Auguste-Viktoria-Krankenhaus: Lebenswichtige medizinische Hilfsgüter nach Gaza bringen

9. Nov. 2023

Für die Behandlung von Verletzten fehlt es Ärztinnen und Ärzten an dringend benötigten Medikamenten, die Kliniken haben keine Medikamente mehr für die Behandlung von Krebs oder anderen lebensbedrohlichen Krankheiten. 

Luftbild des Auguste-Victoria-Krankenhauses in Jerusalem. Foto: LWB/M.Renaux

Luftbild des Auguste-Victoria-Krankenhauses in Jerusalem. Foto: LWB/M.Renaux

Der Leiter des Gaza-Projekts berichtet von Eskalation der Spannungen in der Region 

(LWI) – Gut einen Monat nach dem tödlichen Überfall der Hamas auf Israel und dem Beginn der israelischen Bombardierung des Gazastreifens ist die medizinische Grundversorgung der Krankenhauspatienten in dem zerstörten Gebiet und der Menschen, die bei den anhaltenden Luftangriffen verletzt wurden, völlig zusammengebrochen.  

„Es gibt weder Antibiotika noch Mittel zur Behandlung von Verbrennungen und anderen Verletzungen. Wir wollen, dass dieser Konflikt beendet wird, weil er unschuldige Zivilisten trifft. Wie viele Menschen unter den Trümmern begraben sind, wissen wir nicht, und wir können auch keine Hilfsgüter nach Gaza bringen, um die Opfer zu versorgen“, sagt der Leiter eines Projekts, mit dem das Auguste-Viktoria-Krankenhaus lebensrettende Krebsdiagnosen und -behandlungen für Menschen in Gaza bereitstellt. 

Das vom Lutherischen Weltbund (LWB) betriebene Krankenhaus in Ostjerusalem sucht nach Wegen, wie Krebsmedikamente und andere lebensnotwendige Arzneimittel für Patienten in den Gazastreifen gebracht werden können. Im Oktober hatten Mitarbeitende des Auguste-Viktoria-Krankenhauses einen Besuch geplant, um den Betrieb eines neuen Zentrums zu koordinieren, das in dem von der anglikanischen Episkopalkirche geführten Al-Ahli-al-Arabi-Krankenhaus eingerichtet werden sollte.

Nach einem israelischen Raketenangriff am 14. Oktober wurde das Personal von Al-Ahli zur Evakuierung des Krankenhauses aufgefordert. Drei Tage später wurden bei einer großen Explosion im Innenhof des Krankenhauses Hunderte von Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Viele von ihnen waren Frauen und Kinder, die auf israelische Evakuierungsbefehle hin aus dem nördlichen Gazastreifen geflüchtet waren. 

Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus hatte ein Team aus zehn Ärzten und anderem medizinischen Personal aus dem Gazastreifen eingestellt und ausgebildet, das in dem neuen Zentrum arbeiten sollte. „Das Projekt begann kurz vor der Pandemie, da es im Gazastreifen an Fachleuten für Krebserkrankungen mangelt und viele Menschen erst in einem sehr späten Stadium diagnostiziert werden“, sagt der Projektleiter.

„Es geht darum, den Patienten eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen, damit sie eine Genehmigung zum Verlassen des Gazastreifens beantragen und für eine fachärztliche Behandlung nach Jerusalem reisen können. Wir sind täglich in Kontakt mit dem dortigen Team und mit unseren Patienten in Gaza, aber einige haben nicht überlebt, und das bricht uns das Herz“, so der Projektleiter weiter. 

Appell für einen Waffenstillstand und humanitären Zugang 

Als der Konflikt eskalierte, schloss sich der LWB all denen an, die die massiven Zerstörungen und den Verlust von Menschenleben verurteilten, und forderte „sofortigen Waffenstillstand und die Einrichtung von Korridoren für humanitäre Hilfe“, um die Notleidenden zu erreichen. In einer Erklärung vom 6. November wird außerdem die „sofortige und sichere Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln“ gefordert. Ferner heißt es: „Sowohl Israel als auch die Hamas haben in diesem bewaffneten Konflikt gegen völkerrechtliche Regeln verstoßen.“

Rund hundert Patientinnen und Patienten aus dem Gazastreifen und ihre Angehörigen, die im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Jerusalem in Behandlung waren, als der bewaffnete Konflikt ausbrach, sind nun gestrandet und leben in drei nahe gelegenen Hotels. „Sie versuchen, ihre Angehörigen in der Heimat zu erreichen, und wir bieten ihnen psychosoziale Unterstützung an, damit sie mit der Situation zurechtkommen“, sagt der Projektleiter.

Auch in Jerusalem und im Westjordanland ist die Lage angespannt. Dort sind die Sicherheitsvorkehrungen für Palästinenser, die versuchen, die Kontrollpunkte zu passieren, noch verstärkt worden. Viele meiden die Altstadt und gehen nur noch zur Arbeit oder zu wichtigen Anlässen aus dem Haus. „Wir wollen, dass jeder ein Leben in Würde führen und sein Recht auf Gesundheit in Anspruch nehmen kann: Das ist ein Menschenrecht“, so der Projektleiter abschließend.  

LWB/P. Hitchen