ZacTax-Materialsammlung: Kirchen bei Forderungen nach gerechtem Steuersystem unterstützen

22. Nov. 2021
People of different faith traditions gather for a silent vigil in Glasgow, during the COP26 summit, to remember all those suffering from the impact of climate change. Photo: LWF/A. Hillert

People of different faith traditions gather for a silent vigil in Glasgow, during the COP26 summit, to remember all those suffering from the impact of climate change. Photo: LWF/A. Hillert

Aufruf zu einer wegweisenden Wirtschaftspolitik, um die Ausbeutung von Mensch und Planet zu beenden

GENF, Schweiz (LWI) – Forderungen nach einem gerechten globalen Steuersystem waren das zentrale Thema eines „Gegengipfels“ zur COP26, des People‘s Summit mit dem Titel „Tax the Rich, Save the Planet”, unter Beteiligung aus dem Glauben handelnder Aktivistinnen und Aktivisten, die eine Wirtschaftsordnung mit Reparationszahlungen für die historische Ausbeutung der Menschen und des Planeten fordern. Um Kirchen zu informieren und in die Lage zu versetzen, diese Kampagne für eine bessere Steuergerechtigkeit unterstützen zu können, haben der Lutherische Weltbund (LWB) und seine Partner ein neue Online-Materialsammlung mit dem Titel „ZacTax-Toolkit“ veröffentlicht.

Die Zachäus-Steuerkampagne wurde im Sommer 2019 im Sitz der Vereinten Nationen in New York ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine ökumenische Initiative, die vom LWB gemeinsam mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), dem Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Rat für Weltmission und dem Weltrat Methodistischer Kirchen im Rahmen der Initiative für eine neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur (NIFEA) unterstützt wird.

Der Name der Kampagne wurde von dem im Lukas-Evangelium beschriebenen Oberzöllner Zachäus inspiriert, dem durch eine Begegnung mit Jesus die Augen geöffnet wurden und der den Armen, denen er im Palästina des ersten Jahrhunderts Beiträge abgepresst hatte, ihr Geld zurückzugeben versprach. Als Jesus zu Zachäus spricht, der auf einen Maulbeerfeigenbaum geklettert war, um Jesus besser zu sehen, kündigt der wohlhabende Zöllner an, dass er die Hälfte seines Vermögens den Armen geben werde und dass er – wenn er von jemand zu viel gefordert habe – ihm das Vierfache zurückgeben werde. 

Die Kampagne thematisiert Ungerechtigkeiten, dazu gehören auch Kolonialismus und Sklaverei sowie ökologische Ausbeutung. Sie fordert eine Steuer auf Umweltverschmutzung und weitere fiskalische Maßnahmen für ein gerechteres Wirtschaftssystem. Die Einführung zu dieser neuen Materialsammlung erklärt, warum Kirchen „eine wichtige Rolle übernehmen können und sollen, um nationale und internationale Steuersysteme auf den Weg zu bringen, die geleistete Arbeit vergüten und Gewinne umverteilen sowie Gendergerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit fördern“, während die bestraft werden müssen, die sich an „spekulativen, umweltschädlichen und Ressourcen verschwendenden Tätigkeiten beteiligen.“ 

Die Materialsammlung besteht aus Kapiteln über die Geschichte von Zachäus und die Theorie der Steuern, aus praktischen Vorschlägen für kirchliches Engagement und einem Abschnitt für Kinder, der das Konzept des Gemeinwohls erklärt. Die Ziele dieser Sammlung wurden auch in dem Appell der Kirchenleitenden an die Staats- und Regierungschefs der G20-Nationen im Vorfeld des Gipfels von Rom Ende Oktober deutlich – hier wird ein „Neustart“ des bisherigen Entwicklungsmodells der Welt gefordert, „das auf einem von fossilen Energieträgern getriebenen Wirtschaftswachstum beruht.“  

Sivin Kit, LWB-Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, sagte: „Eine wirkungsvolle globale Advocacy-Arbeit, die eine Umverteilung von Ressourcen an verarmte Gemeinschaften zur Armutsbekämpfung und zum Schutz des Planeten fordert, hat ihre Wurzeln in unserer von Grund auf geleisteten kollektiven Arbeit. Diese didaktische Materialsammlung gibt Kirchen das Rüstzeug für theologische Betrachtungen, grundsatzpolitische Erkenntnisse und praktische Wege zur Stärkung lokaler und nationaler Aktionen für eine bessere Zukunft für uns alle.“

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller