Südsudan: Humanitäre Organisationen fordern Schutz der Zivilbevölkerung

15. Mai 2014
In Bor verteilt der LWB an Binnenvertriebene Wasser, Hygiene- und Gesundheitsartikel. Foto: LWB-Südsudan

In Bor verteilt der LWB an Binnenvertriebene Wasser, Hygiene- und Gesundheitsartikel. Foto: LWB-Südsudan

Sieben-Punkte-Plan vorgelegt – Kirchen rufen zum Gebet auf

(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat zusammen mit weiteren Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Völkergemeinschaft aufgefordert, unverzüglich für eine Verbesserung der dramatischen humanitären Situation im Südsudan zu sorgen.

Der von 60 humanitären NGOs, darunter auch dem LWB, unterzeichneter Appell richtet sich an die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, die am 20. Mai in Oslo zu einer Geberkonferenz für die Finanzierung humanitärer Massnahmen im Südsudan zusammentreten. Der Appell fordert die Völkergemeinschaft auf, „sich dringend um klare und sofortige Massnahmen zur Hilfe für die Zivilbevölkerung im Südsudan zu bemühen.“

Nach UN-Angaben haben durch den seit fünf Monaten andauernden Konflikt 1,3 Millionen Menschen ihre Heimat verloren. 4 Millionen Menschen, darunter 2,5 Millionen Kinder, sind sehr stark von Ernährungsunsicherheit bedroht. In einem neuen UN-Bericht ist von einem alarmierenden Anstieg an Gräueltaten die Rede.

Am 20. Mai tritt die Völkergemeinschaft in Norwegen zusammen, um sich mit der humanitären Krise im Südsudan zu befassen.

Im Vorfeld der Konferenz haben der LWB und 59 weitere Organisationen des NGO-Forums für den Südsudan ein Sieben-Punkte-Programm zur Unterstützung der Bevölkerung des Südsudan vorgelegt, welches insbesondere die Notwendigkeit betont, mehr Raum für humanitäre Hilfe zu schaffen und die Bevölkerung des Südsudan zu schützen.

„Humanitäre Mitarbeitende sind getötet worden. Tausende einheimische Mitarbeitende können nicht tätig werden, weil sie befürchten müssen, Ziel von Übergriffen zu werden“, stellt der Appell fest. „Dadurch wird die humanitäre Hilfe erheblich beeinträchtigt.“

Sieben Schritte

Der Appell der 60 Organisationen fordert die folgenden Massnahmen:

  1. Zeitnahe Finanzierung der humanitären Hilfe, um Leben zu retten.
  2. Schutz und Achtung des humanitären Personals, um Hilfeleistung zu ermöglichen.
  3. Unterstützung für die humanitären Bedürfnisse der Menschen.
  4. Einen tragfähigen, umfassenden und transparenten politischen Vermittlungsprozess, nicht nur finanzielle Hilfeleistung.
  5. Umgehende Massnahmen zum Schutz der südsudanesischen Bevölkerung.
  6. Internationale und innerstaatliche Massnahmen zur Einschränkung des Verkaufs, Transits und der Einfuhr von Waffen in den Südsudan.
  7. Eine Integration einer Rechenschaftspflicht  für die verübte Gewalt in alle Friedensbemühungen und als Bestandteil jeglicher politischer Lösung

24 Stunden Waffenruhe

Am Freitag, dem 9. Mai, unterzeichneten der südsudanesische Präsident Salva Kiir und der Rebellenführer Riek Machar in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba einen Waffenstillstand, der die Einstellung der Kampfhandlungen binnen 24 Stunden sowie humanitären Zugang zu den tausenden vom Konflikt betroffenen Menschen vorsieht.

„Wir müssen diese Chance nutzen, Zugang zu den vielen Menschen zu gewinnen, die im Verlauf des Konflikts gezwungen waren zu fliehen und dringend sofortige Nahrungsmittelhilfe und Schutz brauchen“, erklärte Eberhard Hitzler, Direktor der LWB-Abteilung für Weltdienst welche den humanitären Einsatz des LWB im Südsudan koordiniert.

„Ich hoffe und bete, dass die Waffenruhe Bestand hat, damit die Menschen nach Hause zurückkehren und ihr Leben wieder aufbauen können.“

Der LWB ist im Südsudan seit mehr als drei Jahrzehnten mit Projekten für nachhaltige Entwicklung und Bildung aktiv. Seit Beginn der Krise im Dezember beteiligt er sich an der humanitären Hilfe und verteilt Hilfsgüter an Menschen, die nach dem Ausbruch der Gewalt fliehen mussten und alles verloren haben.

Nordamerikanische Kirchen rufen zum Friedensgebet

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK), beide Mitgliedskirchen des LWB, haben sich in einer gemeinsamen Botschaft mit ihren anglikanischen und bischöflichen Schwesterkirchen mit der Kirche im Südsudan solidarisiert und ihre Mitglieder zu einem Friedensgebet für den Sudan und seine Bevölkerung aufgerufen.

„Unsere Partner im Südsudan erleiden schwere Verluste. Menschen werden ermordet, vergewaltigt, gefoltert und ihre Häuser niedergebrannt. Kirchen und ganze Dörfer werden zerstört. Trotz massiver Vertreibungen leisten Angehörige der anglikanischen/bischöflichen und lutherischen Kirchen durch unsere Partner in der Bischöflichen Kirche des Südsudan und des Sudan und im Lutherischen Weltbund weiter Nothilfe und engagieren sich für den Frieden“, heisst es in der Botschaft, die unter anderem von der Leitenden Bischöfin der ELKA, Elizabeth Eaton, sowie der Nationalbischöfin der ELKIK, Susan C. Johnson, unterzeichnet wurde.

„Wir rufen Sie dringend auf, sich dem Gebet für die Menschen im Südsudan und im Sudan, für einen dauerhaften und echten Frieden sowie für eine sofortige Hilfe für die unzähligen Vertriebenen anzuschliessen“, so die Botschaft weiter.

Sieben-Punkte-Plan (in englischer Sprache) | Nothilfemassnahmen des LWB im Südsudan (in englischer Sprache)