Zusammenarbeit ist gefragt, nicht Abschottung

12. Okt. 2018
Erzbischof Urmas Viilma, Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Mittel- und Osteuropa, übermittelte ein Grußwort an den 6. Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen. Foto: LWB/Albin Hillert

Erzbischof Urmas Viilma, Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Mittel- und Osteuropa, übermittelte ein Grußwort an den 6. Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Grußwort an den Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen 

Astana, Kasachstan/Genf (LWI) – „In einer Welt voller Unsicherheiten und Ungerechtigkeiten müssen religiöse Führungspersönlichkeiten gemeinsam einen Beitrag zum Wohlergehen aller Menschen leisten“, erklärte Erzbischof Urmas Viilma, Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Mittel- und Osteuropa, auf dem 6. Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen.

Erzbischof Viilma übermittelte dem Kongress ein Grußwort im Namen des LWB. Der Kongress findet alle drei Jahre in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, statt und fördert den Dialog und den Respekt zwischen den Religionen und Kulturen. Der Präsident Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, nimmt regelmäßig an dem Kongress teil.

Das Thema des diesjährigen Kongresses – „Religiöse Führer für eine sichere Welt“ – erinnere daran, so Erzbischof Viilma, dass in einer Welt voller Unsicherheiten und Ungerechtigkeiten religiöse Führungspersönlichkeiten gemeinsam einen Beitrag zum Wohlergehen aller Menschen leisten müssten.

Entwicklung ist ein Bestandteil der Sicherheit

Die Frage der Sicherheit betrifft nicht nur die politische und die militärische Dimension, sondern muss ganzheitlich betrachtet werden.  In den 1990er Jahren hat das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen dies durch die Einführung des Konzeptes der menschlichen Sicherheit geleistet. So fördert das Ziel 16 (https://sustainabledevelopment.un.org/sdg16 ) der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030) friedliche und inklusive Gesellschaften, Zugang zur Gerichtsbarkeit für alle Menschen sowie leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen. Viilma verwies auf die humanitäre Arbeit, die Entwicklungs- und Advocacy-Arbeit sowie auf die gemeinsame Arbeit des LWB mit den Vereinten Nationen als Zeichen der Verpflichtung des LWB auf die Agenda 2030: „Heute ist Zusammenarbeit gefragt, nicht Abschottung“ 

Religiöse Gemeinschaften und ihre Leitungspersonen hätten hier eine wichtige Rolle zu spielen, besonders für die Bedürftigsten unter den Menschen, die oft vergessen würden. „Wir müssen ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken. Als Beispiel seien genannt die Familie, die aufgrund von Kriegen und Konflikten gerade heimatlos geworden ist; der junge Mensch, der einen Schulabschluss hat, aber keine Arbeit findet; die Frau, die von ihrem Mann misshandelt wird; das Kind, das keinen Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung hat; der Mensch mit einer Behinderung, der von seiner Familie versteckt wird.“

Die religiösen Führungspersonen müssten mit den Regierungen zusammenarbeiten, um diese Verpflichtung ernst zu nehmen und tätig zu werden. „In der Tat leisten wir als religiöse Gemeinschaften bereits einen Beitrag zur Agenda 2030 durch Dienste und Unterstützungsprojekte, aber auch durch unsere Lehrtätigkeit und durch Gebete.“

Friedliches Zusammenleben

Es habe jedoch Situationen gegeben, in denen religiöse Gemeinschaften anderen Menschen Leid zugefügt hätten, so Viilma. „Es gab Momente, da haben religiöse Führungspersönlichkeiten nicht eindeutig Stellung gegen die fundamentalistische und extremistische Auslegung heiliger Texte bezogen.  Auf diesem internationalen und interreligiösen Kongress werden wir daran erinnert, dass wir in unserem Engagement für das Wohlergehen aller Menschen nicht nachlassen dürfen. Wir müssen eindeutig Stellung beziehen und einen religiösen Diskurs beenden, der Hass und Gewalt propagiert.“

Viilma zitierte Römer 12,16-18, in denen Paulus die Menschen christlichen Glaubens zu Gemeinschaftssinn und Frieden mit allen Menschen auffordert. Eine Aufgabe für Religionsgemeinschaften bestehe darin, junge Menschen dazu zu ermutigen, diesem Weg des Friedens zu folgen. In diesem Zusammenhang erwähnte er das Peace Messenger Training Manual des LWB, das jungen Menschen aus unterschiedlichen kulturellen, ethnischen und religiösen Umfeldern Hilfestellung leisten will, damit sie Vielfalt zu respektieren lernen, am Dialog teilnehmen, Unterschiede akzeptieren und gegenseitiges Vertrauen aufbauen.

Erzbischof Viilma sagte, dass der Kongress „eine einmalige Gelegenheit“ für religiöse Leitungspersonen biete, sich zu treffen und gemeinsam ihren Einsatz für eine gerechte und friedliche Welt zu bekräftigen.  „Es ist meine Hoffnung, dass diese Konferenzen unsere Verpflichtungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene stärken, so dass der Glaube auch in Zukunft eine Quelle des gemeinsamen Engagements für Frieden und Gerechtigkeit sein wird.“