Ukraine: Ökumenisches Friedensgebet mit Zeugnissen vor Ort

4. Mär. 2022
Während des ökumenischen Aschermittwochsgottesdienstes beteten Christinnen und Christen aus aller Welt um für Gerechtigkeit und Frieden in der Ukraine. Foto: LWB/Albin Hillert

Während des ökumenischen Aschermittwochsgottesdienstes beteten Christinnen und Christen aus aller Welt um für Gerechtigkeit und Frieden in der Ukraine. Foto: LWB/Albin Hillert

Ökumenischer Online-Gottesdienst an Aschermittwoch

GENF, Schweiz (LWB) – Am Aschermittwoch am 2. März trafen sich Christinnen und Christen aus aller Welt zu einem eindringlichen Gebetsgottesdienst der Klage und Solidarität mit all jenen, die unter den Auswirkungen des russischen Einmarsches in der Ukraine leiden. An dem ökumenischen Online-Gottesdienst nahmen auch ukrainische Geistliche und Gemeindemitglieder aus Städten und Gemeinden teil, die von dem vor einer Woche begonnenen Angriff auf die Ukraine betroffen sind.

Der Gottesdienst mit Gebeten und Gesängen, Passionsbetrachtungen und persönlichen Zeugnissen wurde gemeinsam von verschiedenen christlichen Gemeinschaften organisiert, darunter der Lutherische Weltbund (LWB), die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WCRC), der Weltrat methodistischer Kirchen (WMC), die Mennonitische Weltkonferenz (MCM), die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und die Anglikanische Gemeinschaft. 

In ihrer Einleitung prangerte die LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt „die zynische Politik“ derjenigen an, die die „Welt in eine Zeit zurückgeworfen haben, von der wir gehofft hatten, dass wir niemals dorthin zurückgehen würden.“ Während sie von den „Schrecken des Krieges und der Vertreibung“ sprach, sagte sie: „Eine Aschewolke liegt über der Ukraine. Gott ruft die Menschheit zur Verantwortung: Wo ist dein Bruder, Kain? Wir wollen diesen Ruf in die Herzen und Köpfe derjenigen senden, die für all diese Gewalt verantwortlich sind.“

Schwerter zu Pflugscharen

Am Gottesdienst nahmen mehr als dreitausend Menschen aus 80 Ländern teil und tauschten Gebete für den Frieden aus verschiedenen Kontinenten aus. Hanns Lessing, amtierender Generalsekretär der WCRC, erinnerte an die Passage aus dem Propheten Micha über die Notwendigkeit, „Schwerter zu Pflugscharen und [...] Speere zu Sicheln“ zu machen und sagte, dass diese Worte die Friedensstifter seit fast 3.000 Jahren inspiriert hätten. Es sei harte Arbeit Frieden zu schaffen, aber alle Kirchen seien heute zu dieser Arbeit aufgerufen. Im Namen aller Weltgemeinschaften, die für diese Veranstaltung zusammengekommen waren, fügte Lessing hinzu: „Wir verpflichten uns dazu, die Kirchen in der Ukraine zu unterstützen, heute und in den schwierigen Zeiten, die noch kommen.“

Zu den Zeugnissen aus verschiedenen Teilen der Ukraine gehörte auch Pfarrer Alexander Schewtschenko von der Vereinigten Methodistischen Kirche in Luhansk, der Stadt an der russischen Grenze, die seit 2014 im Konflikt steht. Er betete für Frieden zwischen den Russen und den Ukrainern und für weise Entscheidungen der Regierenden in der Region und darüber hinaus. Pavlo Shvarts, Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine, sprach aus der Nähe der belagerten Stadt Charkiw und forderte einen gerechten Frieden und dass die Aggressoren und Opfer als Teil dieses Prozesses namentlich genannt würden.

Pastor Alexey von der mennonitischen Kirche in der südöstlichen Hafenstadt Berdjansk zeigte leere Straßen und geschlossene Geschäfte und berichtete, dass der Treibstoff rationiert worden sei und man sich bei einem anhaltenden Konflikt Sorgen um die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und Medikamenten mache. Kriszta Bado von der reformierten Kirche in der westlichen Region Transkarpatien sprach in bewegenden Worten von den Tausenden von Menschen, die über die Grenze nach Ungarn fliehen, wo Pfarrer und Gemeinden sich um diese Flüchtlinge kümmern. 

Taras Diatlik von der Weltweiten Evangelischen Allianz in der Westukraine und Marek Glodek von der Polnischen Baptistischen Union dankten den kirchlichen Organisationen, die Menschen in dieser Zeit der Not unterstützen und auch Studierenden und Seminaristen, die ins Ausland oder an sicherere Orte fliehen, helfen. Pater Mykola Danilevich von der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats in Kiew sagte, dass sich in seiner Gemeinde jede Nacht bis zu 80 Menschen im Keller verstecken, um den Bombenangriffen zu entgehen. „Wir bleiben bei unseren Menschen“, sagte er und dankte all seinen orthodoxen, protestantischen und katholischen Kollegen, die ihn angerufen hatten, um ihm ihre Gebete und Unterstützung anzubieten.

Der Gottesdienst schloss mit einem Appell an alle Christinnen und Christen, in dieser Krisenzeit durch Gebete und Taten Hoffnung zu schenken. Jong Chun Park, Präsident des Weltrates der Methodisten, verurteilte das, was er einen „neuen kalten Krieg“ und „die verachtenswerte Propaganda von Atomwaffen“ nannte. César Garcia, Generalsekretär der Mennonitischen Weltkonferenz, sagte, dass Menschen des Glaubens dazu aufgerufen seien, „Hoffnung für andere zu verkörpern“, so wie es die ersten christlichen Gemeinschaften taten, die sich damals gegen Konflikte und Unterdrückung stellten.

Der LWB hat einen Spendenaufruf zur Unterstützung der Kirchen und Menschen in der Ukraine gestartet. Die LWB-Mitgliedskirchen in den Nachbarländern nehmen bereits Menschen auf. Der LWB unterstützt und koordiniert seine Mitgliedskirchen bei der Bereitstellung dieser humanitären Hilfe.

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller