Hilfe für die Kleinsten

3. Okt. 2012
Eine kürzlich im Flüchtlingslager Yusuf Batil in der Provinz Upper Nile angekommene Familie richtet sich bis ihr ein Zelt zugewiesen wird in einer provisorischen Unterkunft ein. © LWB/M. Retief

Eine kürzlich im Flüchtlingslager Yusuf Batil in der Provinz Upper Nile angekommene Familie richtet sich bis ihr ein Zelt zugewiesen wird in einer provisorischen Unterkunft ein. © LWB/M. Retief

LWB: Hilfe für Kinder im Sudan-Konflikt dringend benötigt

Die humanitären Hilfsorganisationen im südsudanesischen Bundesstaat Upper Nile tun ihr Bestes, um bei schwierigen Wetterverhältnissen die grossen Flüchtlingsströme aus dem Sudan zu bewältigen. Kinder sind in dieser Situation besonders schutzlos.

Der Lutherische Weltbund (LWB), ein Gründungsmitglied des ACT-Bündnisses, konzentriert seine Hilfe auf die dramatische Situation der Kinder, die über 50 Prozent der geschätzten 170.000 Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern und -siedlungen in den Bundesstaaten Unity und Upper Nile im Südsudan ausmachen.

Seit Oktober 2011 zwingen die Konflikte zwischen dem Sudan und dem Südsudan sowie die Lebensmittelknappheit zehntausende Menschen im Bundesstaat Blue Nile, aus ihrer Heimat zu fliehen. Viele der Flüchtlinge sind unbegleitete Minderjährige und Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden.

Seit Juni kommen täglich rund 1.000 Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern an. Tausende sind im eigens für sie gegründeten Flüchtlingslager Yusuf Batil untergebracht. Da dieses Lager aber bereits überfüllt ist, eröffnete der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) ein weiteres Flüchtlingslager ganz in der Nähe, um dringend benötigte Unterkünfte zu schaffen.

In den Flüchtlingslagern Yusuf Batil und Gendrassa im Maban County wird der LWB versuchen, kinderfreundliche Räume zu schaffen, in denen diese Schutz finden und unterrichtet werden können.

Viele der Menschen hier sind bereits seit vielen Monaten auf der Flucht. Die Regenzeit, die im Juni begonnen hat, hat eine zerstörerische Wirkung. Grossfamilien verbringen die Nächte unter nassen Decken, andere versuchen, trotz knöchelhoch stehendem Wasser einen trockenen Ort zu finden.

„Um all diesen Menschen in dem neuen Flüchtlingslager helfen zu können, benötigen wir finanzielle Hilfen in beträchtlichem Umfang. Für den Bau von Schulen und die Unterstützung für die vielen schutzbedürftigen Kinder in den Flüchtlingslagern ist jede Spende eine Hilfe“, erklärte Michael Hyden, Programmreferent für Ostafrika beim LWB.

Schulen und Schutz für die Kinder

Die Kinder in den Flüchtlingslagern zu schützen, ist eine schwierige und komplexe Aufgabe. Pflegefamilien, die sich um die Kinder kümmern, die allein in den Flüchtlingslagern ankommen, müssen gefunden und unterstützt werden. SozialarbeiterInnen zum Schutz der Kinder und LehrerInnen müssen eingestellt und geschult werden und es müssen kindgerechte Räume geschaffen werden, wo die Kinder ihre Erfahrungen verarbeiten und weiter unterrichtet werden können.

Der LWB verfügt über umfangreiche Erfahrungen beim Schutz von Kindern in Flüchtlingslagern und bei der Bereitstellung von Bildungsprogrammen in den benachbarten Ländern Tschad, Dschibuti, Äthiopien und Kenia. „Zwar beginnen wir unsere Hilfsleistungen im Bundesstaat Upper Nile gerade er, aber wir können auf unseren Erfahrungen aufbauen, die wir bei unseren Einsätzen in Kakuma, Dadaab [dem grössten Flüchtlingslager der Welt] und Dschibuti, wo der LWB seit Jahren tätig ist, gesammelt haben“, so Hyden.

Für die geplante humanitäre Hilfe benötige der LWB in den kommenden acht Monaten mindestens 2,5 Millionen USD, erklärte er. Eine Bitte um Unterstützung an das ACT-Bündnis und das UNHCR sei bereits ausgesprochen worden. Da bis Ende des Jahres lediglich 30 Prozent der benötigten Gelder verfügbar sein werden, sei zunächst in erster Linie die Lieferung von Materialien wichtig, mit denen die Grundlagen für die Hilfe geschaffen werden können, die zusammen mit dem UNHCR und anderen Organisationen geleistet werden wird.

Das Maban County gehört zu den entlegensten und am wenigsten entwickelten Regionen im Südsudan. Während der Regenzeit ist das Gebiet nur per Flugzeug oder Boot zu erreichen. Die extrem hohen Kosten für Kraftstoff und die Materialknappheit im Südsudan, welche die von den Konflikten hervorgerufene Wirtschaftskrise mit sich bringt, verschärften die Situation zusätzlich, und humanitäre Einsätze seien äusserst kostspielig, so Hyden.

Die ungelösten politischen Probleme zwischen dem Sudan und dem Südsudan haben auch umweltpolitische Auswirkungen in der Region. Die wachsende Anzahl an Flüchtlingen in den Lagern führt zu Spannungen zwischen verarmten einheimischen Gemeinden und den Flüchtlingen. Die Konkurrenz um die knappen Wasserressourcen wächst und für den Bau der Unterkünfte in den Flüchtlingslager werden tausende Bäume gefällt.

(Für LWI von Melany Markham)