Treffen des LWB-Frauennetzwerks in Asien beleuchtet weiblichen Beitrag zur Reformation

3. Sep. 2014
Die Teilnehmenden der FKG-Asien-Tagung 2014. Foto: LWB/Olivia Payung

Die Teilnehmenden der FKG-Asien-Tagung 2014. Foto: LWB/Olivia Payung

Asiatische Frauen „in Bewegung“

(LWI) – 34 Frauen und drei Männer haben an einem Treffen des Netzwerks von Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG), dem Frauenreferat des Lutherischen Weltbundes (LWB), in Kuala Lumpur (Malaysia) teilgenommen. Die Teilnehmenden hatten sich zum Ziel gesetzt, die von asiatischen Frauen sowie von Gruppen, die sich für Gendergerechtigkeit engagieren, geleisteten Beiträge zur fortdauernden lutherischen Reformation sowie zur Umsetzung des Grundsatzpapiers des LWB zur Gendergerechtigkeit in der Region herauszuarbeiten.

Bei der FKG-Tagung vom 8. bis 13. August waren 12 asiatische Länder - Malaysia, Indonesien, Singapur, Thailand, Indien, Myanmar, Korea, Japan, Taiwan und Hong Kong - vertreten, so viele wie selten bei vergleichbaren Treffen. Bereichert wurden die Diskussionen durch Beiträge von Mitarbeitenden des Nepal-Programms der Abteilung des LWB für Weltdienst (AWD) sowie von philippinischen ProjektpartnerInnen der Abteilung für Mission und Entwicklung (AME).

Anlässlich der Tagung wurde die von LWB/FKG konzipierte Initiative „Frauen in Bewegung: Von Wittenberg nach Windhuk“ vorgestellt. Sie ist der Rolle und Beteiligung von Frauen im Zusammenhang mit dem 500jährigen Reformationsjubiläum (1517-2017) gewidmet. Beide Städte – die Wiege lutherischer Theologie in Deutschland und der Veranstaltungsort für die zwölfte LWB-Vollversammlung in Namibia – stehen für Meilensteine auf diesem Weg.

Das Asien-Treffen „hat einen besonderen Raum geboten für deinen Erfahrungsaustausch von Frauen in der Kirche, in den Bereichen Seelsorge, Mission und Leitung. Es hat das Rollenprofil von Frauen in kirchlichen Ämtern jenseits der ihnen traditionell zugewiesenen Dienste geschärft“, erklärte LWB/FKG-Referentin Pfarrerin Dr. Elaine Neuenfeldt.

„Die theologische Reflexion von Frauen in der täglichen Praxis sowie ihre unermüdlichen Beiträge zum kirchlichen Leben haben grosse Relevanz. Wir tagen hier aber auch, um das Grundsatzpapier Gendergerechtigkeit sozusagen in den hiesigen Boden einzupflanzen – fruchtbaren Boden, wohlgemerkt, angepasst an die Realitäten und Kontraste Asiens“, so Neuenfeldt weiter.

Der multireligiöse Kontext Malaysias samt der damit für christliche Minderheiten verbundenen Herausforderungen sowie die wachsende Zahl von ins Land strömenden MigrantInnen und Flüchtlingen wurde im Rahmen der kontextuellen Diskussion des Konzepts Gerechtigkeit im biblischen Sinne eingehend beleuchtet. Bei dem Treffen wurde zudem Gendergerechtigkeit als zentrales Konzept für die Auseinandersetzung mit Fragen der Einbindung von Frauen und Männern in den Aufbau der Kirche sowie in die asiatische Gesellschaft insgesamt betrachtet.

„Gendergerechtigkeit ist ein Schlüsselbereich, in dem die Kirchen berufen sind, Salz und Licht in der Welt zu sein. Zwar sind Fortschritte zu verzeichnen, aber es bleibt noch viel zu tun“, betonte Bischof Aaron Yap von der Lutherischen Kirche in Malaysia.

Aegile Fernandez von der Nichtregierungsorganisation Tenaganita, die sich seit 1991 für die Rechte von Migrantinnen einsetzt und gefährdeten Migrantinnen und Flüchtlingen, die in Privathaushalten, auf Plantagen und in der Elektronikindustrie arbeiten, Schutz bietet, stellte in ihrem Referat den Zusammenhang her zwischen dem Thema Gendergerechtigkeit und der allgemeinen gesellschaftlichen Realität in Malaysia und anderen asiatischen Ländern. Sie ging insbesondere ein auf den Handel mit Frauen und Kindern, moderne Formen der Sklaverei sowie die zunehmende Machtlosigkeit vieler MigrantInnen in Malaysia und andernorts in Asien.

Unter der Leitung von Pfarrerin Dr. Monica Melanchthon zielten die Bibelarbeiten darauf ab, einen unverstellten Blick auf die Geschichten von Frauen zu eröffnen „und die Teilnehmenden zu ermutigen, die biblischen Texte unter Anwendung lutherischer hermeneutischer Instrumente kritisch zu lesen, ohne Scheu davor, sie auf der Suche nach echtem Verständnis in Frage zu stellen.“

Darüber hinaus erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, auf Einladung der lutherischen Gemeinde Taman Midah am Gottesdienst teilzunehmen und sich mit den Gemeindegliedern auszutauschen, was ihnen die Ursprünge der Ortsgemeinde vor Augen führte. Ihre Gründung ging von der christlichen chinesischstämmigen Bevölkerung aus, die einen Raum brauchte, wo sie ihren Glauben leben konnte. Gewürdigt wurde in diesem Zusammenhang Mu Meng Wong, die in den Häusern von Gemeindegliedern Bibelarbeiten durchführte und so daran mitwirkte, das Fundament der Gemeinde zu legen.

Zum Abschluss des viertägigen FKG-Treffens wurden drei subregionale Koordinationsworkshops für West- und Süd-, Südost- sowie Nordostasien durchgeführt. Sie entwickelten einen Arbeitsplan mit konkreten Schritten zur Umsetzung des Grundsatzpapiers Gendergerechtigkeit, zur Mitwirkung an den Gedenkfeiern zum 500. Reformationsjubiläum sowie zur Einbindung asiatischer Perspektiven in das Projekt „Frauen in Bewegung“.

„Im Sinne dieser Dynamik von Reflexion und Aktion, des Strebens nach Gendergerechtigkeit innerhalb und ausserhalb der Kirchenmauern sowie des Bewusstwerdens der Gaben von Frauen und Männern für die Verwirklichung der prophetischen Rolle der Kirche hat das FKG-Asiennetz die Grundlagen für die Arbeit in den kommenden Jahren gelegt“, unterstrich Neuenfeldt.

Weitere Informationen zur Tagung (in englischer Sprache)