16 Aktionstage: Bündnis zur Verhinderung von und Hilfeleistung bei geschlechtsbezogener Gewalt

6. Dez. 2023

LWB Uganda stellt Arbeit vor, mit der durch den Aufbau von widerstandsfähigen Gemeinden sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt verhindert, Überlebende geschützt und Hilfe geleistet werden soll. 

Uganda SGBV

Geflüchtete sudanesische Frauen bei einer Selbsthilfegruppe in der Siedlung Palorinya im ungandischen Bezirk Obongi, die von LWB-Uganda unterstützt wird. Foto: LWB/A. Hillert

Wichtige Rolle von Überlebenden und Gemeinden bei der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt  

(LWI) – Am 5. Dezember wurde in einem Webinar anlässlich der 16 Tage Kampagne zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen die Arbeit des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Uganda zur Verhinderung von und Hilfeleistung bei sexueller und geschlechtsbezogener Gewalt vorgestellt.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von einer Arbeitsgemeinschaft glaubensbasierter Organisationen, zu denen der LWB, das Kinderhilfswerk World Vision sowie die Hilfsorganisationen Tearfund, Episcopal Relief and Development, ALARM und International Justice Mission gehören. Das neue Netzwerk wurde zu Beginn des Jahres mit einer Absichtserklärung gegründet, die darauf abzielt, bei der Bekämpfung von sexueller und geschlechtsbezogener Gewalt gemeinsame Ressourcen zu nutzen und sich über vielversprechende Praktiken auszutauschen. 

In ihrer Rede berichtete Winnie Ondoa Abio, Schutzkoordinatorin für LWB Uganda, auf welche Weise sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die Überlebenden unterstützen und sich auf die Verhütung und den „Aufbau von widerstandsfähigen Gemeinden“ konzentrieren, indem sie kulturelle Praktiken wie die Zwangsverheiratung junger Mädchen anfechten. „Geschlechtsspezifische Gewalt ist nicht bloß eine Verletzung einzelner Personen“, sagte sie, „sondern sie stellt eine Herausforderung für das Kollektiv dar, auf welche die Gemeinde gemeinsam reagieren muss.“ 

Sie betonte, dass auch Männer und Jungen in diese Reaktion eingebunden werden müssen, und wies darauf hin, dass der LWB eng mit religiösen Führungspersonen auf lokaler und nationaler Ebene zusammenarbeitet und diese dazu anhält, in ihren regulären Kirchenaktivitäten ein Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt zu schaffen. „Führungspersonen in Kirchen und Gemeinden können als Weichensteller fungieren, deshalb ist eine Zusammenarbeit mit ihnen sowie mit Behördenvertretenden für die Zukunftsfähigkeit unserer Programme unerlässlich“, sagte sie. 

Sie sprach auch über die Fortschritte bei der Ausbildung von Gesundheitsdienstleistenden im sensiblen Umgang mit Vergewaltigungsfällen durch das Anbieten von Therapie und medizinischer Hilfe für Überlebende. Weitere wichtige Initiativen sind die Übersetzung von Materialien in örtliche Sprachen, die Erleichterung von Gesprächen in den Gemeinden durch Musik und Theateraufführungen und die Bereitstellung von frauenfreundlichen Räumen in Flüchtlingslagern, in denen der LWB anwesend ist. 

Jacqueline Ogega, leitende Direktorin bei World Vision für Lösungsansätze zur Gleichstellung und sozialen Einbeziehung der Geschlechter (Gender Equality and Social Inclusion, GESI), die selber eine Überlebende ist, sprach über die Bestandserfassungsinitiative der Arbeitsgemeinschaft, mit der dokumentiert wird, wo und wie Glaubensakteurinnen und -akteure Seite an Seite mit säkularen Partnerinnen und Partnern daran arbeiten, bei der Verhütung von sexueller und geschlechtsbezogener Gewalt, dem Schutz von Überlebenden und der Hilfeleistung etwas zu bewirken. Sie sagte, es sei „eine ständige Herausforderung, die Aussagen und die Handlungsfähigkeit der Überlebenden“ in den Mittelpunkt dieser zu Arbeit zu stellen und darauf zu drängen, dass die Verursachenden zur Rechenschaft gezogen werden. 

Zielsetzungen der Arbeitsgemeinschaft der Glaubensakteurinnen und -akteure 

Sabine Nkusi, Leiterin der Geschlechter- und Schutzeinheit bei Tearfund, beleuchtete die Zielsetzungen der Arbeitsgemeinschaft der Glaubensakteurinnen und -akteure. Zu diesen gehörten unter anderem die Mitorganisation von Aktivitäten zum Austausch von Erkenntnissen, die Dokumentierung und Weitergabe vielversprechender Praktiken und die Bekräftigung der Verpflichtung, die Stimme gegen sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt zu erheben. Sie wies darauf hin, dass in der säkularen Welt ein Bewusstsein dafür wächst, welchen Einfluss religiöse Führungspersonen auf die Änderung von Einstellungen und bei der Anfechtung schädigender Verhaltensnormen und Gebräuche haben. 

Anhand eines Beispiels über den Einfluss von religiösen Führungspersonen bei dieser Arbeit, nannte Ernest Cajuste, leitender Programmbeauftragter für Trauma und Resilienz bei Episcopal Relief and Development, ein Programm, das seine Organisation in Liberia umsetzt, wo „über 90 Prozent der Bevölkerung entweder dem christlichen oder dem muslimischen Glauben angehören.“ Religiöse Führungspersonen erhalten eine ausführliche Schulung, die „von der Selbstreflexion bis hin zur Zerlegung von Machtstrukturen innerhalb der Gemeinden“ reicht und die es ihnen ermöglicht, „Überlebenden und deren Familien zur Seite zu stehen“.  

Jocelyn Penner Hall, Chefberaterin zu Gewalt gegen Frauen und Kinder für International Justice Network, teilte Einzelheiten über ein „neues und vielversprechendes Instrument“ mit, das ihre Organisation zur Bewertung der Ergebnisse bei der Arbeit mit Überlebenden ausgearbeitet hat. Sie merkte an, wie schwer es für Frauen und Mädchen in Armutsverhältnissen sei, „Machtdynamiken zu überwinden und die Rechtssysteme zu einer Reaktion zu veranlassen“, und erläuterte, wie mit diesem Instrument die Bedürfnisse der Überlebenden sowie deren Fortschritte auf dem Weg zur Etablierung und zum vollen Rechtsschutz effizient bemessen werden können.  

Die nächste Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der Glaubensakteurinnen und -akteure wird bei der kommenden Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen in New York im März 2024 einberufen.  

LWB/P. Hitchen