Lutherische Friedensinitiative in Assam

30. Aug. 2012
DorfbewohnerInnen suchen infolge der ethnischen Gewalt im Bezirk Chirang (Assam, Indien) Zuflucht in Lagern. © Reuters, mit Genehmigung von <a href="http://www.trust.org/alertnet">Trust.org - AlertNet</a>

DorfbewohnerInnen suchen infolge der ethnischen Gewalt im Bezirk Chirang (Assam, Indien) Zuflucht in Lagern. © Reuters, mit Genehmigung von Trust.org - AlertNet

Interreligiöse Seminare sollen Leitungsverantwortlichen Kompetenzen zur Bewältigung von Konflikten vermitteln

Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben sich an die Spitze der Friedensbemühungen in Assam (Indien) gesetzt, die zwischen ethnischen Gruppen vermitteln sollen, nachdem bei gewaltsamen Auseinandersetzungen 80 Menschen getötet und hunderttausende zur Flucht gezwungen wurden.

Die Gewalt zwischen den Bodo und zugewanderten MuslimInnen brach aus, als im Juli vier Jugendliche getötet wurden. Zwar bestehen seit langem Spannungen zwischen beiden Gruppen, aber sie lebten bisher weitgehend friedlich zusammen. Die jüngsten tödlichen Zusammenstösse kamen für viele überraschend.

„In unserem Dorf herrschte Frieden. Wir lebten mit den muslimischen Brüdern und Schwestern bisher gut nachbarlich zusammen“, berichtet Hira Mosahary (39), die der Gemeinde der Nördlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NELK) in Goladangi angehört. Sie und ihre Familie wurden heimatlos, als ihr Dorf am 21. Juli angegriffen wurde.

Nityananda Borgoary, emeritierter Bischof der NELK, erläutert: „Muslimische Bevölkerung und Bodo leben seit Jahren miteinander und niemand hat auch nur daran gedacht, dass es [zu einem solchen Konflikt zwischen den Gruppen] kommen könnte.“

Als Reaktion koordiniert die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Indien (VELKI) – die Gemeinschaft der lutherischen Kirchen auf gesamtindischer Ebene – einen von NELK und Inter-Church Peace Mission (ICPM) umgesetzten, umfassenden Friedensprozess.

Anfang August besuchten Kirchenleitende an der Spitze eines Friedensteams Lager in Chirang und Kokrajhar, wo seit dem Aufflammen der Gewalt aus ihren Dörfern vertriebene Bodo und MuslimInnen leben, und versicherten sie ihrer Solidarität und ihrer Gebete.

Im Rahmen des Friedensprozesses, der bis Dezember 2013 läuft, werden auch die Ursachen des Konflikts untersucht, wobei führende Persönlichkeiten beider Seiten in einen Mediationsprozess eingebunden werden.

Es ist geplant, die Bodo zu einer Rückkehr in ihre Heimatorte zu bewegen. Weiterhin sollen interreligiöse Seminare zum Themenbereich Frieden und Konflikte veranstaltet werden, die das Bewusstsein für die Gegebenheiten des Lebens in einer pluralistischen Gesellschaft fördern sollen.

„Friedensinitiativen, Konfliktbewältigung und Krisenmanagement [sind] neu für die Kirchenleitenden in Westassam“, stellt Dhojen Borgoary, Generalsekretär des Christenrates der Bodo, fest.

„Kirchenleitende müssen hier weitergebildet werden, damit sie besser zur Bewältigung dieser Art Krise beitragen und Anleitung geben können, wie Gottes Liebe in die Tat umgesetzt werden kann.“

Wer wie Mosahary gezwungen war, in den Lagern Zuflucht zu suchen, bekräftigt die Notwendigkeit solcher Anstrengungen:

„Ich [sehe] das Leid der Menschen aus dem Dorf, besonders der Kinder und Alten, denen es schwerfällt, sich in den Lagern zurechtzufinden. Wir brauchen Sicherheit und Frieden, damit wir die Möglichkeit haben, in unser Dorf zurückzukehren und unser Leben wieder aufzubauen.“

Parallel sind die Kirchen auch bemüht, der materiellen Not in den Lagern abzuhelfen.

Sobald die Ausgangssperre in dem Gebiet aufgehoben wird, werden VELKI und NELK gemeinsam mit dem Lutheran World Service India Trust, einem assoziierten Programm der Abteilung des LWB für Weltdienst, und ICPM gemeinsam Nahrungsmittel, Kleidung, Hygieneartikel, Schlafmatten und andere grundlegende Objekte des persönlichen Bedarfs an 2.500 Familien in Lagern in Bongaigaon, Gossaigoan und Kokrajhar verteilen.

„Sowohl die Bodo als auch die muslimische Bevölkerung sind von der ethnischen Gewalt in Assam betroffen und auf beiden Seiten fehlt es den Menschen an Nahrungsmitteln und anderen Gebrauchsgütern für den täglichen Bedarf“, stellt Jacob Tanty fest, der der Evangelisch-Lutherischen Kirche in den Himalaya-Staaten angehört und die Hilfsmassnahmen für die VELKI koordiniert.

Pfr. Dr. Augustine Jeyakumar, Geschäftsführer der VELKI, appellierte an die LWB-Mitgliedskirchen, für die Wiederherstellung des Friedens zu beten und zu der Nothilfe beizutragen, die Leben rettet. (551 Wörter)

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