Zeit der Schöpfung: Leitfaden und Thema vorgestellt

31. Mai 2021
Jurten in Mongolei. Foto: Yang Shuo, Unsplash

Jurten in Mongolei. Foto: Yang Shuo, Unsplash

Thema 2021: „Ein Haus für alle? Den Oikos Gottes erneuern“

GENF, Schweiz (LWI) – Mit der Veröffentlichung des englischsprachigen Leitfadens zur diesjährigen Zeit der Schöpfung werden christliche Gemeinschaften in aller Welt eingeladen, ihre Planungen für Feierlichkeiten und Veranstaltungen im Rahmen dieser Aktionswoche zu beginnen. Thema der diesjährigen Zeit der Schöpfung und Titel der Leitfaden ist „Ein Haus für alle? Den Oikos Gottes erneuern“.

Die Zeit der Schöpfung beginnt am 1. September, dem Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung, und endet am 4. Oktober, dem Gedenktag des Franz von Assisi, der von vielen christlichen Konfessionen als Schutzheiliger des Umweltschutzes verehrt wird.

„Das Thema für die diesjährige Zeit der Schöpfung nimmt Bezug auf Psalm 24,1 und stellt die Tatsache in den Mittelpunkt, dass die Erde Gott gehört und dass jedes von ihm geliebte Geschöpf in diesem gemeinsamen Zuhause einen Platz hat“, erklärte Chad Rimmer. Er ist der Vorsitzende des Lenkungsausschuss für die ökumenische Zeit der Schöpfung und Programmreferent des Lutherischen Weltbundes (LWB) für lutherische Theologie und Praxis.

Oikos ist das griechische Wort für ‚Haus‘“, erklärte er. „Wenn wir unser Thema in dem Begriff ‚Haus‘ oder ‚Zuhause‘ verankern, unterstreichen wir damit das fest zusammenhängende Netz von Beziehungen, das für den Erhalt und das Wohlergehen der ganzen Erde sorgt.“

Bereits seit 2003 würden christliche Gemeinschaften aus aller Welt zusammen für das gemeinsame Haus beten, handeln und sich engagieren, sagte er weiter. Weil aber der Klimanotstand und die Umweltkrise nach wie vor auf einem gefährlich hohen Niveau verharrten, seien noch mehr entschlossenes und gemeinsames Beten und mehr zielgerichtetes und vereintes Handeln notwendig.

„Leider wissen wir sehr genau, dass wir Lebensräume zerstören und Ökosysteme destabilisieren, was dazu führt, dass wir zahlreiche Arten in alarmierender Geschwindigkeit auslöschen. Zudem werden Mitglieder der Menschheitsfamilie aufgrund von klimabedingter Unsicherheit und klimabedingten Konflikten gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen“, sagte Rimmer.

„Wir müssen sicherstellen, dass alle Geschöpfe hier ein gerechtes Zuhause finden, wenn wir wollen, dass das Leben auf unserem Planeten weiterhin blüht. Und das verlangt ökologische, wirtschaftliche und technologische Lösungen, die in einer Vision von Gerechtigkeit verwurzelt sind, die allen Geschöpfen Würde zugesteht“, erläuterte Rimmer. „Wir hoffen, dass die Einheit der ökumenischen Bewegung im Engagement für die Bewahrung der Schöpfung durch diese Zeit der Schöpfung auf eine Art und Weise gestärkt wird, die sicherstellt, dass alle Geschöpfe hier ein Zuhause haben, in dem sie sich entfalten und an der Erneuerung von Gottes oikos teilhaben können.“

Leitfaden für die Zeit der Schöpfung

Die 52-seitige Leitfaden für die Zeit der Schöpfung beinhaltet eine Fülle an Vorschlägen und Möglichkeiten, wie Christinnen und Christen als Einzelpersonen oder Gemeinschaften an der diesjährigen Zeit der Schöpfung, den Gebeten und dem praktischen Engagement für das gemeinsame Zuhause teilnehmen und mitwirken können.

