Welttag der humanitären Hilfe: LWB fordert Schutz des humanitären Raums

17. Aug. 2018
Friedensbotschaften in einer vom LWB betriebenen Schule in Upper Nile State, Südsudan. Foto: LWB/ C. Kästner

Friedensbotschaften in einer vom LWB betriebenen Schule in Upper Nile State, Südsudan. Foto: LWB/ C. Kästner

„Mitglieder humanitärer Hilfsorganisationen sind zu weichen Zielen von Kriegsparteien geworden“

Genf, Schweiz (LWI) - Am Welttag der humanitären Hilfe fordert der Lutherische Weltbund (LWB) einen besseren Schutz des humanitären Raums. „Hilfsdienstmitarbeitende sind keine Zielscheiben. Sie müssen geschützt werden, damit sie diejenigen Menschen unterstützen können, die Hilfe brauchen“, sagt Maria Immonen, Direktorin der Abteilung für Weltdienst des LWB und damit zuständig für Not- und Entwicklungshilfe der Kirchengemeinschaft. „Konfliktparteien müssen internationales Recht und die Genfer Konventionen respektieren.“

Seit August 2017 hat der LWB erneut eine Zunahme von Sicherheitsvorfällen im Rahmen seiner humanitären Einsätze registriert. Als besonders gefährlich gilt derzeit der Südsudan, aber auch in der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und in Äthiopien ist die Sicherheitslage für die LWB-Mitarbeitenden extrem angespannt. Der LWB arbeitet seit vielen Jahren in all diesen Ländern in oft schwer zugänglichen Gebieten und mit Teams, die vorwiegend aus örtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen rekrutiert werden.

Immer mehr Zwischenfälle gefährden das Personal

Während die Nachfrage nach humanitärer Hilfe zunehme, könne man dies über den Respekt gegenüber den Helfenden nicht gerade behaupten, sagt Immonen: „Das Arbeitsumfeld, in dem sich der LWB als Akteur der humanitären Hilfe bewegt, ist immer unsicherer geworden. Mitglieder humanitärer Hilfsorganisationen sind zu weichen Zielen von Kriegsparteien geworden.“ Das treffe besonders auf lokale Mitarbeitende zu, die nahe der Frontlinien arbeiten und regelmäßig in Kontakt mit bewaffneten Einheiten kommen. Weibliche Einsatzkräfte seien ebenfalls besonders gefährdet, fügt Immonen hinzu.

Die Direktorin der LWB-Abteilung für Weltdienst ist besonders besorgt über die grosse Zahl traumatisierender Vorfälle, bei denen Hilfsdienstmitarbeitende persönlich bedroht, eingeschüchtert oder sogar verhaftet wurden. „Die psychologischen Auswirkungen solcher Zwischenfälle können sehr ernst sein“, sagt sie. „Natürlich führen nach wie vor Autounfälle die Liste der Sicherheitsvorfälle an, aber die sind sowohl für die Betroffenen als auch die Kollegen und Kolleginnen im Umfeld emotional normalerweise einfacher zu bewältigen.“

Mehr Ressourcen für Sicherheit erforderlich

Nach Aussage von Immonen hat der LWB seine Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Es wurden  Pläne ausgearbeitet, um besser gewappnet zu sein und mögliche Folgen von Sicherheitsvorfällen zu mindern. Das hat jedoch Auswirkungen auf die operativen Kosten und die Möglichkeiten humanitärer Organisationen, der Zivilbevölkerung in Konfliktregionen zu helfen. „Sicherheitsmassnahmen kosten Geld, das wir in einem weniger gefährlichen Umfeld vielleicht anders verwenden könnten“, sagt Immonen. „Wir müssen in Sicherheitstrainings, psychosoziale Betreuung, Evakuierungen, Infrastrukturmassnahmen usw. investieren.“ Es sei ausserdem zunehmend schwierig, kompetentes Personal für Einsatzorte mit hohem Risiko zu finden.

Die Sicherheit von Hilfsdienstmitarbeitenden sei aber eine entscheidende Voraussetzung dafür, überhaupt helfen zu können: „Nur wenn die Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen  gewährleistet ist, können diese Menschen auch weiterhin unter solch extrem schwierigen Bedingungen arbeiten und etwas für die Gemeinschaften und die Opfer von Kriegen und Konflikten tun, die weiterhin dort in dieser Situation leben müssen.“

Die LWB-Abteilung für Weltdienst ist zuständig für die Not- und Entwicklungshilfeprogramme des Lutherischen Weltbundes (LWB), einer weltweiten Gemeinschaft von 148 Kirchen. Der LWB leistet humanitäre und Entwicklungshilfe in 28 Ländern, darunter Südsudan, Myanmar, Irak, CAF, DRK und Kolumbien. 8.000 zumeist lokale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen versorgen Flüchtlinge, Vertriebene und besonders gefährdete Gemeinschaften u.a. mit Hilfsgütern, sorgen für die Wasser- und sanitäre Grundversorgung, den Schutz von insbesondere Kindern und Frauen, leisten Friedensarbeit, bauen Kindergärten, Schulen und bilden Lehrkräfte aus.

Der Welttag der humanitären Hilfe erinnert an einen Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad, Irak am 19. August 2003. 22 Menschen wurden dabei getötet, der direkte Anschlag auf eine Hilfsorganisation stellte einen Wendepunkt in der Arbeit der Vereinten Nationen und internationaler Hilfsorganisationen dar. Es war das erste Mal, dass eine neutrale internationale humanitäre Organisation gezielt angegriffen wurde.

Schliessen Sie sich der Petition des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA) zum Schutz des Personals humanitärer Organisationen an:

https://www.worldhumanitarianday.org/en