Sicherheit und Hoffnung in Adjumani

24. Feb. 2014
Südsudanesische Kinder in einem Flüchtlingslager in Adjumani (Uganda). Foto: DCA/ACT/LWB/Mai Gad

Südsudanesische Kinder in einem Flüchtlingslager in Adjumani (Uganda). Foto: DCA/ACT/LWB/Mai Gad

(LWI) – „Bisher habe ich mit meinen Kindern im Schatten eines Baumes geschlafen, jetzt besitze ich ein kleines Stück Land und habe Tassen, Teller, Decken und andere Dinge bekommen, die meiner Familie helfen werden. Ich bin dankbar für die Unterstützung. Ich bin mir aber nicht sicher, wie ich ohne meinen Mann ein neues Haus bauen soll“, erzählt Achol Thon.

Die 25-jährige Mutter ist eine unter tausenden Flüchtlingen aus dem Südsudan, die derzeit vor der Gewalt in ihrer Heimat in die Nachbarländer fliehen. Im Dezember waren Kämpfe in der südsudanesischen Hauptstadt Juba ausgebrochen, die sich inzwischen auch auf andere Regionen in dem weltweit jüngsten Land ausgedehnt haben. Zusammen mit tausenden anderen Flüchtlingen hat Achol Thon mit ihren 10 Monate alten Zwillingen und zwei weiteren kleinen Kindern im Distrikt Adjumani im Norden Ugandas Zuflucht gefunden.

Das Flüchtlingslager in Nyumanzi im Distrikt Adjumani ist eines von mehreren Flüchtlingslagern in Uganda. Mehr als 79.200 südsudanesische Flüchtlinge haben nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in dem Land Zuflucht gefunden. 87 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Der Lutherische Weltbund (LWB) verstärkt derzeit seine Hilfsleistungen in den Flüchtlingszentren in Nyumanzi und Dzaipi, in denen mehr als 50.700 SüdsudanesInnen Obdach gefunden haben. Der LWB stellt dort zusätzliche Brunnen, Handwaschbecken, Waschmöglichkeiten und Latrinen zu Verfügung, verteilt Hilfsgüter, Haushaltsgeräte und Bausätze für Notunterkünfte, und sichert die Grenzen des Lagers.

Die Hilfe des LWB als Antwort auf die gegenwärtige Krise im Südsudan wird vom dortigen Länderprogramm der LWB-Abteilung für Weltdienst (AWD) mit Unterstützung von den Partnern aus dem ACT-Bündnis und in enger Zusammenarbeit mit dem UNHCR koordiniert.

Im Flüchtlingslager Nyumanzi reiht sich Thon in eine lange Schlange bei einer im Bau befindlichen Verteilungsstelle für Hilfsgüter ein. Für schwangere Frauen, Mütter mit Säuglingen und andere Menschen mit besonderen Bedürfnissen gibt es besondere Warteschlangen im Schatten. „Ich komme aus der Stadt Bor im Bundesstaat Jonglei. Ich war zuhause, als ich Schüsse gehört habe. Ich habe meine Kinder genommen und bin weggerannt“, erzählt sie. „Mein Mann war nicht zuhause. Er ist in Bor geblieben. Ich bin von den Organisationen abhängig, die mir im Moment helfen. Ich hoffe auf eine bessere Zukunft. Denn hier habe ich Hilfe gefunden“, fügt sie hinzu.

Mehr als die 60.000 erwarteten Flüchtlinge

Trotzdem seien mehr Mittel nötig um der jungen Mutter und anderen bedürftigen Gruppen in Uganda helfen zu können, sagt Jesse Kamstra, LWB-Vertreter der Länderprogramme in Uganda und Burundi. Die bis jetzt registrierte Anzahl der südsudanesischen Flüchtlinge in den ugandischen Distrikten Adjumani, Arua, Koboko und Kiryandongo übersteigt die vom UNHCR bis Ende März 2014 erwarteten 60.000 Flüchtlinge „bei weitem“, so Kamstra.

