Dürre in Angola: Hoffnung inmitten des Leids

8. Nov. 2013
Südangola: Kinder auf der Suche nach Wasser. Foto: Nzakumiena Daniel

Südangola: Kinder auf der Suche nach Wasser. Foto: Nzakumiena Daniel

Bischof Ndawanapo dankt für Hilfe durch lutherische Kirchengemeinschaft

(LWI) – In der Provinz Cunene, im Süden Angolas, müssen lutherische Gemeinden in der ländlichen Kommune Chavikwa schliessen „und der Pfarrer verlässt den Ort, weil die Menschen weggezogen sind und er nicht alleine dort bleiben kann. Das sind kleine Gemeinden ohne grosse Rücklagen, die meisten Mitarbeitenden sind Freiwillige, die von den Menschen am Ort unterstützt werden. [Was soll man tun,] wenn die Menschen fort sind, der Regen ausbleibt und es nichts mehr zu essen gibt?“

So beschreibt Bischof Tomás Ndawanapo von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Angolas (IELA) die Folgen einer schweren Dürre in seinem Land, die für Familien, die mit Ackerbau oder Viehzucht das Lebensnotwendige erzeugen, zunehmend unerträglich wird. Besonders stark betroffen sind die fünf südlichen Provinzen des Landes: Cunene, Namibe, Kuando Kubango, Benguela und Huila. Mehr als 1,6 Millionen Menschen leiden unmittelbar unter der anhaltenden Ernährungs- und Wasserkrise.

In Onepole, einem der trockensten Gebiete in Cunene, wo es seit drei Jahren nicht mehr geregnet hat, „ist nichts“, so Ndawanapo. „Die Menschen ziehen mit ihren Herden in Richtung der Stadt Onjiva, zu der man zu Fuss sehr lange unterwegs ist.“

Das Land im Süden Afrikas hat eine Bevölkerung von 21 Millionen Menschen und leidet unter einer seit 2012 anhaltenden Trockenperiode. Die Provinz Cunene, die an das ebenfalls von der Dürre betroffene Namibia angrenzt, ist am schwersten betroffen – fast 600.000 Menschen, die Hälfte der Gesamtbevölkerung, leiden unter einer Ernährungs- und Wasserkrise; auch für das Vieh gibt es nicht genügend Futter.

Die geringen Regenfälle, die für November erwartet werden, dürften nach den Worten des lutherischen Bischofs wenig Erleichterung bringen. „Vielleicht wird es von Januar bis März mehr regnen. Aber trotzdem müssen schnellreifende Getreidearten angebaut werden, denn mit nur drei Monaten Regenzeit können die üblichen Feldfrüchte nicht reifen.“

Hilfe für gefährdete Familien

Doch es gibt Hoffnung. Mit den Mitteln, die ein Spendenaufruf des Lutherischen Weltbundes (LWB) und weiterer Partner im ACT-Bündnis zugunsten der Dürreopfer eingebracht hat, kann tausenden gefährdeten Familien geholfen werden, die derzeit Nahrungsmittelhilfe erhalten: sie werden mit Maismehl, Bohnen, Speiseöl und Salz versorgt. Die vom Angolaprogramm der Abteilung des LWB für Weltdienst (AWD) sowie der IELA koordinierte Hilfsmassnahme soll bis Anfang nächsten Jahres fortgesetzt werden, dann ist eine kleine Ernte zu erwarten. In den kritischsten Phasen der Dürre werden 6.000 Menschen erreicht, darunter vor allem Frauen und Waisen.

Ndawanapo konnte unlängst eine Delegation lutherischer VerantwortungsträgerInnen unter Leitung von LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge begrüssen, die Angola und Namibia besuchte. Weitere Delegationsmitglieder waren der LWB-Vizepräsident für die Region Afrika, Leitender Bischof Dr. Alex G. Malasusa (Tansania), AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler, Pfarrerin Dr. Elieshi Mungure, die Afrikareferentin des LWB, sowie Colleen Cunningham (Südafrika) und Bischof Dr. Frank O. July (Deutschland). Sie besuchten Gemeinwesen in der Provinz Cunene sowie Partner vor Ort, die mit LWB und ACT bei der Nothilfe für von der Dürre betroffene ländliche Gebiete zusammenarbeiten.

„Ihr Besuch in Angola war, ist und bleibt von historischer Bedeutung. Er gibt aktives, lebendiges Zeugnis von unserer Gemeinschaft und unserer christlichen Bereitschaft, das Evangelium zu verkündigen und den Leidenden beizustehen“, so Ndawanapo anlässlich des Besuchs im September dieses Jahres.

