Werkstatt Wittenberg: Junge ReformerInnen stellen innovative Projekte vor

9. Sep. 2015
Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Eun-hae Kwon (li.), würdigte die Bereitschaft junger LutheranerInnen, sich den Herausforderungen zu stellen, mit denen ChristInnen weltweit konfrontiert sind. Rechts im Bild: LWB-Ratsmitglied Anna-Maria Klassen. Foto: Johanan Celine Valeriano

Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Eun-hae Kwon (li.), würdigte die Bereitschaft junger LutheranerInnen, sich den Herausforderungen zu stellen, mit denen ChristInnen weltweit konfrontiert sind. Rechts im Bild: LWB-Ratsmitglied Anna-Maria Klassen. Foto: Johanan Celine Valeriano

LWB-Vizepräsidentin Kwon sieht Jugend als Quelle neuer Inspiration und Kreativität für die Kirche

Lutherstadt Wittenberg (Deutschland)/Genf, 9. September 2015 (LWI) – Die Teilnehmenden der internationalen Jugendtagung in der Lutherstadt Wittenberg (Deutschland) haben Projekte vorgestellt, die sie in ihrer Heimat im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum durchführen wollen.

Die Ideen sind vielfältig: Einsatz von Kunst zur Förderung des Dialogs der Generationen sowie der Versöhnung in Guatemala, „Fussball für das Klima“-Jugendclubs in Indonesien sowie eine Plattform für die virtuelle Vernetzung junger ReformerInnen in Australien, den Vereinigten Staaten und Deutschland.

Insgesamt haben die bei der Werkstatt Wittenberg versammelten jungen LutheranerInnen zum Thema „Lebendige Reformation“ 76 Projekte konzipiert.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 3. September stellten drei der 140 an der Tagung des Globalen Netzwerks Junger ReformerInnen teilnehmenden Delegierten ihre Projektideen vor. Die unterschiedlichen Initiativen sollen bis zum Reformationsjubiläum 2017 weiterentwickelt werden und die Jugend in den jeweiligen Kirchen vor Ort einbinden.

Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Eun-hae Kwon, würdigte die Bereitschaft der jungen ReformerInnen, auf diesem Weg in ihrer jeweiligen Kirche und Gesellschaft Wandel zu bewirken und sich den Herausforderungen, mit denen ChristInnen heute weltweit konfrontiert sind, zu stellen.

Die Projekte orientieren sich an den Unterthemen der Zwölften LWB-Vollversammlung: „Erlösung – für Geld nicht zu haben“, „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“ und „Menschen – für Geld nicht zu haben“. Die Teilnehmenden der vom Jugendreferat des LWB organisierten Tagung, die vom 24. August bis 4. September stattfand, hatten die Entwicklung der Projekte als ein wesentliches Ziel der Veranstaltung festgelegt, in deren Rahmen der Beitrag der jungen Generation zum 500. Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet wurde. Die Projekte sollen die laufende Arbeit in den jeweiligen Kirchen ergänzen.

„Wir sind eine Kirchengemeinschaft, die sich kontinuierlich reformiert, und auf unserem Weg ist die jeweilige junge Generation der integrale Bestandteil der Communio, der neue Inspiration und Kreativität beiträgt“, betonte Kwon, die der Lutherischen Kirche in Korea angehört.

Pimpinan B. Sijabat von der Indonesischen Christlichen Kirche erklärte zu seiner Initiative „Fussball für das Klima“, er habe einen in seinem Land beliebten Jugendsport gewählt, um auf dieser Grundlage junge Leute zu erreichen und mit ihnen die Folgen des Klimawandels zu diskutieren und etwas gegen sie zu unternehmen. Das Projekt sieht die Beteiligung junger Menschen aus lutherischen und anderen Kirchen sowie weiteren Religionsgemeinschaften vor und zielt darauf ab, möglichst viele Angehörige unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen einzubinden in Aktivitäten wie das Pflanzen von Bäumen, das Sammeln von Abfall und die Wiederverwertung von Müll.

Pablo Solórzano Gudiel, Lutherische Kirche Guatemalas, erklärte, Kunst – Malerei, Musik, Tanz usw. – könne dazu beitragen, die Bevölkerung Guatemalas generationenübergreifend mit der dunklen Geschichte des Bürgerkriegs in dem lateinamerikanischen Land auszusöhnen, der von 1967 bis 1997 andauerte und nur unzureichend aufgearbeitet ist.

Sophie Louise Gerrie von der Lutherischen Kirche Australiens möchte ihrerseits eine Plattform aufbauen, die der Vernetzung dient und Teilnehmenden die Möglichkeit bietet, mithilfe virtueller Postkarten Botschaften zu den drei Unterthemen des Reformationsjubiläums zu versenden. Dazu will sie FreundInnen aus aller Welt einladen. Die geringe Gebühr, die pro versendeter Karte anfällt, wird einem LWB-Projekt zugutekommen, das noch ausgewählt werden soll.

Gaben der jungen Generation annehmen und nutzen

Kwon betonte, der LWB sei entschlossen, jungen Menschen die Instrumente an die Hand zu geben, um sich im Vorfeld des Reformationsjubiläums in alle Bereiche der Kirche und der Communio einzubringen. „In diesem Prozess lernen wir zunehmend, die Gaben der jungen Generation anzunehmen und zu nutzen, die sie einbringt in Diskussionen, Entscheidungen und Leitungsfunktionen überall in unserer Kirchengemeinschaft.“

LWB-Ratsmitglied Anna-Maria Klassen sprach ihrerseits über die aktuelle Diskussion, die in Deutschland über die Flüchtlingssituation in Europa geführt wird. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die Arbeit, die der LWB weltweit in der Flüchtlingshilfe leistet. „Ohne Frage müssen wir als Christinnen und Christen Fremde gastfreundlich aufnehmen“, stellte Klassen unter Verweis auf das UNHCR-Dokument „Fremde willkommen heissen“ fest, dessen Unterzeichner der LWB ist und an dessen Ausarbeitung er zudem beteiligt war.

Per Skype meldete sich Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge zu Wort, der die fortgesetzte Unterstützung und Fürbitte des LWB sowie die Absicht bekräftigte, im Austausch mit den jeweiligen Kirchen für eine umfangreichere Beteiligung junger Menschen auch bei der Vollversammlung 2017 in Namibia zu sorgen. „Was ich bei euch erlebt habe ist eine grosse Liebe zum Evangelium, zur Kirche, zur Welt und zur Schöpfung. Ihr braucht den Raum, um weiterzugeben, was ihr lokal und global gelernt und erlebt habt.“

Am Abend feierten die jungen ReformerInnen ihren Abschlussgottesdienst. Die Liturgie dazu hatten sie im Rahmen der zweiwöchigen Tagung vorbereitet. Zum Ende der Werkstatt Wittenberg formulierten die jungen ReformerInnen die nächsten Schritte für ihr Globales Netzwerk.

 

Pauline Mumia