Internationaler Tag der Menschenrechte: Engagement für eine gerechtere Gesellschaft

10. Dez. 2015
Inspiration für junge Leute: Bei einer Freizeit entwickeln sie Ideen zur Verbesserung der Situation in ihren Gemeinwesen. Foto: LWB-Mittelamerika

Inspiration für junge Leute: Bei einer Freizeit entwickeln sie Ideen zur Verbesserung der Situation in ihren Gemeinwesen. Foto: LWB-Mittelamerika

Junge Leute in Mittelamerika verändern mit vereinten Kräften ihr Umfeld

Villanueva (Nicaragua)/Genf, 10. Dezember 2015 (LWI) – „Die Aktivitäten, an denen ich teilgenommen habe, haben mir ein stärkeres  Selbstbewusstsein vermittelt und ich habe gelernt, mich als Frau wertzuschätzen“, berichtet die 20-jährige Vanessa Martinez aus San Ramon im Municipio Villanueva (Departamento Chinandega, Nicaragua).

Martinez nutzt seit März 2014 die sozialpädagogischen Angebote des Jugendnetzwerks La Juventud Promoviendo Suceso en Villanueva.

Sie kommt aus einer bäuerlichen Familie, in die ihre Mitglieder fest eingebunden sind. Tagsüber arbeitet sie auf dem Hof ihrer Eltern mit, am Abend verkauft sie Kosmetika und Accessoires für Frauen. Das Geld, das sie verdient, fliesst in die Gebühren für das derzeitig dritte Jahr ihres Sozialpädagogik-Studiums. „Ich fühle mich ermutigt. Die Aktivitäten machen mir unheimlich viel Spass, weil ich Neues lerne und mich mit anderen jungen Leuten hier im Ort austauschen kann.“

Identität und Eigenständigkeit

Das Mittelamerika-Programm des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat, gemeinsam mit der einheimischen Organisation Asociación para la Sobrevivencia y Desarrollo Local, das Jugendnetzwerk organisiert. Ziel ist die Stärkung der jungen Generation in jeweils drei Ortschaften in den Municipios Villanueva und Somotillo.

Angeboten werden Workshops, Foren und Freizeiten, die sich mit Themen wie Identität, eigenständiger Entscheidungsfindung, der Formulierung von Ideen und der Mitwirkung bei Angelegenheiten des Gemeinwesens befassen.

„Die Teilnahme an Workshops zum Thema Sexualität hat mich zum Nachdenken über Geschlechterrollen gebracht“, stellt Martinez fest. „Ich habe gelernt, mich als Frau wertzuschätzen und meinem Partner gegenüber Grenzen zu setzen, was meinen Körper angeht, aber auch in dem Sinne, dass ich nicht von ihm abhängig sein will. Ich habe als Frau meine eigenen Ziele, die ich erreichen will, und möchte deutlich machen, dass ich nicht seine Angestellte bin und dass wir die häuslichen Aufgaben gemeinsam bewältigen müssen.“

Die Gemeinwesen, in denen der LWB die Jugendworkshops anbietet, sind sehr traditionell geprägt. Entscheidungen treffen meist die Männer und die ältere Generation. Gemeinsam mit anderen jungen Leuten will Martinez daran etwas ändern.

„In meiner Familie gibt es mehrere Männer. Wenn sie wie Machos reden, versuche ich, ihnen klar zu machen, dass das nicht richtig ist, aber das ist nicht leicht. Ich tue mich schwer, ihre Einstellung zu verändern“, stellt die junge Frau fest.

„Hilfreich ist, dass ich mich in gemeinschaftliche Aktivitäten einbringen kann. Dort ist es leicht, meine Ideen zu formulieren und die Probleme zu besprechen, die uns alle angehen. Es ist gut, dass wir in einem Jugendnetzwerk organisiert sind und uns auf dieser Ebene kontinuierlich für Veränderungen und eine gerechtere Gesellschaft einsetzen können, in der beide Geschlechter gleichberechtigt sind und die Arbeit von Frauen Anerkennung findet.“

Wirtschaftliche Veränderungen

San Ramon ist vorrangig von Ackerbau und Viehzucht geprägt. Die meisten Familien leben vom Anbau von Feldfrüchten wie Mais und Sesam. In den letzten Jahren hat die grosse Trockenheit allerdings viele gezwungen, sich nach anderen Einkommensquellen umzutun.

Auch die Jugendworkshops unterstützen die Teilnehmenden bei der Suche nach Einkommensalternativen und neuen Geschäftsmodellen.
Martinez würde sich am liebsten selbständig zu machen. „Ich träume von einer Genossenschaft junger Unternehmerinnen und Unternehmer“, erzählt sie. „Ausserdem ist mein Ziel, das Studium abzuschliessen und mein sozialpädagogisches Wissen in meinem Gemeinwesen anzuwenden.“