Menschenrechtler aus Guatemala und Bolivien bei der UNO

18. Jul. 2018
Die guatemaltekische Menschenrechtsverteidigerin Maria Corina Ramirez Hernandez will die Umwelt und die indigene Bevölkerung gleichermaßen schützen. Foto: LWB/Stéphane Gallay

Die guatemaltekische Menschenrechtsverteidigerin Maria Corina Ramirez Hernandez will die Umwelt und die indigene Bevölkerung gleichermaßen schützen. Foto: LWB/Stéphane Gallay

Land von Indigenen vor Farmern, Bergbau- und Wasserkraftunternehmen schützen

Genf (LWI) – Die Berge, das Wasser, die Erde und alles Leben. Maria Corina Ramirez Hernandez, Menschenrechtsverteidigerin aus Guatemala, versucht, sie alle zu verteidigen. Alle diese Elemente hängen in irgendeiner Form voneinander ab. Und alle müssen gedeihen, wenn die Umwelt und ihre indigene Gemeinschaft überleben wollen. Sie ist bestrebt, das Ackerland und die Wasserversorgung, die von den Bergen gespeist werden, zu schützen, genau wie die Rechte der indigenen Frauen.

"Wenn es kein Wasser gibt, gibt es keinen Berg und wenn es keinen Berg gibt, gibt es kein Leben." In den Bergen kultivieren viele Maya-Gemeinden das Land, um zu überleben. Die Region ist die wichtigste Quelle für Wasser und Nahrung und somit Lebensgrundlage für rund 300.000 Menschen.

Hernandez, eine Maya, ist Mitglied der Lutherischen Kirche Guatemalas, Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB). Sie war in Genf, um an der Jahrestagung des UN-Expertenmechanismus für das Recht indigener Völker teilzunehmen. Mit ihr war Guido Castro Endara, ein Anwalt, der die indigenen Völker des Hochlandes von Bolivien vertritt. Er ist Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche Boliviens, ebenfalls eine LWB-Kirche.

Überall in Guatemala sind indigene Maya mit Aggressionen von Unternehmen konfrontiert, die Entwaldung betreiben, von der Bergbauindustrie, von Baufirmen, die Wasserkraftwerke bauen, und von Farmern, die unerlaubt Weideland in Anspruch nehmen.

"Die Farmer haben mehr Rechte, weil die Eingeborenen leider immer diskriminiert werden", berichtet Hernandez. "Andere glauben, dass die Farmer einen höheren Rang haben. Sie versuchen, indigenen Völkern nicht die gleichen Rechte einzuräumen und kämpfen gegen indigene Gruppen, obwohl diese Gebiete die anerkannte Region der indigenen Gruppen sind."

Ihre Arbeit ist gefährlich. Oft erhält sie Drohungen und anonyme Anrufen. Während einer besonders beängstigenden Zeit vor sechs Jahren hatte die Polizei ihr Schutzmaßnahmen für ihr Haus zugesagt, die sie jedoch nie erhielt.

Kein Recht auf Land oder Besitztitel

Hernandez vertritt auch "viele Frauen unterschiedlicher Sprachen und Herkunft". Indigene Frauen erhalten einfach nicht das Recht, Land zu besitzen oder entsprechende Besitztitel zu erhalten: "Sie werden diskriminiert, weil sie indigen sind und weil sie Frauen sind. Sie haben keine Möglichkeit, Land zu besitzen oder nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben.“ Dennoch: "Frauen sind Teil der Erde. Es ist wichtig, dass sie respektiert werden und die gleichen Rechte haben", betont sie.

Sie berichtet über schwangere indigene Frauen, die nach der Entbindung ohne ihre Babys nach Hause geschickt wurden. Ihnen wurde mitgeteilt, dass die Babys gestorben waren, haben deren Leichen jedoch nicht zu sehen bekommen. Nun sind die Frauen zu ängstlich, um ihre Kinder im Krankenhaus zu gebären, und tun das jetzt anderswo. Kindern, die außerhalb eines Krankenhauses geboren werden, werden jedoch Geburtsurkunden verweigert.

Hernandez bezieht die Kraft, ihre Arbeit durchzuhalten, zu einem großen Teil aus ihrer Kirche. Sie studiert Theologie und will Pfarrerin werden. „Wenn es schwierig ist, zählt oft die moralische Unterstützung meiner Kirchenfamilie“, weiß sie. Stärke kommt auch von einer visuellen Quelle: "Meine Kirche hat ein Bild für mich gemalt, das mir geholfen hat, nicht nur an Bedrohungen und Ängste zu denken, bei dem, was vor sich geht, sondern das große Bild der Hilfe für Frauen und der Nachhaltigkeit im Blick zu haben."

Sie forderte den LWB auf, die Frage des Missbrauchs und der Ausbeutung bei den Vereinten Nationen immer wieder zur Sprache zu bringen. Sie behauptet, dass die guatemaltekische Regierung ungenaue Statistiken über die Maya und andere indigene Völker vorlegt.

 

Landrechte in indigenen Gemeinschaften sind eine ständige Herausforderung in Guatemala, einem Land, das von sozialer Unsicherheit geprägt ist. Im Rahmen eines nationalen Entwicklungsplans werden mehrere Megaprojekte im Bereich Bergbau und Infrastruktur durchgeführt. Opposition und Proteste gegen diese Projekte werden unterdrückt und kriminalisiert, oft durch militärische Gewalt, bis hin zur Ermordung von Menschenrechtsaktivisten. Drei Wasserkraftwerke wurden ohne Zustimmung der Bewohner auf indigenem Land gebaut und haben erhebliche Auswirkungen auf deren natürlichen Ressourcen.

Der LWB Zentralamerika setzt sich gemeinsam mit der örtlichen Mitgliedskirche für Menschenrechte und Klimagerechtigkeit ein. Der LWB in Guatemala unterstützt indigene Gemeinschaften in Fragen der Landrechte und der Anpassung an den Klimawandel, um Ernährungssicherheit zu erreichen und lokale natürliche Ressourcen zu verwalten.