ELKIK-Nationalversammlung: Kanadische LutheranerInnen richten Blick auf die Welt

24. Jul. 2015
Abschlussgottesdienst der ELKIK-Nationalversammlung: Nationalbischöfin Susan C. Johnson (re.) und Diakonin Virginia Burke. Foto: ELKIK

Abschlussgottesdienst der ELKIK-Nationalversammlung: Nationalbischöfin Susan C. Johnson (re.) und Diakonin Virginia Burke. Foto: ELKIK

Nationalbischöfin Johnson wiedergewählt, „Fremde willkommen heissen“ und Klimagerechtigkeit sind Thema von Beschlüssen

Winnipeg (Kanada)/Genf, 23. Juli 2015 (LWI) – Nach Ende der 15. Nationalversammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK) in Edmonton (Alberta) reisten die Teilnehmenden begeistert und motiviert ab, an ihren jeweiligen Heimatorten am Werk der Befreiung durch die Gnade Gottes mitzuarbeiten.

Fast 400 Delegierte und geladene Gäste gaben gemeinsam mit den Mitgliedern der Ortsgemeinde beim Abschlussgottesdienst in der Trinity Lutheran Church in Edmonton mit ihrem Gesang ihrer Freude Ausdruck. Fred Hiltz, Erzbischof und Primas der Anglikanischen Kirche von Kanada (AKK), sprach in seiner Predigt über die volle Kirchengemeinschaft zwischen beiden Kirchen und betrachtete die Ergebnisse der Nationalversammlung vom 9. bis 12. Juli aus biblischer Perspektive.

Hiltz beglückwünschte Susan C. Johnson zu ihrer Wiederwahl für eine dritte vierjährige Amtszeit als Nationalbischöfin der ELKIK, die Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist. Johnson hat ihr Amt seit 2007 inne und fungiert zudem als LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordamerika.

Befreit durch Gottes Gnade

Im Blick auf das Thema der Nationalversammlung und des 500. Reformationsjubiläums, „Befreit durch Gottes Gnade“, illustrierte der Primas der AKK in Bildern und Impressionen dessen Bedeutung für die kanadische lutherische Kirche.

„Durch Gottes Gnade ist Eure Kirche davon geprägt, dass sie immer wieder neu Befreiung erfährt von einem Festhalten an der Vergangenheit und befreit wird zu jener Zukunft, zu der Gott Euch auf allen Ebenen Eurer Kirche ruft, im Geist der fortwährenden Reformation“, so Hiltz.

„Eure Kirche ist befreit davon, den Blick ständig nach innen, auf sich selbst zu richten. Ihr seid von innen nach aussen gekehrt, befreit dazu, als Kirche ‚in der Mission für andere‘ hinaus auf die Welt zu schauen“, ergänzte der Erzbischof unter Bezugnahme auf das Motto der ELKIK.

Situation der indigenen Bevölkerung

Die Situation der indigenen Bevölkerung war ein zentrales Thema der Nationalversammlung. In diesem Zusammenhang würdigte Hiltz, dass die ELKIK die sogenannte „Doctrine of Discovery“ verworfen, die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker bestätigt, die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission sowie die fortdauernden Bemühungen um Heilung unterstützt und zu einer landesweiten Untersuchung des Verschwindens von und der Morde an indigenen Frauen aufgerufen habe.

Aufnahme von Flüchtlingen, Aufbau wirksamer Partnerschaften

Eine Reihe von Beschlüssen stehen im Bezug zur Arbeit des LWB. Hiltz verwies insbesondere auf die Entscheidung, 500 Flüchtlinge in Kanada willkommen zu heissen und betonte, wirksame Partnerschaften mit anderen Organisationen und Glaubenstraditionen seien notwendig.

Mit überwältigender Mehrheit bestätigte die Nationalversammlung das Dokument „Fremde willkommen heissen – Selbstverpflichtungen von Religionsführerinnen und Religionsführern“, das vom LWB und anderen Organisationen aus dem religiösen Bereich gemeinsam mit dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen im Juni 2013 vorgelegt worden war. Die ELKIK lud ihre Mitglieder und Gemeinden ein, sich mit dem Dokument zu befassen und die enthaltene Selbstverpflichtung zu unterzeichnen, die beinhaltet, Fremde zu achten, sie in der eigenen Gemeinschaft willkommen zu heissen und sich dafür einzusetzen, dass Fremden soziale Gerechtigkeit zuteilwird.

Die Delegierten beauftragten die Nationalbischöfin, diesen Beschluss den wichtigsten ökumenischen und interreligiösen Partnern der Kirche zu übermitteln. Zu diesen Partnern gehört auch der LWB, dem sie dankten für seinen wegweisenden Beitrag zur Vermittlung der Werte Gastfreundschaft sowie Schutz, Achtung und Gleichstellung von Fremden.

Klimagerechtigkeit ist soziale Gerechtigkeit

Im Sinne der Bewahrung der Schöpfung verpflichtete sich die ELKIK weltweit 500.000 Bäume zu pflanzen. Hier gibt es Anklänge an die Einladung des LWB an seine Mitgliedskirchen, im Luthergarten in Wittenberg bis 2017 und parallel dazu im eigenen Umfeld jeweils einen Baum zu pflanzen.

Die Nationalversammlung bestätigte weiterhin mit grosser Mehrheit die Unterstützung der ELKIK für das Advocacy-Engagement des LWB, der mahnt, der Klimawandel sei ein Problem der sozialen und ökonomischen Gerechtigkeit, da er weltweit die Ärmsten und Schwächsten treffe.

Die Delegierten bekräftigten den Aufruf des LWB an VerantwortungsträgerInnen aus Politik und Wirtschaft, entschlossen auf den Klimawandel zu reagieren und durch klar formulierte Zielsetzungen, die auch besondere Hilfsmassnahmen für die am gravierendsten betroffenen Bevölkerungsgruppen umfassen müssen, für eine starke Verringerung des Kohlendioxidausstosses zu sorgen.

Im Rahmen ihrer Selbstverpflichtung rief die ELKIK alle Mitglieder, Gemeinden und Synoden sowie die nationale Ebene auf, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu agieren mit dem Ziel, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

Die Delegierten beauftragten die Nationalbischöfin, in einem Schreiben an den kanadischen Premierminister und andere Regierungsverantwortliche die Sorge der ELKIK um das Klima zu artikulieren. Dazu gehört auch die Forderung nach wirksamen Massnahmen bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die Ende des Jahres in Frankreich stattfindet und an der der LWB teilnehmen wird.

Die ELKIK hat 121.000 getaufte Mitglieder und ist damit die grösste lutherische Kirche in Kanada. Seit 1986 gehört sie dem LWB an. Die alle zwei Jahre stattfindende Nationalversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der Kirche.

(Die Vorlage für diesen Beitrag wurde veröffentlicht von ELCIC Information.)

 

Pauline Mumia