Senegal: Interreligiöse Beziehungen im frankophonen Afrika

20. Jun. 2023

Theologinnen und Theologen sowie Fachleute für interreligiöse Beziehungen aus den frankophonen Kirchen Afrikas treffen sich in Senegal, um sich über bewährte Praktiken für das Leben und Arbeiten in mehrheitlich muslimischen Ländern auszutauschen.

Senegal interfaith group

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interreligiösen Konsultation des LWB für frankophone Kirchen in Dakar, Senegal. Foto: LWB/F. Samari

LWB-Mitgliedskirchen im frankophonen Afrika treffen sich, um sich als christliche Minderheitengemeinschaften über bewährte Praktiken auszutauschen

(LWI) - Vertreterinnen und Vertreter aus elf Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in den französischsprachigen Ländern Afrikas trafen sich vor kurzem in Senegal, um sich über bewährte Praktiken für interreligiöse Beziehungen in ihrer Region auszutauschen. Die Konsultation in Dakar war das erste Mal, dass Theologinnen und Theologen sowie Fachleute für interreligiöse Beziehungen aus den frankophonen Ländern zusammenkamen, um Fragen von gemeinsamem Interesse zu erörtern.

Das Treffen vom 29. Mai bis zum 2. Juni mit 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde von der LWB-Abteilung Theologie für Transformation unter Leitung von Pfarrer Lusungu Mbilinyi, Programmreferent für Öffentliche Theologie und Interreligiöse Beziehungen, und Pfarrer Dr. Chad Rimmer, Programmreferent für Lutherische Theologie und Praxis, organisiert.

Senegal interfaith - Samuel Dawai

Der LWB-Regionalsekretär für Afrika, Pfarrer Dr. Samuel Dawai, spricht zu der Konsultation in Dakar. Foto: LWB/F. Samari

Der LWB-Regionalsekretär für Afrika, Pfarrer Dr. Samuel Dawai, sagte, dass die Idee für die Konsultation mit dem Wunsch begann, einen Raum für frankophone Kirchen zu schaffen, in dem sie zusammenkommen und aus ihren Erfahrungen mit dem Leben und Arbeiten in mehrheitlich muslimischen Ländern lernen könnten. Er sagte, dass für die Zukunft ein ähnliches Treffen für das englischsprachige Afrika geplant wäre, um alle Kirchen und Gemeinden wirksam auf dem Gebiet der interreligiösen Beziehungen zu unterstützen. Zudem sagte er, die christliche Überzeugung, dass die Erlösung allein in Christus liegt, „muss sich darin zeigen, wie wir diejenigen behandeln, die anders sind als wir. Wir müssen lernen, die Überzeugungen der jeweils anderen zu respektieren, selbst wenn wir sie nicht verstehen.“ 

In ihrem Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, nahm Pfarrerin Dr. Jeanette Ada Maina, LWB-Vize-Präsidentin für Afrika, die Worte Dawais auf und sagte, dass welche Überzeugungen wir auch haben mögen, „wir demselben Gebot der Nächstenliebe folgen.“ Sie fügte hinzu: „Christinnen und Christen sowie Musliminnen und Muslime sind alle von Gott erschaffen und sind zur Nächstenliebe aufgerufen, was das einzige Mittel ist, das Evangelium für alle sichtbar werden zu lassen.“

Fähigkeit für konstruktives Engagement ausbilden

Pfarrer Mbilinyi merkte an, dass das Ziel des Treffens darin bestand, die Fähigkeit der frankophonen Kirchen auszubilden, „sich proaktiv und konstruktiv auf Menschen anderen Glaubens einzulassen.“ Durch die gemeinsame Erkundung von Möglichkeiten, sagte er, können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenseitig unterstützen und helfen zu wachsen, indem sie Netzwerke bilden und aus den Erfahrungen der anderen lernen. 

Beim Eröffnungsgottesdienst sagte Pfarrer Moussa Marone von der Lutherischen Kirche Senegals, dass die Konsultation eine Gelegenheit sei, die Beziehungen wieder aufzunehmen und von Freunden im Dienst zu lernen. Er merkte an, dass es „höchste Zeit war, insbesondere im frankophonen Westafrika“, wo die meisten Kirchen in mehrheitlich muslimischen Gemeinden leben, mehr über interreligiöse Beziehungen zu erfahren. „Als Christinnen und Christen und Musliminnen und Muslime“, sagte er, „ist es unsere Aufgabe, mit Respekt und Verständnis in Frieden zusammenzuleben. Wir müssen uns offen und mit Respekt auf Menschen anderen Glaubens einlassen, so dass wir unseren Glauben in Christus leben und unseren Nächsten Gutes tun können.“ 

Pfarrerin Dr. Salli Effungani, Programmleiterin für Christlich-muslimische Beziehungen in Afrika (PROCMURA) sprach über einige bewährte Praktiken und merkte an, dass gute interreligiöse Beziehungen von einer wirksamen Kommunikation abhängen, damit sich Beziehungen entwickeln können. Lernen, die Unterschiede der anderen Glaubensgemeinschaften zu akzeptieren, ist ein erster Schritt dahin, Vertrauen aufzubauen und positive Gespräche zu ermöglichen. „Die beste Praxis beginnt mit dem Aufbau von Beziehungen, dann müssen wir die Unterschiede verstehen und akzeptieren und bereit sein, mit diesen Unterschieden zu leben.“ Sie betonte die Notwendigkeit für Christinnen und Christen sowie für Musliminnen und Muslime, die kulturellen und religiösen Unterschiede zu erkennen und den Ausbau von Fähigkeiten in den Bereichen der interreligiösen Bildung zu fördern.  

Durch sorgfältiges Zuhören können bessere Beziehungen aufgebaut werden.

- Pfarrer Latyr Diouf, Vorsitzender der Lutherischen Kirche Senegals

Pfarrer Latyr Diouf, Vorsitzender der Lutherischen Kirche Senegals, dankte dem LWB für die Organisation des Treffens in Senegal uns sagte, dass es Geistlichen in Leitungsämtern und Theologinnen und Theologen im frankophonen Afrika dabei helfen wird, ihr Verständnis für interreligiöses Engagement und religiöse Freiheit zu stärken und zu lernen, wie sie Spannungen in interreligiösen Beziehungen zerstreuen können. 

Er rief dazu auf, den Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen sorgfältig zuzuhören, und betonte, dass „durch sorgfältiges Zuhören, bessere Beziehungen aufgebaut werden.“ Pfarrer Diouf sagte, dass das Treffen die Beziehungen zwischen den französischsprachigen Mitgliedskirchen in Afrika vertiefen werde. „Das Treffen hat uns dabei geholfen, uns besser kennenzulernen, und dies wird die Beziehungen zwischen den Kirchen stärken.“ 

Pfarrer Abdou Thiam, Direktor der Abteilung für Theologie und Ausbildung der Lutherischen Kirche Senegals, sagte, dass Respekt und Verständnis für die anderen der Schlüssel zu einer wirksamen Evangelisierung der Region seien. „Für uns als Menschen des Glaubens müssen Christinnen und Christen und Musliminnen und Muslime in Afrika die Freuden, Leiden und Ängste der jeweils anderen verstehen lernen und Optimismus dafür mitbringen, wie wir zueinander in Beziehung stehen.“ 

LWF/F. Samari