„Die Sünde des Rassismus“

7. Jul. 2015
LWB-Rat verabschiedet Erklärung zur Bluttat von Charleston

LWB-Rat verabschiedet Erklärung zur Bluttat von Charleston

LWB-Rat verabschiedet Erklärung zur Bluttat von Charleston

Genf, 7. Juli 2015 (LWI) – Bei seiner diesjährigen Tagung, die vom 18. bis 22. Juni in Genf stattfand, hat der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) eine öffentliche Erklärung unter dem Titel „Die Sünde des Rassismus“ verabschiedet. In der Erklärung, die den Rassismus als „strukturelle Sünde“ einstuft, wird die lutherische Kirchengemeinschaft aufgerufen, Bewusstseinsbildung zu betreiben und sich gegen Rassismus in Kirchen und Gemeinden einzusetzen.

„Es ist verlockend, das Böse ausserhalb der geliebten Gemeinschaft einzuordnen“, so die Erklärung, die die LutheranerInnen auffordert, „unsere eigenen Handlungen, die den Rassismus zementieren, [zu] bekennen und uns ihnen [zu] stellen, sowohl in dem, was wir getan, als auch in dem, was wir unterlassen haben in Kirche, Gesellschaft und persönlichen Beziehungen.“

Der Rat behandelte das Thema Rassismus unter dem Eindruck des Massakers in Charleston (South Carolina, USA), das am Tag der Eröffnung der Ratstagung verübt worden war. In der Mother Emanuel African Methodist Episcopal Church, einer der ältesten schwarzen Gemeinden in den Vereinigten Staaten, wurden von einem jungen Mann neun afroamerikanische Teilnehmende einer Bibelstunde erschossen. Überlebende berichteten, er habe während des Anschlags rassistische Parolen gerufen. Die polizeiliche Untersuchung geht von Rassenhass als Tatmotiv aus.

Der mutmassliche Täter wurde am Tag nach dem Anschlag festgenommen. Er ist Mitglied einer Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA). Zwei der Opfer, Pfr. Clementa Pinckney und Pfr. Daniel Simmons von der Mother Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston, waren Absolventen das Lutheran Theological Southern Seminary, eines von acht theologischen Seminaren der ELKA.

„Ganz plötzlich wird daraus für uns alle eine zutiefst persönliche Tragödie“, erklärte Pfarrerin Elizabeth Eaton, Leitende Bischöfin der ELKA und Mitglied des LWB-Rates, nach dem Mordanschlag. „Einer der Unseren wird verdächtigt, zwei Menschen erschossen zu haben, die uns zu den Ihren gemacht hatten“, beklagte Eaton.

„Wir könnten sagen, dies sei eine Einzeltat, begangen von einem geistig zutiefst verwirrten Menschen“, fuhr die Leitende Bischöfin fort. „Aber wir wissen, das ist nicht die ganze Wahrheit. Es handelt sich eben nicht um einen Einzelfall. Und selbst wenn der Schütze psychisch labil war, das Bezugssystem, auf dem er seine Rassenvorstellungen aufgebaut hat, ist es nicht.“

Die Erklärung ruft auf zu Gebet und Vergebung sowie zu einem verstärkten christlichen Engagement gegen Rassismus im kirchlichen Umfeld.

 

Hier finden Sie die Erklärung im Wortlaut.