LWB-Ratstagung mit Gottesdienst feierlich eröffnet

13. Jun. 2013
Bischof Dr. Tamàs Fabiny während seiner Predigt bei der Ratstagung 2013 in Genf. © LWB/M. Haas

Bischof Dr. Tamàs Fabiny während seiner Predigt bei der Ratstagung 2013 in Genf. © LWB/M. Haas

„In den Himmel kommen wir nur gemeinsam“

(LWI) – Mit einem Appel zu fortgesetzten Anstrengungen im diakonischen Dienst, zu engagierter Verkündigung und zum Zusammenhalt auch bei Uneinigkeit hat Bischof Dr. Tamás Fabiny, Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), die Ratsmitglieder des Lutherischen Weltbundes begrüsst. Fabiny predigte im heutigen Eröffnungsgottesdienst der diesjährigen LWB-Ratstagung zu Psalm 107. Geleitet wurde der Abendmahlsgottesdienst von Pfarrerin Marcia Blasi von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. Der Rat tagt vom 13. bis 18. Juni 2013 im Ökumenischen Zentrum in Genf unter dem Thema „Zur Nachfolge in der heutigen Welt berufen“.

In seiner Predigt behandelte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn die ersten neun Verse des Psalms, in dem Menschen hungernd und durstend durch die dürre Wüste irrten und keine Stadt finden. Fabiny stellt die Frage wer wohl heute diese Verirrten seien. Sicherlich seien die Millionen Flüchtlinge, die heute hungrig und durstig ihre Heimat verlassen und – wenn sie Glück haben – Aufnahme in einem Flüchtlingslager finden, solche Menschen. Sie, genauso wie Roma, Obdachlose und missbrauchte Frauen und Kinder, müsse der diakonische Dienst der Kirchen heute begleiten.

Gleichzeitig verwies Fabiny auch auf die Situation in den säkularisierten Gesellschaften der Neuzeit: Viele Verirrte leiden heute nicht materiellen, sondern spirituellen Hunger. Die Kirchen müssten sich fragen, ob sie hier schon genug täten. „Die Verantwortung [für die Kirchen] ist nicht weniger, als das Wort Gottes unter ihnen zu verkündigen und die lebensspendende Kraft Gottes zu bezeugen“, so der Vizepräsident für die Region Mittel- und Osteuropa. Die Kirchen sollten hier engagiert Verkündigung betreiben.

Im Blick auf den siebten Vers des Psalms, in dem Gott die Wandernden in eine „bewohnte Stadt“ führt, rief er zum Zusammenhalt der Kirchen auch bei Differenzen auf. Die bewohnte Stadt könne gut als Bild für die „oikoumene“ – die ganze bewohnte Welt – interpretiert werden. Eine Stadt, in der sich alle BürgerInnen als NachbarInnen begegnen könnten, unabhängig davon, welchen Weg sie durch welche Wüsten zurückgelegt hätten. „Wir sind glücklich, dass wir Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt sind mit gleichen Rechten. […] Und wir wollen zusammen bleiben, nicht nur hier in unserer weltlichen Stadt, sondern gemeinsam wollen wir auch in den Himmel kommen“, so Fabiny.

Fabiny erinnerte an die Invokavitpredigten Martin Luthers. Luther habe in diesen Fällen zu Geduld und Unterstützung der Geschwister aufgerufen. Auf diese Weise könne man in Himmel gelangen – gemeinsam mit den Geschwistern, mit denen man heute noch Differenzen habe. An den Rat gewandt schloss Fabiny: „Entsprechend den Worten Luthers können wir also nur gemeinsam in den Himmel gelangen. Es darf und muss Debatten zwischen uns geben, aber in den Himmel kommen wir nur gemeinsam!“

Die weiteren Verse des 107. Psalms werden Gegenstand der täglichen Andachten und Bibelarbeiten der Ratstagung sein.

 

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