Beispielhaft nannte er einen vom LWB bereitgestellten Lastwagen, der den Menschen in Onepole kurz zuvor 32.000 Liter sauberes Trinkwasser geliefert hatte und damit für über 500 Personen eine gewisse Verbesserung der Situation erreichte.

Trotzdem fehlen in vielen weiteren Gebieten nach wie vor Lebensmittel und Wasser, die Überlebensmechanismen sind geschwächt und die Bevölkerung entsprechend gefährdet. „Junge Menschen wandern auf der Suche nach Arbeit in die Städte ab, um ihre Familien unterstützen zu können, Lehrkräfte verlassen Schulen, Kinder fehlen im Unterricht oder verlassen ihn vorzeitig. Wer in der Region bleibt, muss vielfach bis zu 15 Kilometer zu Fuss zurücklegen, um Wasser zu holen“, erläutert ein von LWB und ACT-Bündnis vorgelegter Bericht.

Der Bericht stellt fest, dass die staatlichen Massnahmen zur Bewältigung der Krise keine Wirkung zeigen und in den betroffenen Gemeinwesen weiterhin allgemeine Armut herrscht, obwohl das Land ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hat. „Vielfach leben Familien von einer Mahlzeit am Tag, die aus Maismehl oder Hirse besteht, oder gehen ganz leer aus.“

Fehlende sanitäre Anlagen sind ein weiteres Problem. Es gibt Berichte von Gesundheitsproblemen und insbesondere Cholera. Künstliche Stauanlagen – chimpaka – sind ausgetrocknet und viele Familien versuchen, selbst nach Wasser zu graben. Zunehmend fallen gefährdete Haushalte unter die Armutsgrenze und es kommt zu Alkoholmissbrauch, da dieser leicht zu beschaffen und billig ist, so der Bericht weiter.

Solidarität der lutherischen Kirchengemeinschaft

Die LWB-Delegation versicherte die betroffene Bevölkerung der Solidarität der lutherischen Kirchengemeinschaft mit den Menschen und Kirchen in Angola, die die Dürre zu bewältigen suchen. „In Onepole hatten die Menschen die Chance, über ihre Schwierigkeiten zu sprechen, und haben dadurch ein gewisses Mass an Hoffnung für ihre Zukunft wiedergewonnen“, stellte Leitender Bischof Malasusa fest.

„Ich möchte den Menschen in den betroffenen Gebieten versichern, dass sie nicht allein sind und dass wir als LWB entschlossen sind, zu helfen. Ihr Durst ist unser Durst, ihr Hunger unser Hunger“, betonte der LWB-Vizepräsident.

Er hob hervor, dass langfristige Lösungen angestrebt werden müssten, etwa Bohrlöcher für die Wasserversorgung oder eine Wiederaufforstung als Katastrophenvorsorge für Gemeinwesen, die von Dürre und anderen Krisen gefährdet sind, und ergänzte: „Wir haben erfahren, dass dieses Gebiet nicht zum ersten Mal von Dürre heimgesucht wird. Die Trockenheit dauert bereits drei Jahre an.“

Auch die Regierung müsse in die Pflicht genommen werden, führte der LWB-Vizepräsident weiter aus und ermutigte die IELA und andere Kirchen in Angola, auf diesem Gebiet verstärkt zusammenzuarbeiten: „Mütter und Kinder sind die am stärksten gefährdete Bevölkerungsgruppe und es ist wichtig, dass die Regierung dieser Tatsache mit eigenen Programmen und Haushaltsmitteln Rechnung trägt.“

LWB-Generalsekretär Junge berichtete von Erfahrungen des Leids wie auch der Hoffnung, die er bei seinen Begegnungen in Angola mit den Menschen vor Ort, mit Geistlichen und VerantwortungsträgerInnen auf der lokalen Ebene gemacht habe: „Jungen zu erleben, die mit den Händen nach Wasser graben – das war sehr schmerzlich für mich. Aber ich habe auch gesehen, wie diejenigen, die vor Ort Verantwortung tragen, ihre Entschlossenheit und ihre Möglichkeiten bündeln, um die schwierige Situation zu bewältigen. Dass die Kirche präsent ist, bei den Menschen sein will, die leiden, und zu ihnen geht und Hilfe anbietet, habe ich als wahren Segen empfunden.“

Das AWD-Programm ist seit 1986 in Angola aktiv. Langfristig unterstützt es ländliche Gemeinwesen bei der Schaffung nachhaltiger Grundlagen für den Lebensunterhalt und der Stärkung der Ernährungssicherheit.

Die IELA hat 48.000 Mitglieder, seit 1997 gehört sie dem LWB an.