dabei in Berührung mit der christlichen Gemeinschaft zu kommen.“ Anders als in westlichen Ländern sei es in seinem Kontext eher notwendig, an die Verantwortung des Staates zu erinnern (siehe Interview unten).

„Man sieht an den Teilnehmern, dass diese Diskussion über Religion und Entwicklungshilfe aktuell und für viele Organisationen präsent ist“ freut sich Pfr Dr. Kenneth Mtata, Studienleiter für Lutherische Theologie und Praxis bei der LWB-Abteilung für Theologie und öffentliches Zeugnis (ATÖZ). „Man kann es von den Regierungsbeauftragten, von den Entwicklungsagenturen, von den Kirchenoberen und von den Wissenschaftlern hören, dass es ein Thema ist, mit dem sich jeder befassen will.“

Pfr. Dr. Dietrich Werner von Brot für die Welt freut sich, dass die Konferenz zur rechten Zeit kommt. Man habe sich für dieses Mal zwar auf christliche Kirchen beschränkt, könnte sich aber vorstellen, in einer nächsten Runde den Dialog für alle Weltreligionen zu öffnen.