Spiritualität und lutherische Identitäten

22. Okt. 2019
Regionale und globale LWB-Konferenzen bieten Raum für ein gemeinsames Nachdenken über die verschiedenen Kontexte und die Erarbeitung gemeinsamer Strategien und Themen. Im Bild: Eine Diskussionsrunde mit Beteiligung verschiedener Generationen im Rahmen der Kirchenleitungskonferenz 2019 für die Regionen Lateinamerika und die Karibik sowie Nordamerika in Lima (Peru). LWB/A. Danielsson

Regionale und globale LWB-Konferenzen bieten Raum für ein gemeinsames Nachdenken über die verschiedenen Kontexte und die Erarbeitung gemeinsamer Strategien und Themen. Im Bild: Eine Diskussionsrunde mit Beteiligung verschiedener Generationen im Rahmen der Kirchenleitungskonferenz 2019 für die Regionen Lateinamerika und die Karibik sowie Nordamerika in Lima (Peru). LWB/A. Danielsson

LWB-Studienprozess zu gemeinsamem theologischen Erbe

ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) beginnt dieser Tage eine auf mehrere Jahre angelegte theologische Studie, um zu erforschen, wie Spiritualität lutherische Identitäten und kirchliches Engagement in den verschiedenen Kontexten weltweit prägt.

Offiziell eröffnet wird der bis 2022 angelegte Studienprozess mit einer globalen Konsultation mit 70 Teilnehmenden in Addis Abeba (Äthiopien). Die Teilnehmenden sind Theologinnen und Theologen sowie Vertreterinnen und Vertreter der jungen Generation aus den LWB-Mitgliedskirchen in Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und der Karibik sowie Nordamerika.

Gastgeber der Tagung, die vom 23. bis 27. Oktober stattfindet, ist die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY). Das Thema lautet „We Believe in the Holy Spirit: Global Perspectives on Lutheran Identities“ (Wir glauben an den Heiligen Geist: Lutherische Identitäten aus weltweiter Perspektive).

Studienprozesse des LWB bieten für die Mitgliedskirchen die Gelegenheit, gemeinsame theologische Ansätze zu entwickeln, um Herausforderungen der Gegenwart zu identifizieren und anzugehen. Die Teilnehmenden an der Konsultation werden sich mit Fallbeispielen beschäftigen und kurze Vorträge und Impulsreferate darüber hören, wie lutherische Identitäten durch Glauben, Tradition und die unterschiedlichen Kontexte geprägt werden.

Der Generalsekretär des Kirchenrates von Simbabwe, Pfr. Dr. Kenneth Mtata wird das Thema „Der Heilige Geist als Geschenk und Verheißung“ erörtern. Prof. Dr. Jennifer Wasmuth, Direktorin des Instituts für Ökumenische Forschung in Straßburg (Frankreich) wird über den Heiligen Geist in Gottes Wort und der Taufe sprechen, und Prof. Dr. Veli-Matti Kärkkäinen von der Universität Helsinki (Finnland) und dem Fuller Theological Seminary (Kalifornien/USA) wird die Berufung und das Priestertum aller Gläubigen beleuchten. Gastrednerinnen und Gastredner anderer christlicher Konfessionen werden die ökumenische Perspektive auf das Thema einbringen. Kurzreferate werden von fünf jungen Führungspersonen sowie Theologinnen und Theologen präsentiert und thematisieren die Erfahrungen junger Menschen innerhalb der LWB-Gemeinschaft.

Pfr. Dr. Chad Rimmer, LWB-Programmreferent für lutherische Theologie und Praxis, ist für die Koordination des Programms zuständig. Er ist überzeugt, dass die Konsultation eine gute Gelegenheit für die weltweite Gemeinschaft von Kirchen darstellt, ihre Vision dessen zu erweitern, was es bedeutet, in der Welt von heute lutherisch zu sein. Sie biete zudem einen Raum, „das Verständnis und die Wertschätzung dafür zu vertiefen, wie unser gemeinsamer Glaube uns befreit und zurüstet für das Leben und den Dienst in der Kirche, an der Gesellschaft und im öffentlichen Raum“.

Die Kirchen in Australien, Brasilien, Kanada, Norwegen, dem Senegal und jedem anderen Land seien von ganz unterschiedlichen kulturellen Kontexten und Herausforderungen geprägt, so Rimmer weiter. „Sich selbst als lutherisch zu verstehen und zu bezeichnen, bedeutet, sich aus dem Glauben heraus dazu zu bekennen, dass wir dazu befreit sind, uns vorzustellen und auszumalen, dass Gerechtigkeit und Frieden herrschen kann. Und es bedeutet, Gottes Ruf zu folgen, uns für eine versöhnte Schöpfung einzusetzen. Wir möchten die wunderbare Vielfalt erkunden und gleichzeitig den gemeinsamen Glauben feiern, der uns alle für ein kreatives und Wandel bewirkendes Zeugnis in der Welt zurüstet“, führt er aus.

Da Gottesdienste und Spiritualität eine wichtige Rolle für die Ausgestaltung des Selbstverständnisses das LWB als Gemeinschaft lutherischer Kirchen spielen, werden die Beratungen der Konsultation eingebettet sein in tägliche Andachten und Bibelarbeiten. Am Sonntag werden die Teilnehmenden Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden der ÄEKMY in und um Addis Abeba besuchen.

Die Ergebnisse und Erkenntnisse des dreijährigen Studienprozesses werden in die Dreizehnte LWB-Vollversammlung 2023 in Polen einfließen.