Die Vorschläge umfassen zum Beispiel die Einladung, einen „Schöpfungs-Spaziergang“ zu organisieren, und Ideen, wie man das eigene Leben nachhaltiger gestalten und so zu größerer Resilienz des gemeinsamen Zuhauses in der Zukunft beitragen kann.

Institutionen werden ermutigt, im Gebet darüber nachzudenken, wie sie die Menschen in ihrem jeweiligen Kontext beim Feiern der Zeit der Schöpfung unterstützen können. Sie können zum Beispiel im Laufe des Monates verschiedene Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit durchführen oder Veränderungen auf einer höheren, institutionellen Ebene umsetzen, wie zum Beispiel eine Prüfung der Energiebilanz der eigenen Gebäude veranlassen und dann entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Das Symbol für die diesjährige Zeit der Schöpfung – das Zelt Abrahams – soll unsere Selbstverpflichtung symbolisieren, einen Ort zu bewahren, an dem alle Geschöpfe sicher sind, mit denen wir unser gemeinsames Zuhause teilen – genau wie Abraham es im Buch Genesis tut.

Abrahams Zelt im eigenen Garten aufzustellen kann als Zeichen der Gastfreundschaft all jenen gegenüber verstanden werden, die sich ausgegrenzt fühlen. Glaubensgemeinschaften und Ortsgemeinden werden eingeladen, mit und für die vulnerabelsten Menschen in ihrem Umfeld zu beten.

Auch in Gottesdiensten und bei den verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Zeit der Schöpfung kann das Zelt als Symbol für den Wunsch und das Vorhaben der jeweiligen Gemeinschaft herangezogen werden, ein Haus für alle schaffen zu wollen.

Online-Veranstaltung zur Veröffentlichung: Dialog zwischen den Generationen

Im Rahmen einer Online-Veranstaltung am 3. Juni werden Möglichkeiten und Wege aufgezeigt, sich an der Zeit der Schöpfung zu beteiligen und daran mitzuwirken. Dabei wird es auch einen Dialog zwischen den Generationen über das diesjährige Thema der Zeit der Schöpfung geben.

„Wir alle wissen, wie sich ‚Zuhause‘ für uns anfühlt, und gemeinsam darüber nachzudenken, was ‚Zuhause‘ für uns bedeutet, ruft uns persönliche Erinnerungen und bestimmte Orte ins Gedächtnis“, sagte Rachel Mander, Referentin für Theologie und Kirche bei A Rocha, einer christlichen Umweltschutzorganisation.

„Wenn wir uns mit dieser Online-Veranstaltung auf die Zeit der Schöpfung und die Gelegenheit vorbereiten, unser gemeinsames Haus auf dieser Erde zu erkunden, werden wir zunächst eine Diskussion zwischen drei Frauen unterschiedlicher Generationen verfolgen können, die sich darüber austauschen werden, was ‚Zuhause‘ für sie bedeutet und wie sich das durch unterschiedliche Kontexte und Zeiten verändern kann. Es wird eine großartige Veranstaltung werden, um das Thema der diesjährigen Zeit der Schöpfung vorzustellen.“

Quelle: Season of Creation, Redaktion: LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz

 

Viele Kirchen der ökumenischen Familie feiern die Zeit der Schöpfung (auch kurz „Schöpfungszeit“ genannt) jedes Jahr vom 1. September bis zum 4. Oktober, dem Gedenktag des Franz von Assisi in verschiedenen westlichen Kirchentraditionen. Für die lutherische Kirchengemeinschaft ist die Zeit der Schöpfung als liturgische Zeit des Betens und Handelns eine Gelegenheit, ihr Bekenntnis und ihre Selbstverpflichtung zu bekräftigen, sich für die Bewältigung einer der größten Krisen unserer Zeit – des Klimawandels – zu engagieren. Das Thema für die Zeit der Schöpfung 2021 ist „Ein Haus für alle? Den Oikos Gottes erneuern“.