Tschad nimmt jeden Tag 2.000 sudanesische Geflüchtete auf

17. Aug. 2023

Der LWB leistet weiterhin humanitäre Hilfe für die sudanesischen Geflüchteten im Tschad. Viele sind schwer verletzt und haben auf der Suche nach einem sicheren Ort weite Strecken zurückgelegt. Der LWB und seine Partnerorganisationen fordern mehr finanzielle Hilfe zur Unterstützung in Not geratener Menschen. 

LWF talks with women on water related diseases in Ambilia Site. Photo: LWF/ F. Djamal

Gespräche mit Frauen über wasserbedingte Krankheiten in Ambilia Site. Foto: LWB/F. Djamal

Der LWB leistet weiterhin Hilfe für die Geflüchteten aus dem Sudan, aber der Bedarf ist immens 

(LWI) – Wasser, sanitäre Grundversorgung, Unterkünfte und Nahrungsmittel: Der LWB leistet weiterhin humanitäre Hilfe für die Menschen, die vor der Gewalt im Sudan fliehen und das Grenzgebiet zum Tschad erreichen. Seit Beginn des Konfliktes im Sudan im April 2023 wurden ca. 5.000 bis 8.000 Menschen getötet. Die neu ankommenden Geflüchteten berichten über Massaker und grausame Verbrechen im westlichen Darfur. 

„Die humanitären Helferinnen und Helfer einschließlich unseres Teams nehmen ca. 2.000 Geflüchtete täglich auf“, sagt Clovis Mwambutsa, regionaler LWB-Programmkoordinator für Zentralafrika. „Es kommen immer mehr Verletzte, die nur knapp dem Tod entkommen sind. Manche sind aus Orten geflohen, die 400 Kilometer von der Grenze entfernt sind und noch hinter der Region Darfur liegen. Die Situation ist furchtbar, und es ist kein Ende in Sicht.” Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass 2,7 Millionen Menschen zwangsvertrieben wurden und ca. 200.000 in den Tschad geflüchtet sind, darunter Frauen und Kinder. 

„Ich habe mein Dorf verlassen und musste meinen gesamten Besitz zurücklassen. Viele Menschen aus meinem Dorf wurden getötet, darunter auch einige meiner Familienmitglieder. Auf dem Weg zur Grenze zum Tschad wurde uns alles geraubt, was wir noch bei uns hatten. Viele Frauen wurden belästigt“, erzählt Fatija Harun aus dem Sudan. „Hier ist der Zugang zu Wasser schwierig. Es gibt immer eine lange Schlange von Menschen. Wir müssen 3 bis 4 Stunden warten, bis wir an die Reihe kommen.“ 

Der aktuelle Gewaltausbruch hat Zehntausende von Menschenleben gekostet. Aufgrund der anhaltenden Instabilität und der weiter eskalierenden Konflikte zwischen Milizen und Militär im Sudan ist nach Prognosen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR davon auszugehen, dass bis Ende 2023 rund 300.000 Geflüchtete im Tschad ankommen werden. 

Katastrophenhilfe ist unterfinanziert 

Der LWB ist in zwei Provinzen im Einsatz: Wadai und Sila. Da die Zahl der Geflüchteten und die Bedarfslage in der Provinz Wadai kritischer ist, leistet der LWB den größten Teil seiner Hilfeaktionen und besonders im Bereich der Wasser- und Sanitärversorgung dort, begleitet durch Hygienekampagnen und direkte Unterstützung von Haushalten. 

„Wir haben Brunnen gebohrt, um 2.000 Menschen mit Trinkwasser zu versorgen, wir haben Hilfsgüter verteilt und 300 Toiletten gebaut“, sagt Mwambutsa. Gemeinsam mit dem World Food Programm der Vereinten Nationen verteilt der LWB jetzt Nahrungsmittel in der Provinz Sila und plant gemeinsam mit dem UNHCR Notunterkünfte in ausgewiesenen dauerhaften Geflüchtetenlagern. „Unsere erste Hilfsmaßnahme war auf 20.000 Menschen ausgerichtet, aber das haben wir korrigiert, denn es sind doppelt so viele Menschen gekommen“, so Mwambutsa. 

Allerdings sind die Hilfsaktionen im Tschad nur zu 15 Prozent finanziert, so dass die humanitäre Arbeit dort eine große Herausforderung darstellt. Eine große Zahl von Geflüchteten in einer von Armut und vom Klimawandel betroffenen Region führt ebenfalls zu Spannungen mit örtlichen Gemeinschaften und mit Geflüchteten, die bereits in den Vorjahren dort angekommen sind. Die Sicherheitslage ist angespannt und erschwert die Arbeit. 

Die Regenzeit beginnt im August und ist nach Aussage von Myriam Valme Joseph, der LWB-Länderrepräsentantin im Tschad, eine zusätzliche Herausforderung. „Wir versuchen, unsere Hilfslieferungen vorher abzuschließen, denn in Kürze wird der Zugang über die in der Regenzeit wasserführenden Trockenflüsse noch schwieriger sein.“ 

Die Arbeit des LWB im Tschad wird von der Canadian Lutheran World Relief, DLGA/ELDA, der Diakonie Katastrophenhilfe, dem Deutschen Nationalkomitee, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Württemberg, UNICEF und ACT Alliance unterstützt.

LWB/C. Kästner-Meyer