Fürsorge und Therapie für palästinensische Kinder

6. Mai 2016
Hanin ist Technikerin im Molekularlabor. Foto: LWB/M. Renaux

Hanin ist Technikerin im Molekularlabor. Foto: LWB/M. Renaux

Das Auguste Victoria-Krankenhaus (AVK) in Jerusalem ist spezialisiert auf die Behandlung von Nieren- und Krebserkrankungen. Es ist das erste und einzige Krankenhaus in den palästinensischen Autonomiegebieten, das palästinensischen KrebspatientInnen eine Strahlentherapie ermöglicht, und die einzige Einrichtung im Westjordanland, die Nierendialyse für Kinder anbietet. Betreiber des AVK ist der Lutherische Weltbund, nahezu sein gesamtes Personal ist palästinensischer Herkunft. Viele der Mitarbeitenden sind schon seit Jahrzehnten hier tätig. Die folgenden Bilder geben uns die Möglichkeit, das engagierte Personal und die PatientInnen des AVK kennenzulernen.

Fotos: LWB/M. Renaux

Mit neun Monaten wurde bei Amani ein Blasenleiden festgestellt. Daraus entwickelte sich eine chronische Niereninfektion. Bis zum Alter von zehn Jahren halfen ihr Medikamente, seither ist Amani auf die Dialyse im AVK angewiesen. Kürzlich hat sie mit ihrer Mutter zusammen im Krankenhaus ihren 15. Geburtstag gefeiert. Die Familie lebt in Bethlehem und nur die Mutter hat einen Passierschein, der es ihr erlaubt, Amani im AVK zu besuchen. Krankenpfleger Tarek Mufareh arbeitet seit 20 Jahren hier, 10 Jahre davon auf der Kinderdialysestation. Er stammt aus Bethlehem und lebt in Jerusalem.

Mutter und Sohn bei der Dialyse. Im Jahr 2015 hatte das AVK 62 KinderdialysepatientInnen.

Rawand Alardah arbeitet im dritten Jahr als Assistenzärztin in der internistischen Station des AVK. Sie hofft, sich im Anschluss an ihre Ausbildung mit einem dreijährigen Stipendium im Bereich Onkologie spezialisieren zu können. Ihre Motivation ist sehr persönlich: ihre Mutter starb an Krebs.

Die Psychologin Schouschan Franji unterstützt Eltern und kleine PatientInnen wie dieses Kind dabei, ihren Gefühlen künstlerischen Ausdruck zu verleihen.

Ein Patient bei der Strahlentherapie mit einem der medizinischen Linearbeschleuniger des AVK. Über 1.220 PatientInnen wurden 2015 im AVK mit einer Strahlentherapie behandelt.

Im Rahmen einer Therapiesitzung mit Psychologin Schouschan Franji spielt dieser Junge mit Knetmasse. Künstlerischen Ausdruck können kleine PatientInnen und ihre Eltern so ihren Gefühlen wie Wut, Traurigkeit und Hoffnung verleihen. Meistens sind es die Mütter, die ihre Kinder ins Krankenhaus begleiten. Vielfach brechen bei solchen Sitzungen ihre Gefühle auf und sie weinen. Zu Hause warten auf diese Mütter chronisch kranker Kinder meist noch mehrere weitere Kinder, ihre Belastung ist enorm.

Psychologin Schouschan Franji veranstaltet im AVK eine Kunsttherapiesitzung. Franji leitet das psychosoziale Team des Krankenhauses. Es hat unter anderem auch die Aufgabe, PatientInnen dabei zu unterstützen, die Anfahrt zu organisieren, Unterkunft zu finden und ihren Aufenthalt in Jerusalem vorzubereiten. Die psychosozialen Kräfte leisten Hilfestellung für Familien, die wirtschaftlich in Not sind, und Unterstützung bei der Bewältigung der durch den anhaltenden Konflikt und die Gewalt verursachten Traumatisierung. Vor allem aber stehen sie den PatientInnen und ihren Familien bei den vielfältigen Herausforderungen zur Seite, vor die sie die Diagnose einer schweren Erkrankung stellt.

Walid Nammur, leitender Direktor des AVK, macht bei einem seiner regelmässigen Rundgänge durch die Stationen Halt bei einem kleinen Dialysepatienten. „Meine grösste Freude ist das Lächeln eines Kindes, das vollständig therapiert ist, zurückkehrt ins normale Leben und wieder zur Schule geht.“

Hanin ist Technikerin im Molekularlabor. Sie hat in Chicago (USA) studiert und arbeitet seit 2011 im AVK. Sie untersucht Gewebeproben und stellt in Beratung mit den PathologInnen im Haus Krebsdiagnosen. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse wird über die Therapie entschieden und werden Prognosen für die PatientInnen erstellt. Hanin freut sich über die neue Ausstattung im Krankenhaus. Eine gute Lüftung, mehr Platz und nette KollegInnen sorgen für ein hervorragendes Arbeitsumfeld. Sie wünscht sich, dass ihr Labor Referenzlabor für den Gazastreifen und das Westjordanland wird.