Suriname: Eine junge Frau, die positive Veränderungen in Kirche und Gesellschaft anstößt

12. Apr. 2023

Danielle Dokman aus Suriname wurde 2010 als Jugenddelegierte in den LWB-Rat gewählt. Die Entscheidung, diesem Ruf zu folgen, hat ihre Entscheidung, Pastorin zu werden, und ihr weiteres Leben maßgeblich beeinflusst. 

Danielle Dokman

Pfarrerin Danielle Dokman ist eine engagierte Lehrkraft und Predigerin. Foto: LWB/Albin Hillert

Der Weg von Danielle Dokman von der Jugenddelegierten zur Promotion 

LWI – Ihre Entscheidung, sich als junge Frau für die Mitarbeit im Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) zu Verfügung zu stellen, bezeichnet Danielle Dokman von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Suriname als die bisher „großartigste Entscheidung“ ihres Lebens. 

Bei der Elften Vollversammlung in Stuttgart 2010 wird sie mit 22 Jahren zum LWB-Ratsmitglied für die Region Lateinamerika und die Karibik gewählt. In den darauffolgenden sieben Jahren gestaltet die junge Frau die Themen des LWB aktiv mit. Während dieser Zeit entwickelt sie sich zu einer beeindruckenden Power-Frau und Pastorin und muss dennoch immer wieder Vorbehalte wegen ihres Alters überwinden. 

Die Entscheidung sich für das Amt im Rat des LWB hat sich Dokmann jedoch nicht leicht gemacht. „Bin ich gut genug? Habe ich etwas zu sagen? Bin ich berufen, nicht nur den Menschen Surinames, sondern einer viel größeren Region zu dienen?“ Sie entscheidet sich, wenn auch zögernd, die Nominierung zu akzeptieren und in das Abenteuer im LWB zu starten.  

Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits Studentin – allerdings der Soziologie. Denn obwohl Dokman sich von Gott in die Kirche gezogen fühlt, hadert sie mit der Frage, Pastorin zu werden. Sie überlegt sogar, ob sie Teil dieser Kirche bleiben will, die zu dieser Zeit eine schwierige Phase mit internen Kämpfen durchmacht. 

Zur Pastorin berufen 

Es ist die Arbeit im Rat des LWB, die sie verändert und ihr die nötige Gewissheit gibt, Pastorin zu werden. 2012, parallel zum Engagement als Ratsmitglied und dem Soziologie-Studium in Suriname, beginnt sie, in Jamaika angewandte Theologie und Gemeindepädagogik zu studieren. „Es war in einer Ratssitzung, als mir plötzlich klar wurde: Gott ruft mich, Pastorin zu werden“ erklärt Dokman. Diesem Ruf folgt sie direkt noch während ihres Studiums: Als Studierenden-Pastorin übernimmt sie in Jamaika zunächst in der Anglikanischen Kirche und dann in der Methodistischen Kirche während ihrer gesamten Studienzeit regelmäßig Gottesdienste. 

Sieben Jahre lang ist Danielle Dokman Ratsmitglied im Lutherischen Weltbund. Parallel schließt sie nicht nur ihr Soziologie-Studium (Bachelor 2014), sondern auch ihr Studium in Angewandter Theologie (Master 2016) und Gemeindepädagogik (Diplom 2016) ab. Als sie direkt im Anschluss 2016 mit 28 Jahren ordiniert wird, ist sie vielen, trotz ihrer umfangreichen Erfahrung, zu jung. 

„Das war wirklich sehr merkwürdig. Im LWB wurde mir vermittelt, dass ich eine wichtige und wertvolle Person bin. Mir wurden alle möglichen Rollen übertragen und meine Stimme wurde geschätzt. Und zurück in Suriname bekomme ich trotz meiner umfangreichen Erfahrung, die ich gesammelt habe, wegen meines jungen Alters meine Fähigkeiten abgesprochen. Gerade in meiner Anfangszeit im Pfarrberuf ging das nicht ohne Kämpfe ab.“ 

Derzeit studiert die ordinierte Pastorin in Minnesota, USA, um ihren geisteswissenschaftlichen Doktortitel (Ph.D.) in Theologie zu machen. Thematisch hat es ihr hierbei besonders das Alte Testament mit seinen Propheten angetan. Denn das könnte etwas sein, das auch für ihre Arbeit als Pfarrerin und Theologin in ihrem Heimatland, Relevanz hat, so Dokman. 

Bevor sie ihr Studium in Minnesota begann, betreute sie in Suriname zwei Gemeinden als Pastorin und lehrte am Theologischen Seminar der Herrenhuter Systematische Theologie, Griechisch, Exegese und Homiletik. Wenn sie aus Minnesota zurück ist, wird sie vieles davon wieder aufnehmen. 

Ein religiös vielfältiges Land 

In Suriname sind beinahe 50 Prozent der Bevölkerung Christen. Diese Zahl spaltet sich jedoch zu ungleichen Teilen in unterschiedliche Denominationen auf. Die Pfingst- und charismatischen Kirchen bilden den größten Teil, gefolgt von der Römisch-katholischen Kirche und der Moravian Church (Herrenhuter Brüdergemeine). Bereits mit großem Abstand schließen sich die Reformierte Kirche und die Lutherische Kirche an, zu der Danielle Dokman selbst gehört. Schließlich folgen mit noch geringeren Anteilen die Baptistische, die Anglikanische und die Methodistische Kirche. 

Religiös noch vielfältiger wird es, bezieht man die nicht christlichen Glaubensrichtungen mit ein. Hindus sind nach den christlichen Gläubigen die größte religiöse Gruppe, gefolgt von Menschen muslimischen Glaubens und der Anhängerschaft des Winti, eine synkretistische Religion afrikanischen Ursprungs. Die Besonderheit von Winti ist zudem, dass es historisch tief in der surinamischen Kultur verwurzelt ist. Denn viele der heutigen Surinamer leiten ihre Herkunft von früheren afrikanischen Sklaven ab. Sie brachten Winti bei ihrer Verschleppung nach Suriname durch die damalige niederländische Kolonialmacht mit. 

Bis heute ist es daher so, dass viele Gläubige anderer Religionen parallel auch Winti sind. In dieser Religion spielt das Übernatürliche und Prophetie durch spirituelle Geistwesen eine große Rolle. Nach Danielle Dokmans Einschätzung könnte dies einer der Gründe sein, warum in Suriname viele der ärmeren Menschen besonders für die Verkündigungen eines sogenannten Wohlstandsevangeliums einiger christlicher Freikirchen empfänglich sind. Gleichwohl vermutet sie auch, dass die traditionellen Kirchen in Bezug auf prophetischen Dienst zu wenig tun, um die Menschen ihrerseits abzuholen. 

Mit ihrer Doktorarbeit, die sich mit der biblischen Prophetie des Alten Testaments beschäftigt, würde sie diesen gesellschaftlichen Strömungen, die sie in Teilen als bedenklich einschätzt, gern etwas entgegensetzen. Dokman liegen ihr Land und die Menschen, die darin leben, am Herzen. Und sie möchte mit positiven Veränderungen in Suriname mitwirken und sich einbringen.  

Quelle: EMW - Positiven Wandel gestalten 

 

LWB/A. Weyermüller