LWB trauert um Bischof em. Niels Henrik Arendt

26. Aug. 2015
Der am 23. August 2015 verstorbene emeritierte Bischof Niels Henrik Arendt von der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark (re.) bei einer Podiumsdiskussion im LWB-Rat am 14. Juni 2013. Foto: LWB/Maximilian Haas

Der am 23. August 2015 verstorbene emeritierte Bischof Niels Henrik Arendt von der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark (re.) bei einer Podiumsdiskussion im LWB-Rat am 14. Juni 2013. Foto: LWB/Maximilian Haas

Grosses Engagement und Leidenschaft im Dienst der Kirche

Führende Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben ihre Betroffenheit angesichts des plötzlichen Todes von Bischof em. Niels Henrik Arendt von der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark zum Ausdruck gebracht. Arendt war am 24. August nach kurzer Krankheit im Alter von 64 Jahren verstorben.

Arendt war Vorsitzender des Ausschusses des LWB für Mission und Entwicklung sowie Mitglied des Rates und des Gremiums leitender AmtsträgerInnen. Von 1999 bis 2013 leitete er als Bischof das dänische Bistum Hadersleben.

LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan erklärte, er habe Arendt als guten Theologen kennengelernt, dessen Liebe zur lutherischen Kirche in Dänemark ihn dazu geführt habe, den LWB energisch zu unterstützen und sich aktiv im Weltbund zu engagieren.

Arendts Leidenschaft für die Mission und sein Verständnis von Weggemeinschaft seien ihm als Vorsitzendem des Ausschusses für Mission und Entwicklung zugutegekommen, so Younan weiter. „Bischof Niels wird uns fehlen, sowohl im Gremium leitender Amtsträgerinnen und Amtsträger und im Rat als auch in LWB-Kreisen allgemein.“

LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge, der bei einer Tagung des Globalen Netzwerks Junger ReformerInnen in Wittenberg (Deutschland) vom plötzlichen Tod Arendts erfuhr, erklärte, sowohl die Teilnehmenden der Veranstaltung als auch die KollegInnen in Büro der LWB-Kirchengemeinschaft in Genf seien von der Nachricht tief betroffen.

„Es gibt Menschen, die, egal wie lange oder kurz wir sie gekannt haben, bleibende Erinnerungen hinterlassen, und Niels Henrik ist ein solcher Mensch“, betonte Junge. „Seine Gelassenheit, Weisheit, sein herzliches Lächeln, grosses Engagement und seine Leidenschaft für den Dienst an der Kirche haben starke Wirkung entfaltet in den Ämtern, in die er berufen wurde, darunter jenes als LWB-Ratsmitglied.“

Arendt war ein redegewandter und nachdenklicher Theologe, der die dänischen Kirchenlieder liebte. Eines war ihm besonders wichtig: „Se, nu stiger solen af havets skød“ (1891) beschreibt ein Menschenleben, das trotz Gefahr und Tod in Gottes Hand geborgen ist.

In einem Interview während seiner Amtszeit als Bischof sagte Arendt einmal zu den Themen Glauben, Zweifel und Leben, „das Lied wurde mir gleichsam zur Erlaubnis, mich mit Gottes Segen dem Leben zu öffnen, komme, was wolle. Es lehrte mich, dass der Glaube keinen Schaden nimmt, wenn er auf Herausforderungen, Zweifel und Sorgen trifft. Aber er kann gestärkt werden. Nimmt ein Kind ganz schlicht das Reich Gottes an, so ist das das Beste für das Kind. Verschanzt man sich aber als erwachsener Mensch hinter dieser Schlichtheit, wird das eigene Leben unaufrichtig. Das Schöne daran: als erwachsene Person kann man die schlichte Frömmigkeit eines Kindes wiedererlangen, wenn man einfach seinen Glauben öffnet für Freud und Leid des Lebens. Hat ein Mensch Extremsituationen erlebt und nur durchgestanden, weil Gott ihn durchgetragen hat, kann es sein, dass plötzlich eine fast kindliche Dankbarkeit und ein fast kindliches Vertrauen da sind.“

Der 1950 geborene Arendt wirkte von 1975 bis 1992 als Pfarrer und wurde im Anschluss Dompropst in Hadersleben. Von 1985 bis 1987 entsandte ihn Mission Afrika nach Sierra Leone als theologischen Berater der dortigen lutherischen Kirchen.

Die Zeit die Arendt und seine Familie – Frau Birgitte, ihrerseits ebenfalls Theologin, und die damals drei kleinen Kinder – in Sierra Leone verbrachten, wo sie Geistliche theologisch ausbildete und sich mit den christlich-muslimische Beziehungen befasste, prägte ihre Lebens- und Weltsicht.

Nach seiner Zeit als Bischof von Hadersleben kehrte Arendt in den Pfarrdienst nach Madum und Staby zurück, ausserdem wurde er zum theologischen Berater der dänischen Kirche für das 500. Reformationsjubiläum 2017 berufen.

Arendt war für zahlreiche Organisationen ehrenamtlich tätig, darunter DanChurchAid, das Rehabilitationszentrum für Folteropfer, der Ethikrat und das Forum für Islam und Christentum. Er war Vorsitzender des Grundtvig-Forums, das sich mit dem Denken des renommierten dänischen Theologen N. F. S. Grundtvig auseinandersetzt.

Arendt wuchs mit einer Theologin und einem Theologen als Eltern sowie fünf Brüdern auf. Er hinterlässt seine Frau Birgitte, mit der er 43 Jahre verheiratet war, und die gemeinsamen vier Kinder.

Zum Nachlesen: Der LWB hat drei der letzten Predigten Arendts ins Englische übersetzen lassen.