Kamerun: Eine Zeit, zu feiern und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen

3. Apr. 2024

Die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Lutherischen Brüderkirche Kameruns waren unlängst ein willkommener Anlass, die Verpflichtung der Kirche zu einem lebendigen Zeugnis, zu Versöhnungs- und Friedensarbeit, zu Gerechtigkeit und Wandel zu bekräftigen.

Auftritt eines Chors während der Feiern zum 100-jährigen Jubiläum der Lutherischen Brüderkirche in Kamerun

Auftritt eines Chors während der Feiern zum 100-jährigen Jubiläum der Lutherischen Brüderkirche in Kamerun. Alle Fotos: EFLC/Moise H. Loumkoua

Lutherische Brüderkirche Kameruns feiert hundertjähriges Bestehen  

(LWI) – Eine stärkere Kirche mit überzeugenden Visionen, die dem Missionsgedanken verpflichtet ist und ihre Aufgabe darin sieht, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen und sich für Versöhnung, Einheit, Frieden und Wandel einzusetzen – das waren die wichtigsten Botschaften der Lutherischen Brüderkirche Kameruns (Église fraternelle luthérienne du Cameroun – EFLC) anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum.  

„Evangelisation und ganzheitliche Mission im Dienste der Menschheit“ lautete das Thema der Feierlichkeiten, die vom 17.–23. März stattfanden und in der im Norden Kameruns gelegenen Stadt Yagoua begannen, in der 1923 die erste Missionsstation der Kirche errichtet wurde.  

In seiner Ansprache während des unter freiem Himmel gehaltenen Eröffnungsgottesdienstes in der Gemeinde Yagoua hat EFLC-Präsident Pfr. Alvius Debsia Dabah die Verantwortung der Kirche für den Erhalt der Einheit besonders hervorgehoben. „Möge das Jahrhundert, das seit den Opfern der ersten amerikanischen Missionarinnen und Missionare und Pfarrer und Pfarrerinnen aus Kamerun vergangen ist, uns lehren zu verstehen, wie sehr Frieden und Einheit gefährdet sind“, sagte er. 

EFLC-Präsident Pfr. Alvius Debsia Dabah (r.) und Zweiter Vizepräsident Pfr. Zacharie Mounkine (l.) mit jungen Kirchenmitgliedern

EFLC-Präsident Pfr. Alvius Debsia Dabah (r.) und Zweiter Vizepräsident Pfr. Zacharie Mounkine (l.) mit jungen Kirchenmitgliedern

„Wir müssen es fürwahr selbst zulassen, dass wir durch die Kraft des Evangeliums verändert und miteinander und mit Christus versöhnt werden“, fügte er hinzu. Tausende von Gemeindemitgliedern, geladene Gäste einschließlich der Führungspersönlichkeiten anderer Kirchen und Glaubensgemeinschaften in Kamerun, Partnerkirchen und Partnerorganisationen aus anderen Teilen der Welt sowie Regierungsvertreter und -vertreterinnen nahmen an den Jubiläumsveranstaltungen teil.  

Mit einem Hinweis auf den Beitrag der Kirche zur Entwicklungspolitik seines Landes erklärte Dabah, seine Kirche werde ihre Mission „der Anwaltschaft und des Kampfes für eine faire und gerechte Verteilung globaler und landeseigener Ressourcen“ unbeirrbar weiterverfolgen, gegen Ungerechtigkeit vorgehen und sich für die Bedürfnisse der Menschen ungeachtet ihres Glaubens und ihrer Lebensumstände einsetzen.  

Zu den über eine Woche stattfindenden Aktivitäten in unterschiedlichen Städten, in denen die Arbeit der Kirche koordiniert wird, zählten Tage der offenen Tür mit Ausstellungen, kostenlose medizinische Behandlungen sowie Sport- und Musikwettbewerbe. Die Botschaft des EFLC-Präsidenten wurde während des Abschlussgottesdienstes in Garoua, wo sich die Hauptgeschäftsstelle der Kirche befindet, erneut aufgegriffen. 

Beitrag zur sozioökonomischen Entwicklung  

Zur diakonischen Arbeit der Kirche gehört die medizinische Versorgung der Patienten und Patientinnen im Martha-Adaire-Hospital in Yagoua sowie der Betrieb mehrerer medizinischer Zentren in anderen Städten. Die Kirche ist außerdem ein wichtiger Träger unterschiedlicher Bildungseinrichtungen, dazu gehören zwölf Grundschulen in verschiedenen Städten sowie die Evangelische Oberschule in Garoua. 

Durch die Teilnahme am so genannten „Musterhof“-Programm, das die Ernährungsunsicherheit verringern will, werden die landwirtschaftlichen Betriebe darin ausgebildet, ihre Erträge zu steigern und etwas für den Umweltschutz zu tun.

„Evangelisation und ganzheitliche Mission im Dienste der Menschheit“ lautete das Thema der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der EFLC

„Evangelisation und ganzheitliche Mission im Dienste der Menschheit“ lautete das Thema der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der EFLC.

Kirche hilft Geflüchteten 

Der Lutherische Weltbund (LWB), dem die EFLC angehört, war durch den Regionalsekretär für Afrika, Pfr. Dr. Samuel Dawai, vertreten. „Die Kirche fühlt sich erweckt, stolz und von den Behörden und von der Gesellschaft in Kamerun stärker anerkannt. Alle ihre Mitglieder hatten ein Gefühl der Einheit, sie haben sich als zugehörig zu einer einzigen Familie erlebt“, fügte er hinzu.

Die kamerunische Kirche ist in zwölf Kirchenbezirke aufgeteilt. Das Foto zeigt die regionalen Kirchenleitenden der EFLC

Die kamerunische Kirche ist in zwölf Kirchenbezirke aufgeteilt. Das Foto zeigt die regionalen Kirchenleitenden der EFLC.

Besonders der Westen Kameruns ist von den Folgen der Überfälle der Boko Haram auf die Bevölkerung im benachbarten Nordosten Nigerias betroffen – immer wieder fliehen Menschen aus dieser Region vor Angriffen auf ihre Häuser und ihre Infrastruktur. Die EFLC unterstützt gemeinsam mit dem Länderprogramm der LWB-Abteilung für Weltdienst Geflüchtete und Binnenvertriebene. Die Betroffenen erhalten Nahrungsmittel und andere Artikel des täglichen Bedarfs, und die Gemeinschaften in der Grenzregion werden mobilisiert, um die Schutzsuchenden aufzunehmen. Weitere Initiativen sorgen dafür, dass der Frieden in der Bevölkerung gewahrt bleibt. 

Dawai kam noch einmal auf die Erklärung des EFLC-Präsidenten am Ende der Jubiläumsfeierlichkeiten zurück. „Die Verpflichtung, eine Kirche zu werden, in der jeder Mensch wegen seiner Gaben und Talente respektiert und wertgeschätzt wird, die in der Gesellschaft für den Frieden arbeitet und den Dialog zwischen den Gemeinschaften und Religionen fördert, wurde besonders hervorgehoben.“  

Die Brüderkirche in Kamerun ist seit 1992 Mitglied des Lutherischen Weltbundes und hat im ganzen Land 200.000 Mitglieder. Die EFLC besteht aus rund 1.900 Kirchengemeinden. Die Kirche beschäftigt 371 ordinierte Pastoren, die von 1.200 weiteren Mitarbeitenden unterstützt werden, darunter Auszubildende, Gemeindepädagogen und Prediger. 

LWB/P. Mumia