Religiöse Führungspersonen aus Südsudan fordern Waffenruhe

10. Jan. 2014
Flüchtlinge, die der Krise im Südsudan zu entkommen suchen, bei ihrer Ankunft im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia. Foto: LWB/J. Macharia

Flüchtlinge, die der Krise im Südsudan zu entkommen suchen, bei ihrer Ankunft im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia. Foto: LWB/J. Macharia

LWB unterstützt Flüchtlinge des Konflikts vor Ort

(LWI) – Seit am 15. Dezember in der südsudanesischen Hauptstadt Juba Kämpfe ausbrachen, die sich später in den Osten des Landes ausweiteten, wurden Berichten zufolge rund 200.000 Menschen im eigenen Land vertrieben und 1.000 verloren ihr Leben. Laut Meldungen haben mehr als 23.500 Menschen in den Nachbarländern Zuflucht gesucht.

Als jüngster Staat der Welt erlangte der Südsudan nach jahrzehntelangen Konflikten 2011 offiziell seine Unabhängigkeit vom Sudan.

Der Abteilung für Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist es gelungen, die elementarsten Leistungen der Programme des LWB durch nationale und lokale Mitarbeitende aufrechtzuerhalten, obwohl die internationalen Mitarbeitenden aufgrund der schwierigen Sicherheitslage im Dezember evakuiert werden mussten.

In Zusammenarbeit mit Mitgliedern des ACT-Bündnisses und dem Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) bereitet der LWB derzeit Massnahmen zur Reaktion auf die Krise vor. Zwei internationale Mitarbeitende sind zurück in Juba und koordinieren die Beteiligung des LWB vor Ort.

Menschen, die vor dem Konflikt geflohen sind, haben sich unter den Bäumen niedergelassen und ihnen bleibt nur wenig zum Überleben.

Laut Arie den Toom, dem Vertreter der AWD im Südsudan, helfen die LWB-Mitarbeitenden, von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereitgestellte Gebrauchsgüter an rund 600 Familien in Jonglei im östlichen Südsudan zu verteilen. Die Familien flohen vor den heftigen Kämpfen in Bor.

„Wir untersuchen derzeit gemeinsam mit dem UNHCR auch, wie wir unsere Arbeit für den Schutz von Kindern und die Bildung unter den Flüchtlingen aus den Bundesstaaten Südkordofan und Blauer Nil wieder aufnehmen können“, erklärte den Toom.

Ausweitung der Hilfe in den Nachbarländern

Der LWB bereitet sich auch auf einen Flüchtlingsstrom in die Flüchtlingslager in Äthiopien, Kenia und Uganda vor, indem er zusätzliches Notfallpersonal anreisen lässt und untersucht, wie für die zahlreichen Neuankömmlinge Mahlzeiten und andere wesentliche Unterstützung bereitgestellt werden können.

„Die Zahl der täglichen Neuankömmlinge ist rasch gestiegen, von anfangs rund einem Dutzend auf derzeit 300 bis fast 400 Personen pro Tag“, erläuterte Lennart Hernander, Vertreter der AWD in Kenia. Die Mehrheit der 388 Menschen, die allein am 5. Januar eintrafen, waren Kinder.

„Die Massnahmen für den Schutz der Kinder, für Bildung in der Notsituation, für Wasser, Frieden und Sicherheit müssen rasch ausgebaut werden“, fügte Hernander hinzu.

Mit Hilfe eines Spendenaufrufes des ACT-Bündnisses sollen die Aktivitäten in den Nachbarländern des Südsudans unterstützt werden, um denjenigen Menschen zu helfen, die gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen.

Aufruf zu sofortigem Waffenstillstand

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist der LWB im Südsudan tätig und leistet in der Hauptstadt Juba und in den Bundesstaaten Jonglei, Unity und Obernil humanitäre Hilfe.

Die Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Tausenden von Betroffenen erfüllen den LWB mit grosser Trauer. Er ruft dringend zu einer Beendigung der Gewalt und zu weiteren Gesprächen auf, wie AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler erklärte.

„Wir machen uns grosse Sorgen um die Menschen, die nach Jahren des Bürgerkrieges müde und nun erneut mit einer Konflikt- und Gewaltsituation konfrontiert sind“, so Hitzler.

„Die Geschichte hat gezeigt, dass keine militärische Lösung dem Südsudan Frieden bringen kann. Wir brauchen einen sofortigen Waffenstillstand und eine politische Lösung um der Tausenden von Menschen willen, die sehr stark unter dem bewaffneten Konflikt leiden.“

Der Direktor des AWD fügte hinzu, es gäbe auch glaubwürdige Berichte über Massentötungen und andere Menschenrechtsverletzungen durch staatliche und nicht-staatliche bewaffnete Akteure. Er rief zu einer dringenden, entschlossenen und wirksamen Verbesserung des Schutzes der Zivilbevölkerung durch die Mission der Vereinten Nationen im Südsudan (UNMISS) auf.

Am 5. Januar veröffentlichten südsudanesische ReligionsführerInnen eine gemeinsame Erklärung, in der sie unter der Überschrift „Gott rette unsere Nation, den Südsudan“ einen sofortigen Waffenstillstand forderten.

Darin ist zu lesen: „Wir streben dringend nach Frieden und einer Waffenruhe und laden die Welt ein, einzugreifen und der weitverbreiteten Tötung von unschuldigen Frauen, Kindern, Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen, die ohne Grund sterben, sowie dem Missbrauch im ganzen Land ein Ende zu setzen.“

Gleichzeitig riefen die religiösen Führungspersonen die Nachbarländer und die internationale Gemeinschaft dringend auf, mit der politischen Führung des Südsudans in Kontakt zu treten, um den Konflikt zu beenden. „Wir sind des Krieges müde, wir brauchen Frieden und ein Frieden im Südsudan ist ein afrikanischer Frieden“, heisst es in der Erklärung.