Demokratie entscheidend für Hongkongs Zukunft

21. Okt. 2014
Ben Chun-wa Chang, Bischof der ELKHK. Foto: LWB/W. Chang

Ben Chun-wa Chang, Bischof der ELKHK. Foto: LWB/W. Chang

Lutherischer Bischof: Grosse Kluft zwischen Behörden und junger Generation

(LWI) – Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hongkong (ELKHK), Ben Chun-wa Chang mahnte die Machthabenden in Hongkong, die „Kluft zwischen den Behörden und der Bevölkerung“ zu reduzieren. „Demokratie ist aktuell sehr wichtig“ für die Region und würde für eine gesündere Gesellschaft sorgen. Die Demonstrationen für mehr Demokratie in Hongkong gehen bereits in die dritte Woche. Die vor allem jugendlichen Demonstranten in der britischen Kronkolonie setzen ihre Blockaden wichtiger Bereiche der Stadt fort.

Auslöser der proteste ist die Ankündigung Chinas, die die KandidatInnen für die 2017 anstehende Wahl des/der künftigen obersten Verwaltungsleitenden zuvor durch die herrschende kommunistische Partei überprüfen zu lassen. Hongkong steht unter chinesischer Kontrolle. Aus Protest gegen diese Regelung haben Studierende zu Demonstrationen aufgerufen. Tausende sind auf die Strassen gegangen und vor den Regierungssitz gezogen. In den letzten Tagen kam es zu Zusammenstössen zwischen der „Regenschirm-Revolution“ und der Polizei, die Barrikaden weggeräumt und die Demonstranten mit Pfefferspray vertrieben hat.

Verständnis für beide Seiten

Seine Kirche verstehe die Unzufriedenheit der Demonstrierenden und ihren Wunsch nach freien Wahlen beim 2017 anstehenden Urnengang, sagte der lutherische Bischof Chang. Allerdings habe die ELKHK auch Verständnis für die Haltung der Regierung.

„Wenn eine bestimmte Gruppe die Wahl des oder der Verwaltungsleitenden kontrolliert, geht es mit der Gesellschaft bergab und in gewissem Sinne auch rückwärts“, so Chang. Die Behörden in China und Hongkong sowie die Bevölkerung Hongkongs und insbesondere die junge Generation trenne eine tiefe Kluft. Für die Zukunft Hongkongs sei es entscheidend, diese Kluft zu reduzieren, betonte der Bischof.

Die Demokratiebewegung wird von der Hong Kong Federation of Students sowie der Bürgerbewegung Occupy Central getragen. Der grösste Teil der DemonstrantInnen sind Studenten, dazu kommen jedoch laut Chang auch nicht wenige DemonstrantInnen mittleren Alters.

1997 hatte Grossbritannien Hongkong an China zurückgegeben. Die entsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Staaten von 1984 sichert der Kronkolonie für einen Zeitraum von 50 Jahren ein hohes Mass an Autonomie zu. 2004 erklärte China jedoch, sämtliche Änderungen der in Hongkong geltenden Wahlgesetze müssten von chinesischer Seite genehmigt werden.

Im Juni und Juli dieses Jahres führten DemokratieaktivistInnen ein inoffizielles Referendum zu Fragen politischer Reformen durch. In diesem Zusammenhang veranstalteten beide Seiten Kundgebungen, die grossen Zulauf fanden.

Der Bischof der ELKHK sieht in den aktuellen Protesten keine generelle Bewegung gegen die Regierung, die sich auf andere Regionen Chinas ausweiten könnte, wie manche Kommentare suggerieren. Er ist überzeugt: „Es handelt sich lediglich um eine lokale Demokratiebewegung.“