Mit Unterstützung seiner Partnerorganisationen dehnt der LWB seine Hilfe aus, um dem neuesten Zustrom in alle Lager in Adjumani gerecht zu werden. „Wir müssen unser Personal verstärken. Ausserdem müssen wir zusätzliche Massnahmen in den Bereichen Wasserver- und Abwasserentsorgung, Hygiene und bei der Verteilung von Hilfsgütern ergreifen“, sagt Kamstra. Auch der Förderung zum Aufbau von Existenzgrundlagen, beim Umweltschutz, bei Dienstleistungen für die Gemeinschaft und dem Schutz der Gemeinschaft, bei der Bereitstellung von Ausbildungsmaterial und bei der Entwicklung der Infrastruktur ergreifen müsse der LWB die Hilfsleistungen verstärken.

Bis Mitte Februar hat das AWD-Programm in Uganda sieben Tonnen Waschmittel, mehr als 1.000 Wasserkanister, tausende Koch- und Haushaltsgeräte, Schlafmatten, Bettwäsche, Moskitonetze und Plastikplanen für Schutzsuchende an mehr als 32.000 Flüchtlinge verteilt. In Nyumanzi wurden zehn Gemeinschaftszelte (mit einer Kapazität von 120 Menschen pro Zelt) aufgestellt. Es wurden drei neue Brunnen gebohrt und vier weitere wurden wieder nutzbar gemacht.

Kamstra betont aber, dass noch viele dringende Lücken geschlossen werden müssen: Am nötigsten sei jetzt die Instandsetzung eines Gesundheitszentrums in Dzaipi und der Bau von bis zu 6.000 Latrinen und 600 zusätzlichen Handwaschbecken im Flüchtlingslager in Nyumanzi.

Viele Herausforderungen für Humanitäre Organisationen

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass rund 150.000 SüdsudanesInnen bis Ende März 2014 nach Uganda kommen könnten. Darüber hinaus haben neue Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo 4.500 Menschen nach Zentral- und Südwestuganda getrieben, erklärt Kamstra.

Michael Hyden, Koordinator der weltweiten humanitären Hilfe in der AWD, erklärt, dass sich der LWB für eine koordinierte, regionale Antwort auf die gegenwärtige Krise entschlossen hat. Er arbeitet mit seinen Länderprogrammen in Kenia, Äthiopien und Uganda, aber auch im Südsudan selbst, um den betroffenen Bevölkerungsgruppen Schutz und Unterstützung zu bieten.

Und trotzdem gibt es viele Herausforderungen. Hyden erläutert, dass die Transitzentren wie in Adjumani, die die Flüchtlinge zuerst aufnehmen, nicht dafür ausgelegt sind, „auch nur annähernd die Zahl von Menschen aufzunehmen, die momentan dort ankommen“. In den früheren Flüchtlingslagern des AWD-Programms in Uganda, die in den 1990er-Jahren sudanesische Flüchtlinge aufgenommen haben und heute einigen der Neuankömmlinge Zuflucht bieten, fehle es an Strassen und Wasserstellen.

„Nicht nur die Flüchtlinge beginnen von vorne. Auch humanitäre Hilfsorganisationen, wie der LWB ringen damit, auf den wachsenden Zustrom eine Antwort zu finden“, stellt er fest. Doch es sind Fortschritte sichtbar. „Es kommen neue Organisationen, welche die humanitären Bemühungen unterstützen, mehr Brunnen werden gebohrt und zusätzliche Gruppen werden in die Flüchtlingslager geleitet“, fügt Hyden hinzu.

UN-Schätzungen zufolge sind bisher 729.000 SüdsudanesInnen durch die momentane Krise innerhalb des Landes vertrieben worden. 125.000 haben in den Nachbarländern Zuflucht gesucht.

(Mit Beiträgen von Mai Gad, Kommunikationsreferentin bei DanChurchAid, und Mitarbeitenden vom LWB/AWD-Programm in Uganda.)

Mehr Informationen zur LWB-Hilfe angesichts der Krise im Südsudan finden Sie unter folgendem Link: http://www.lutheranworld.org/content/emergency-south-sudan-conflict